Düsseldorf Schauspieler mit Medizin-Studium

Düsseldorf · Liebling des Düsseldorfer Publikums: Michael Greiling ist derzeit in der "Komödie" zu erleben.

 Der Schauspieler Michael Greiling (66).

Der Schauspieler Michael Greiling (66).

Foto: Komödie

Was so alles in ein einziges Leben passen kann, beweist Michael Greiling auf eindrucksvolle Weise. Als windiger Seitensprung-Minister begeistert er derzeit in der Farce "Außer Kontrolle" in der "Komödie", wo er 2015 das Zwei-Personen-Stück "Lotti und Lilja" inszenierte. Seine weiteren Berufe außer Schauspieler und Regisseur: Humanmediziner und Psychotherapeut. Seine Passionen: Fliegen und Leistungssport. Und dann ist er auch noch sein eigener Architekt und Baumeister: Bis zur Fertigstellung seines Hauses auf Ibiza dauerte es fast 20 Jahre. "Ich habe alles selber gemacht, allein mit meinen Händen und meiner Betonmischmaschine", erzählt er. "Wann immer ich frei hatte und Geld da war, ging es weiter. Erst mauerte ich die Garage, damit ich einen Platz zum Schlafen hatte und mein Werkzeug verstauen konnte." Wollten die Leute wissen, wie lange es noch dauern würde, stießen sie bei ihm auf Unverständnis: "Was für eine Frage! Darauf kam es mir gar nicht an. Bauen ist meine Leidenschaft."

Während Michael Greiling (66) von seinem Meeres-Domizil schwärmt, sitzt er im Café der "Komödie". Düsseldorf ist ihm vertraut, in der Ära Canaris gastierte er mehrmals am Schauspielhaus - als Titelheld in "Liliom", in "Hexenjagd", "Nora" und "Der Ledermann", lauter Inszenierungen von Klaus Weise. "Eine glückliche Zeit", resümiert er. "Ich war Gast und konnte mir die Rollen aussuchen. Die Düsseldorfer mochten mich sehr." Und hier beendete Michael Greiling nun mit "Außer Kontrolle" seine lange Bühnenpause. "1992 hörte ich mit dem Theaterspielen auf", bestätigt er. "Es war mir nach über zwei Jahrzehnten ein wenig langweilig geworden. Gleichzeitig kam damals meine Karriere im Fernsehen so richtig in Schwung." Dieser ganz anderen Arbeitsweise konnte er viel abgewinnen: "Beim Drehen musste man nicht so lange proben. Hauptsache, man erschien gut vorbereitet am Set und war auf den Punkt konzentriert. Das Geld lockte mich auch, es ermöglichte mir Freiräume für andere Interessen."

Michael Greiling wurde zu einem bekannten Fernsehgesicht, drehte über 170 Serien und Filme. Dennoch spürte er irgendwann eine Routine, die ihm missfiel: "Die Qualität ließ nach, meine Rollen behagten mir nicht mehr, alles war zu nett und zu beliebig. Quotendruck erzeugt Mittelmaß, da bewegt sich nichts mehr." Einsichten, die ihm die Bühne erneut schmackhaft machten. Der mit allen Wassern gewaschene Minister sei ein guter Einstieg, sagt er: "Ein fantastisches Stück mit perfekt vernetzten absurden Situationen." Schon bei den Proben fühlte sich Greiling wieder "wie ein echter Schauspieler".

Eine Zeitlang war er sich des Schwerpunkts seines Berufslebens nicht sicher. "Arzt zu sein, erschien mir als Erfüllung", sagt er. "Studieren und spielen, beides lief lange glatt. Bis ich mich als fertiger Mediziner entscheiden musste - Patienten oder Theater?" Es siegte die Künstlerseele. Doch auch der Sport behielt seinen Platz: "Schwimmen bei Wettkämpfen, Klettern in den Alpen, ich war adrenalinsüchtig", sagt Greiling. "Ich brauchte den Kontakt mit den Elementen. Mit einem Freund wollte ich eine Flugschule in Nepal aufmachen."

Weil seine Tochter bei seinen waghalsigen Loopings zitterte, ließ er den Kunstflug sein und wandte sich dem Gleitschirmfliegen zu. Alwara Höfels wurde ebenfalls Schauspielerin. Sie wirkte in Sönke Wortmanns Film "Frau Müller muss weg" mit und gab kürzlich ihren Einstand als "Tatort"-Kommissarin in Dresden.

(RP)
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