Düsseldorf Singende Säge mit viel Charme

Düsseldorf · Nessi Tausendschön begeisterte im "Kom(m)ödchen" mit neuem Programm.

Für die Premiere von "Knietief im Paradies" zog es Nessi Tausendschön ins "Kom(m)ödchen". Die Kölner Komikerin und Sängerin kennt ihr Stammpublikum und legt sofort los: "Ich sage, was wir heute anders machen. Wir fangen mit der Zugabe an. Da ist immer so eine schöne Stimmung." Die wandelbare Künstlerin wird im ausverkauften Theater mit herzlichem Applaus begrüßt. "Danke für das schöne Geräusch", ruft Nessi Tausendschön - und stutzt, als ihr Blick über die Tischchen mit Gläsern schweift: "Wenn man sich mein Programm schon schönsaufen muss", rüffelt sie mit gespielter Empörung, "setzt man sich nicht in die erste Reihe."

Das Paradies, von dem sie träumt, malt sie in leuchtenden Farben aus. "Dass alle krank sind vor Liebe und dumm vor Glück", gehört ebenso dazu wie eine liebliche Natur, die Entschleunigung des Internets und der Mindestpreis für Latte Macchiato. Und weil das Paradies nur knietief ist, bleibt darüber reichlich Raum für Nessis Frechheiten, ihre kleinen Frivolitäten, ihren Witz und ihren Zorn. Nach vielen Jahren als Kabarettistin ist er so wenig verglüht wie ihre Lust am Lästern, etwa über Merkels Manier, "alle Männer auszuknipsen" und "Stabilität mit Apathie" zu verwechseln. Treffsicher, ironisch und spaßig sind ihre Betrachtungen über die Sollbruchstellen der Männer, Paare beim Autofahren oder ihr Auftritt als naive Gabi Pawelka.

Nessi Tausendschöns größter Trumpf ist ihre musikalische Vielseitigkeit. Im "Kom(m)ödchen" gastiert sie noch bis morgen mit dem kanadischen Gitarristen William Mackenzie. Virtuos setzt das Duo vielerlei Instrumente ein. Gitarren, Banjo, Ukulele, das nostalgische Omnichord, die singende Säge und das skurrile elektronische Theremin. Als einziges Instrument wird es ohne direkte Berührung zum Klingen gebracht.

(RP)
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