Düsseldorf Summ! Summ! Summ!

Düsseldorf · Die Biene macht verrückte Zeiten durch: Sie ist bedroht und zugleich so beliebt wie nie. Neuerdings ist es Trend, die Tiere in der Stadt zu halten. Und jetzt kommen sie auch noch ins Theater. Das FFT zeigt das Bienenstück "Cosmic Love".

Düsseldorf: Summ! Summ! Summ!
Foto: Jürgen Laaser

Um Bienen wird ja ohnehin schon ein Riesentheater gemacht. Das lässt sich bald wieder beobachten, denn in den Sommermonaten spielen sich auf Balkonen, Terrassen und Picknickdecken wunderbare Szenen ab: Menschen, die wie angestochen aufspringen, panisch herumwedeln und davonlaufen, sich nach ein paar Metern verängstigt umdrehen und rufen: "Ist sie noch da?" Aus der Ferne sieht das aus wie Ausdruckstanz, die Tiere sind ja so klein, dass man sie leicht übersieht - und trotzdem lösen sie bei manchen große Ängste aus.

Dem Umgang mit der Biene wohnt also ohnehin schon ein gewisses Schauspiel inne, und nun kommt das FFT und widmet den Bienen zwei Abende. "Cosmic Love - ein Bienenstück" heißt die Produktion des Ensembles "unitedOFFproductions", das am Wochenende gezeigt wird. Ein Bienenstück? Echt jetzt? Ja, wirklich. Weil die Bienen der "Mega-Indikator" für den Zustand unserer Umwelt seien, sagt Regisseur Dieter Krockauer.

Krockauers Ensemble widmet sich seit Jahren dem Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt. Im Mittelpunkt steht stets die Frage: "Wie gehen wir mit der Umwelt um?", sagt Krockauer. Ein Hobby-Imker war der Theatermann indes nie. Das Thema ist ihm zugeflogen. "Wenn man in der Großstadt lebt, ist man ja von Bienen umgeben", sagt er. Denn die innerstädtische Hobbyimkerei erfreut sich seit Jahren größter Beliebtheit. 220 hiesige Imker zählt allein der Kreis-Imkerverband Düsseldorf. Tendenz steigend.

Düsseldorf sei eine "sehr bienenfreundliche Stadt", sagt Gino Collica vom Bienenzuchtverein Düsseldorf. Bis zu 50 Menschen kämen zu den Imker-Schulungen, die der Verein regelmäßig anbietet. "Fünf bis sechs pro Kurs werden dann tatsächlich Imker."

Seit vor gut zehn Jahren ganze Bienenvölker ausstarben, weil sie von Milben befallen wurden oder Pestiziden zum Opfer fielen, habe die Imkerei zugenommen, sagt Collica. Die meisten Neuimker würden der Umwelt zuliebe mitmachen. "Der Honig ist nur die Belohnung." Der Ertrag stehe in keinem Verhältnis zur Arbeit, die man mit den Bienen habe. "Vor dem Bienenstock zu stehen, wirkt auf viele Menschen einfach beruhigend", erzählt Collica. "Was die Bienen leisten, ist einfach faszinierend", sagt Dieter Ziemann vom Imkerverband. Fasziniert von der Systematik, mit der die Insekten zusammenarbeiten, war auch Regisseur Krockauer, als er und sein Team "Cosmic Love" entwickelten. Sie sprachen mit Wissenschaftlern und Hobbyimkern, stiegen auf die Dächer der Stadt und studierten dort die Waben.

Zuweilen stießen sie bei ihren Recherchen auf für Laien verblüffende Erkenntnisse. Etwa dieser, dass es vielen Bienen heute in der Stadt besser geht als auf dem Land. "In der Stadt finden sie überall Blumen", sagt Gino Collica. Der Ackerbau mit seinen Monokulturen sei indes kein guter Lebensraum für die Tiere, sagt Krockauer. "Die Monokultur ist das Gegenteil von Diversität." Die Einfalt bekomme den Bienen nicht. "Da können wir Menschen noch von lernen."

Ihr Material legten die Theatermacher den Schauspielern vor, gemeinsam entwickelten sie "Cosmic "Love". Zu sehen und zu hören sind nun dokumentarische und wissenschaftliche Texte, mythologische Exkurse; es gibt Musik, und "wir haben auch Bienen auf der Bühne", sagt Krockauer. Also Menschen, die Bienen spielen. Ist das nun ein unterhaltsames Stück oder ein Lehrstück? Beides. "Es geht schon um die Infos", sagt Krockauer. "Aber ich glaube, dass es schon sehr humorvoll ist. Die Behauptung, dass ein Mensch eine Biene spielt, ist ja per se schon Quatsch."

(kl)
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