Düsseldorf Stadt wird Zentrum der freien Theater

Düsseldorf · Beim Impulse-Theaterfestival soll sich im Juni die Szene präsentieren. Das FFT bekommt dafür eine neue Spielstätte.

 Die Suche nach Positionen und Handlungsmöglichkeiten steht im Zentrum vieler Arbeiten. In der Produktion "Noise" schreien sie das raus.

Die Suche nach Positionen und Handlungsmöglichkeiten steht im Zentrum vieler Arbeiten. In der Produktion "Noise" schreien sie das raus.

Foto: Nurith Wagner-Strauss

Zwei Wochen, 14 Produktionen, unzählige Spielorte in Köln, Mülheim, aber vor allem in Düsseldorf: Am 15. Juni beginnt hier ein Festival, das, nun ja, neue Impulse setzen will. Man verzeihe bitte die billige Pointe, aber genau so ist es nun einmal. "Ganz unterschiedliche ästhetische Handschriften" und "Arbeiten, die nicht miteinander vergleichbar sind" sollen gezeigt werden, sagte Festivalleiter Florian Malzacher gestern bei der Vorstellung des umfangreichen Programms. Die Vielfalt - "genau das macht die freie Szene aus", so Malzacher. Das Impulse-Theaterfestival soll dies nun abbilden.

Das städteübergreifende Festival gibt es seit 25 Jahren, es setzt seine Programmschwerpunkte mal in Köln und mal in Mülheim an der Ruhr, in diesem Jahr ist Düsseldorf Hauptspielort. Zuletzt hatte sich die Stadt Bochum als weiterer Partner verabschiedet, auch die NRW-Kunststiftung stieg 2014 aus. Nun jedoch scheint das Impulse-Festival wieder richtig Schwung aufzunehmen: Rund 700.000 Euro haben das NRW-Kultursekretariat, die beteiligten Städte und viele weitere Förderer insgesamt aufgebracht, um das Festival attraktiv zu gestalten. Erstmals ist zudem der Bund unter den Unterstützern, der 100.000 Euro beisteuert. Man darf das als Signal verstehen. Das Festival scheint eine neue Wertschätzung zu erfahren. Auch die Kunststiftung ist zurück und beteiligt sich.

Dass es so gekommen ist, daran hat auch die neue Festival-Struktur Anteil. Die Macher haben sich vom Zwei-Jahres-Rhythmus gelöst, seit 2014 findet "Impulse" jährlich statt. Zudem sollen die Kooperationstheater vor Ort künftig stärker ins Festival einbezogen werden. In diesem Jahr wird die Festivalzentrale im Forum Freies Theater (FFT) eingerichtet. Im Erdgeschoss des FFT haben Stadt und Theater ein leer stehendes Großraumbüro angemietet, in dem Partys, Konzerte und Livekritiken im Anschluss an ausgewählte Vorstellungen stattfinden sollen. Eine große Fensterfront zur Jahnstraße gibt dann auch ganz unmittelbar einen neuen Blick auf das Festival frei. Die Räume bleiben dem FFT zudem über das Festival hinaus erhalten. Bis Jahresende kann das Theater die Räume für Proben und Aufführungen nutzen.

Gezeigt werden beim Impulse-Festival vor allem Produktionen, die sich mit der politischen Realität auseinandersetzen, sagt Florian Malzacher. "Wir haben in vielen Arbeiten das Bedürfnis der Künstler gespürt, sich zu positionieren, zu handeln." Es bleibt nur die Frage wie. "Start cooking, recipe will follow" lautet das Festivalmotto - das Rezept kommt beim Kochen. Eröffnet wird mit "Die Botschafter". Die Theatergruppe Gintersdorfer/Klassen verhandelt darin die deutsch-afrikanischen Beziehungen im Postkolonialismus. Gezeigt wird die Produktion zum Auftakt im Tanzhaus NRW. Anschließend wird das Stück noch zweimal im FFT Juta aufgeführt.

In "Noise" suchen Sebastian Nübling und acht Jugendliche vom Jungen Theater Basel nach Freiräumen und Ausdrucksmöglichkeiten mit vollem Körpereinsatz. Gezeigt werden soll an zwei Tagen im Central, "wie man den Neoliberalismus so stark beschleunigen kann, bis er von selbst gegen die Wand fährt", sagt Festival-Dramaturgin Nadine Vollmer.

Ebenfalls auf dem Programm: das bekannte Kollektiv Rimini Protokoll, das ein Konzert von geflüchteten Kindern inszeniert; She She Pop und die Münchner Kammerspiele spielen nach Wedekinds "Frühlings Erwachen" ein Stück über die Sexualität und das Schämen; und Ariel Efraim Ashbel bereitet eine postmoderne Referenzhölle. Titel: "The Empire strikes Back". Genau, so wie der Star-Wars-Film heißt.

(kl)
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