Zusammenbruch auf der Bühne Susanne Tremper geht es besser

Düsseldorf · Die Schauspielerin brach am Silvesterabend auf der Bühne des Schauspielhauses während der Vorstellung von "Piaf – das Konzert" zusammen. Eine Fistel im Gehirn war der Grund. Sie liegt derzeit in der Uniklinik, und bereits im Februar will sie ihre Rolle wieder spielen.

 Susanne Tremper als Edith Piaf im Schauspielhaus.

Susanne Tremper als Edith Piaf im Schauspielhaus.

Foto: Sebastian Hoppe

Die Schauspielerin brach am Silvesterabend auf der Bühne des Schauspielhauses während der Vorstellung von "Piaf — das Konzert" zusammen. Eine Fistel im Gehirn war der Grund. Sie liegt derzeit in der Uniklinik, und bereits im Februar will sie ihre Rolle wieder spielen.

"Hier ist Susanne Tremper", meldet sich eine muntere Stimme am Telefon. "Ich wollte nur sagen, dass ich mich seit heute wieder richtig gut fühle." Und dann erklärt sie, warum die Nachricht mit den Genesungs-Wünschen auf ihrer Mailbox bisher unbeantwortet geblieben war: "Vor einer Woche ging es bei mir um Leben und Tod. Ich musste entscheiden, ob ich mir den Schädel öffnen lasse. Zum Glück nahm ich den Rat der Ärzte sofort an. Es war tatsächlich fünf Minuten vor Zwölf, wie es sich für eine anständige Schauspielerin gehört. Die Fistel in meinem Kopf hätte jeden Moment explodieren können. Dann wäre ich gestorben."

Der Schrecken hatte am Silvesterabend seinen Anfang genommen. Das Große Haus war ausverkauft, 740 Zuschauer freuten sich auf "Piaf — das Konzert" mit Susanne Tremper. "Ich wollte meinem Publikum etwas ganz Feines zum Geschenk machen und hatte extra viel geübt", sagt sie. "Schnell spürte ich, dass meine Stimme nicht richtig saß. Als ob sich zwei Nervenstränge im Hals ineinander verhakt hätten." Ihrem Bedürfnis, mit dem Kopf hin- und her zu ruckeln, um die Spannung zu lösen, gab sie nicht nach. Und während sich der Schmerz ausbreitete, fiel sie plötzlich zu Boden. Über die absurden Szenen, die nun folgten, kann sie schon wieder lachen: "Ich sang einfach weiter. Das Publikum reagierte kaum, offenbar dachte man, das gehöre zur Rolle. Ich wollte mich hochrappeln und fühlte, dass es meinen linken Fuß nicht mehr gab. Dann schleppten mich zwei Inspizienten von der Bühne."

Es passt zu einer Vollblut-Künstlerin wie Susanne Tremper, dass sie selbst jetzt noch in den Zuschauerraum rief: "Nicht gehen, Leute, ich komme gleich wieder und singe weiter." Daraus wurde nichts. Wie ein Maikäfer auf dem Rücken liegend, sah sie in die erschreckten Gesichter von vier Ärzten, die in der Vorstellung waren und zu Hilfe eilten. Sie hörte das Wort "Schlaganfallgefahr" und fand sich wenig später in der Uniklinik wieder. "Das war mein Glück", sagt sie. "Von da an ging es nur noch mit Schutzengeln weiter."

Der erste Verdacht bestätigte sich nicht. Während am Himmel über Düsseldorf das Feuerwerk funkelte und die Glocken das neue Jahr verkündeten, vermutete der diensthabende Arzt eine Durafistel im Gehirn, eine radiologische Untersuchung (Angiografie) untermauerte die Diagnose. Weil die Fistel nah am Augenkanal saß, zog man den Neurochirurgen Daniel Hänggi von der Uniklinik zu Rate. "Er saß an meinem Bett und machte mir den Ernst der Lage klar", sagt Susanne Tremper, "eine Operation war unumgänglich". Vier Tage später berichtet sie schon von einem "ungeheuren Energiezuwachs". Demnächst wird sie aus der Klinik entlassen, muss zwei Wochen absolute Ruhe einhalten. "Ab Februar stehe ich wieder auf der Bühne", hofft sie voller Zuversicht. "Als ich aus der Narkose erwachte, ging ich meinem gesamten Piaf-Text durch. Anschließend habe ich alle Lieder gesungen Ein Test, ob Gehirn und Stimme noch funktionieren. Beides klappte wunderbar."

Bald wartet eine neue Herausforderung auf Susanne Tremper — als Maria Callas in "Meisterklasse", Premiere ist am 21. März in der "Komödie". Die Offenheit, mit der sie über ihre Erkrankung berichtet, geht mit einer Botschaft an ihr Publikum einher: "Es tut mir so leid, dass ich die Vorstellung abbrechen musste. Über 700 Leute! Und dann Silvester! Schlimmeres ist für eine Schauspielerin kaum denkbar." Noch etwas ist ihr wichtig: "Nie zuvor war ich krank. Jetzt weiß ich, wie sehr es darauf ankommt, in einer solchen Situation in die richtigen Hände zu geraten. In der Uniklinik habe ich nur kompetente, hilfsbereite und einfühlsame Menschen getroffen. Meine Ärzte sind Koryphäen, sie haben mir das Leben gerettet. Auch das will ich den Düsseldorfern sagen."

(RP/jco)
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