Gastrotipp Sushi auf Rock-'n'-Roll-Weise

Düsseldorf · An der Grafenberger Allee gibt es ein neues Sushi-Restaurant, das schon äußerlich deutlich macht, dass es dort nicht allzu streng zugeht.

 Tri Nguyen mit einer Auswahl der Sushi-Spezialitäten im Restaurant, das von Schnörkeln geprägt ist.

Tri Nguyen mit einer Auswahl der Sushi-Spezialitäten im Restaurant, das von Schnörkeln geprägt ist.

Foto: A. Endermann

Khanh Nguyen hat die Düsseldorfer Gastronomieszene in den vergangenen Jahren an vielen Orten mitgeprägt. Angefangen hat er mit einem Restaurant, das zur Hälfte seinen Namen trägt ("Khanh's Lilly"), nach mehr als einem halben Dutzend Eröffnungen in den Szene-Stadtteilen ist er nun auch der Inhaber von "Kamikaze Sushi", einem Restaurant, in dem beide Teile des Namens Programm sind.

Nguyen ist Vietnamese und hat ganz puristisch begonnen. Das "Khanh's Lilly" bot frische, ursprüngliche Küche seines Heimatlandes, lange bevor irgendjemand in dieser Stadt die Worte Street Food oder Street Kitchen ausgesprochen hatte. Das "Suzie Q" war spielerisch-stylish angelegt. Im "Scaramangas" stehen die Vorspeisen im Vordergrund, das "Banh Boyo" fasst aus den Konzepten das Beste zusammen.

Nun also Sushi und nun also zum ersten Mal keine vietnamesische Spezialität. Da war die Skepsis ein Begleiter auf dem Weg ins Restaurant an der Grafenberger Allee, den wir im Laufe des Abends irgendwo verloren haben müssen. Natürlich gibt es in Düsseldorf Köche und Küchen, die qualitativ noch besseres Sushi servieren, aber "Kamikaze" spielt im oberen Mittelfeld. Und vor allem stehen auf der beeindruckend langen Karte einige Ideen jenseits des Mittelstreifens. Da sind zum Beispiel die Sumo Rolls, leicht euphemistisch mit "Röllchen" umschrieben, tatsächlich eine Mahlzeit, die den Konsumenten im Gefühl eines japanischen Kampfkünstlers im Superschwergewicht zurücklässt.

Für die kreativen Gäste gibt es Maki und Rolls zum selbst Zusammenstellen. Die sechs oder acht Basis-Rollen kosten 2 beziehungsweise 3,50 Euro und können mit bis zu drei Zutaten gefüllt werden, die dann preislich mit 1,20 bis 3,80 Euro verbucht werden. Zur Auswahl stehen mehr als 20 Zutaten, der Rock'n'Roll kennt an dieser Stelle wenig Grenzen, denn es sind Kombinationen aus Kürbis, Süßwasser-Aal und Mayonnaise problemlos praktisch machbar.

Die Restaurants des jetzt noch breiter aufgestellten Asien-Experten Nguyen sind auch immer mit einem besonderen innenarchitektonischen Konzept verknüpft. Das "Scaramangas" ist auf sehr gelungene Weise sehr gülden gehalten, im "Banh Boyo" ist der Tisch ein Drache. Auch die Optik im "Kamikaze Sushi" macht jede Menge Spaß. Maskottchen sind ein niedlicher wildgewordener Fisch und ein Kraken, dessen Tentakel wie Locken durchs Wasser ziehen. Diese Schnörkel tauchen an vielen anderen Stellen im Restaurant wieder auf: an den Tischbeinen, an den Stahlpflanzen im Speiseraum und im üppigen echten Grün. Für überraschende Ruhe sorgen in diesem Konzept rote Kissen und Töpfe.

Bei aller Freude am locker-wilden Sushi, das uns auch bei einer Bestellung nach Hause gut gefiel, gibt es zwei Kritikpunkte: Inhaber Nguyen rechnet seine Ideen und Qualität selbstbewusst um, unten auf der Quittung stehen schnell und ohne große Bestellwut durchaus beachtliche Summen. Und Gäste, die nicht zu den entscheidungsfreudigsten Bewohnern des Planeten zählen, finden kaum Unterstützung bei der Riesenauswahl. Eine Zusammenstellung mehrerer Gerichte gibt es nur bei den Sashimi, ansonsten braucht der Gast Fachwissen, Glück - oder einen noch einen Besuch in Flingern.

(RP)
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