Düsseldorf Sternenstaub an der Heine-Allee

Düsseldorf · Der Fotograf David LaChapelle hat Elton John, Kanye West, Liz Taylor und viele andere Stars porträtiert. Nun kam er nach Düsseldorf.

Rummel um den Promi-Porträtisten: Der 55-jährige US-amerikanische Fotograf David LaChapelle war zu Gast in der Galerie Geuer und Geuer.

Rummel um den Promi-Porträtisten: Der 55-jährige US-amerikanische Fotograf David LaChapelle war zu Gast in der Galerie Geuer und Geuer.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Letzte Nacht hat David LaChapelle schlecht geschlafen. Während er in seinem Hotelzimmer träumte, ging der Feueralarm. "Please leave the building. Don't use the elevator", habe es geheißen. LaChapelle erzählt diese Geschichte, kurz nachdem er die Galerie Geuer und Geuer an der Heinrich-Heine-Allee betreten hat. Er ist spät dran, eine halbe Stunde zu spät. Verschlafen vielleicht, denkt man. Andererseits ist es nun auch schon halb zwölf.

David LaChapelle hat es jedenfalls doch noch geschafft, in der Galerie Geuer und Geuer stellt er seine Serie "Negative Currency" aus, eine Reihe von Arbeiten, für die er Geldscheine aus aller Welt großformatig und in solcher Weise durchleuchtet hat, dass auf seinen Bildern nun beide Seiten der Scheine zu sehen sind. Er hat seit den 1990ern Serien für den Dollar, die Lira, den Schekel, den Yen und den Won gemacht, die Währung in Nordkorea. Nun gibt es auch eine Euro-Reihe, vom Fünfer bis 500 Euro, bis zum 20. Juni zu sehen bei Geuer. Zur Eröffnung war der Künstler gestern selbst zu Gast, da rückten seine Geldscheine etwas in den Hintergrund.

Denn David LaChapelle ist der Fotograf der Superstars, vor allem ab den 80ern bis kurz nach der Jahrtausendwende hat er sie alle porträtiert. Liz Taylor, Michael Jackson, Drew Barrymore, David Bowie, Justin Timberlake, Kate Perry, Hillary Clinton, Kylie Minogue, Kim Basinger, Jay Z - nur mal so als Auswahl. Für Moby und Jennifer Lopez hat er Musikvideos gedreht, für Britney Spears den Clip zu "Everytime". Das ist das Video, in dem die Sängerin total durchdreht und in einer Badewanne zu ertrinken droht. Das war, bevor Britney tatsächlich für einige Zeit von der Bahn abkam. LaChapelle hatte die dunkle Vorahnung.

Immer waren seine Arbeiten überkandidelt. Dem Rapper Kanye West, der sich in seiner Hybris zuweilen mit Jesus Christus verwechselt, setzte er für ein Foto eine Dornenkrone auf. Andy Warhol, seinen Förderer, porträtierte er kurz vor dessen Tod zwischen zwei Bibeln und nannte das Foto "Last Sitting". Wenn von LaChapelles Arbeit die Rede ist, heißt es oft, sie sei nah am Kitsch, dabei ist sie meistens schon darüber hinaus. Auf interessante Weise aber. Campy irgendwie.

2006 kündigte LaChapelle an, nicht mehr für die Werbung und keine Promis mehr fotografieren zu wollen, er zog sich nach Maui zurück, in eine ehemalige Nudistenkolonie. An seinen Vorsatz hielt er sich nur bedingt. Er möge sich an keine Regeln halten, sagt er. Auf Maui jedenfalls machte er auch das Foto, mit dem Elton John zurzeit für seine Abschiedstournee wirbt. Man muss wissen, Elton John gehört neben Naomi Campbell und Pamela Anderson zu LaChapelles Musen, und das Foto zeigt den Popstar im hawaiianischen Dschungel neben einem Glitzer-Klavier.

Mit Elton John verbinden ihn viele gemeinsame Jahre, erzählt David LaChapelle bei Geuer, so als wäre es das Normalste überhaupt. Würde ihm nun einer auf die Schulter klopfen, es würde wohl reichlich Sternenstaub rieseln. Wagt aber niemand, er hat einen Assistenten dabei, der sich als Johnny vorstellt und seinen Auftritt begleitet. Auch ein deutscher Kunstberater mit New Yorker Adresse auf der Visitenkarte ist gekommen, und Kai Diekmann, der frühere Chef der "Bild"-Zeitung.

Diekmann ist ein Freund des Hauses und der Kunst und zufällig gerade in Düsseldorf, heißt es. Diekmann, der David LaChapelle zuvor nie getroffen hat, wie er erzählt, wollte ihn nun offensichtlich auch einmal aus der Nähe sehen.

David LaChapelle ist derweil bemüht, das Thema auf die Geldscheine zu lenken, dafür ist er schließlich hergekommen. Was ihn daran fasziniert, ist der Umlauf, in den sie geraten, von Hand zu Hand, erzählt er. Auch seinen Arbeiten sieht man die Spuren an. Und dass sein Wert dem bedruckten Papier erst zugeschrieben wird, merkt er an, das sei wie in der Kunst.

Sein Lieblings-Euroschein ist übrigens der 500er, weil der aus dem Verkehr gezogen werden soll, um Terrorfinanzierung und Schwarzarbeit zu erschweren. Bei David LaChapelle, denkt man, scheint es so: Promis oder Schurken-Scheine - Hauptsache Aura.

(kl)
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