Düsseldorf Schwäne eröffnen Düsseldorf-Festival

Düsseldorf · So viele schwarze Schwäne gab es noch nie. Sie springen und stampfen mit ihren weißen Tutus und Flaumfedern auf dem Kopf über die Bühne. Bis auf ein Paar sind alle Tänzer der südafrikanischen Dance Factory des Choreografen Dada Masilo Schwarze. Und diese bringen dem Publikum mit "Swan Lake" zum Start des Düsseldorf-Festivals ein turbulentes Spektakel, zu dem das Wort Ballett nur in Teilen passt.

Das wird gleich zu Anfang klar, als Nicole Haskins wie eine Art blonde Tambourmajorin zwischen die Tänzer tritt und mit allen Zeichen der Abwehr und des Gelangweiltseins den typischen Ablauf eines klassischen Ballettstücks erklärt. Also muss in der Folge natürlich etwas ganz anderes kommen - und in der Tat entwickelt sich ein "Schwanensee" der besonderen Art: Die Tutus wirbeln beim Modern Dance und die nackten Füße der Tänzer stampfen lautstark auf den Boden bei Anleihen aus afrikanischen Tänzen. Dazu erklingen neben Tschaikowskys Original-Musik auch Kompositionen von Arvo Pärt und Steve Reich. Prinz Siegfried will sich als ebenfalls schwarze Hauptfigur am liebsten ständig aus der Affäre ziehen und ins Off verschwinden. Apropos Affäre: Der einzige Tanz, in dem er sich auf eine andere Person einlässt, ist eine homoerotische Erfahrung. Die verführerische Odile kommt also als Mann daher, was bei Siegfrieds Eltern auf Widerstand stößt, und die sind, um das Verwirrspiel zu komplettieren, in Masilos "Swan Lake" Weiße. So muss man schmunzeln, als sie empört hervorstoßen, was denn die Leute denken sollen - angesichts dessen, dass sich der Sohn in einen Mann verliebt hat. Auf diese Weise berührt die Geschichte, die nur eine knappe Stunde dauert, jede Menge gesellschaftlicher Tabus. Nicht immer werden die Zusammenhänge direkt klar, doch wer sich einlässt, wird mit einem großen Tanzabend belohnt.

Info Weitere Vorstellung: heute, 20 Uhr, Tickets: www.westticket.de

(RP)
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