Düsseldorf Töpfernde Tölpel und acht Gitarren

Düsseldorf · Die Iceland Dance Company gastierte zum Spielzeitauftakt im Tanzhaus NRW.

 Musik liegt in der isländischen Luft.

Musik liegt in der isländischen Luft.

Foto: Jónatan Grétarsson

Ein Glücksfall für das Tanzhaus NRW war der Besuch von der Insel aus Feuer und Eis. Die renommierte Iceland Dance Company machte die Spielzeiteröffnung und eine neue Programmreihe "Ceremony Now!" zu einem mehrtägigen Großereignis. Sogar der Oberbürgermeister wurde gesichtet. Erna Òmarsdóttir hatte mit ihren Künstlern ein Happening ausgerichtet. Die Besucher konnten wählen zwischen buntem Treiben in der Eingangshalle, zwei Tanzperformances auf der großen Bühne und zwei Filmproduktionen in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Medienkünstler Matthew Barney. Das Geschehen hieß "Sacrifice".

Der lange Abend bescherte dem Publikum eine schier endlose Vielfalt an Eindrücken. Moderiert von einem scheinbar dilettantischen, in Wirklichkeit aber hochprofessionellen Sprecherpaar, sah man geweihtragende Tölpel beim Töpfern, ekstatische Jahrmarktartisten und jede Menge Urzeitliches.

Als Erna Òmarsdóttir und der Musiker Valdimar Johannsson vor fünf Jahren heiraten wollten, stellte sich ihnen die Frage, nach welchem der auf der Welt gängigen Rituale das Hochzeitsfest ausgerichtet werden sollte. Unzufrieden mit dem Herkömmlichen, gingen sie auf die Suche nach den Grundlagen menschlicher Feiern. Das Ergebnis ist "Sacrifice", in der lateinischen Wortbedeutung die religiöse Überhöhung eines gewöhnlichen Akts. Der erste Teil "Shrine" zeigt zwölf Performer in einer Kathedrale aus Licht, wo sie eine ebenso lustvolle wie schmerzhafte Sinnsuche betreiben. Teil zwei "Dies Irae" ist ein Endlos-Video von Gabriela Fridriksdóttir, inspiriert durch den gleichnamigen Text des Thomas von Celano. "No Tomorrow", sehr schön und eindrucksvoll, ist ein Ballett für acht Tänzerinnen und acht Gitarren. Den Schluss bildet der Film "Union of the North", bei dem Mythen und Ideale der heutigen Zeit als Reality-Show gezeigt werden. Die Grundidee: Auch in Island kann man sich bei "Dunkin' Donuts" langweilen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort