Düsseldorf Techno mit afrikanischem Groove

Düsseldorf · Stefan Schwander ist unter dem Namen Harmonious Thelonious zum musikalischen Exportschlager geworden.

 Musiker Stefan Schwander.

Musiker Stefan Schwander.

Foto: Schiko

Musik ist eine der Sachen, die diese Stadt lebenswert machen, und einer der aufregendsten Musiker, die Düsseldorf hat, ist Stefan Schwander. Wenige kennen ihn indes unter diesem Namen; Schwander ist kaum zu fassen, denn für jedes seiner vielen Projekte denkt er sich einen neuen Titel aus. Er tritt als Antonelli, The 23s, als Teil der Durian Brothers und zuletzt zumeist als Harmonious Thelonious auf, und das liebste Format für seine Musik ist ihm die Maxi-Single auf Vinyl.

Schwander ist außerdem Möbelbauer, unter der Internetadresse teilmoebliert.com findet man seine minimalistischen Entwürfe, und weil das so nahe liegt, kann man durchaus sagen, dass der Designer Schwander ganz ähnlich arbeitet wie der Musiker: mit wenig Klimbim maximalen Effekt erzielen.

Die Musik, die er als Harmonious Thelonious produziert, ist als Techno nur unzureichend charakterisiert. Schwander arbeitet in seinem Studio mit Sequencer und Drummachine. Er flicht Sounds ein, die wie Urwaldtrommeln klingen oder wie Congas, und der Effekt ist so exotisch, dass mancher Plattenladen ihn unter dem Stichwort "Afrika" einordnet - so etwa iTunes, wo sein aktuelles, etwas eingängiger als gewohnt gearbeitetes Album "International Dance Record" in dieser Rubrik geführt wird.

Im Gropius-Bau in Berlin sah Schwander zudem eine Ausstellung über Stammeskunst in Papua-Neuguinea. Er betrachtete drei Meter lange Schlitztrommeln, die Menschen gefertigt hatten, die am Fluss Sepik leben, und dazu hörte er die folkloristische Musik dieser Region, und das hat ihn fasziniert. "Ich habe jahrelang House-Beats programmiert, aber plötzlich wusste ich, der Groove kann auch woanders herkommen." Schwander fand auf dem Großmarkt-Flohmarkt wissenschaftliche Schallplatten mit Stammesmusik aus Asien und Afrika, und all das inspirierte ihn zu eigener Musik, die ähnlich rau und ungeschliffen wirken soll. Er versteht sie jedoch nicht als Nachahmung, sondern als Transformation. Elektronische Musik mit weltmusikalischem Akzent, wenn man so will. "Outernational", sagt Schwander.

Schwander mag keine sozialen Medien, einen Facebook-Account hat er nicht, dennoch bekommt er Einladungen nach Paris und London. Sein Name ist allein durch die Platten zu einem Qualitätsmerkmal geworden, und das Schöne daran ist, dass er im September bei einem Festival in Uganda auftreten wird. Mit afrikanisch anmutender Musik von einem Musiker, der nie zuvor in Afrika gewesen ist.

(hols)
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