Düsseldorf Von der Kunstakademie ins eigene Atelier

Düsseldorf · Aurel Dahlgrüns Abschlussarbeit wurde mit dem Ehrenhofpreis ausgezeichnet. Nun beginnt für ihn ein neuer Lebensabschnitt.

 Für seine Abschlussarbeit "19 weeks of water" sammelte der Akademiestudent Aurel Dahlgrün aus der Klasse Christopher Williams über mehrere Monate Luftfeuchtigkeit. Die präsentierte er in einem Becken, das er aus vier Randleisten in seinem Akademieraum gebaut hat.

Für seine Abschlussarbeit "19 weeks of water" sammelte der Akademiestudent Aurel Dahlgrün aus der Klasse Christopher Williams über mehrere Monate Luftfeuchtigkeit. Die präsentierte er in einem Becken, das er aus vier Randleisten in seinem Akademieraum gebaut hat.

Foto: Markus Luigs

Sein Raum in der Kunstakademie ist so gut wie leer. Einige weiße Bänke stehen an den Wänden, in Mappen schlummern großformatige Fotografien, und in der Ecke wartet ein Luftentfeuchter auf seinen Einsatz: Nach gut sechs Jahren an der Kunstakademie zieht Aurel Dahlgrün um. Oder vielmehr aus. Dieses Jahr wurde der 28-Jährige mit dem Ehrenhofpreis ausgezeichnet. Jener Preis, der vor zwei Jahren vom Museum Kunstpalast gemeinsam mit dem Düsseldorfer Unternehmer Georg Landsberg ins Leben gerufen wurde. Mit dem Preis wird die beste Abschlussarbeit der Akademie-Absolventen ausgezeichnet. Aurel Dahlgrün überzeugte die Jury in diesem Jahr mit seiner Installation "19 weeks of water".

Mittlerweile erinnert in seinem Arbeitsraum nur noch ein Abdruck an das, was sich beim Akademie-Rundgang vor wenigen Wochen abgespielt hat: Ein großes glänzendes Rechteck war dort in der Raummitte zu sehen. Besucher umrundeten es, spiegelten sich darin, machten Fotos und staunten nicht schlecht, als immer wieder neue Flüssigkeit in das Bodenbecken tropfte und die Oberfläche in Bewegung setzte. Die Flüssigkeit hat Aurel Dahlgrün mit einem Luftentfeuchter aus dem Raum gezogen. Mehr als vier Monate lang sammelte er sie und ließ sie schließlich Teil seiner Abschlussarbeit werden. Daher auch der Name seines Werks "19 weeks of water."

In seinen Arbeiten spielt das Wasser eine zentrale Rolle. Auch in anderen Werken beschäftigt der Fotograf sich mit dem Element. In Katalogen, die sich übrigens nur mit beiden Händen durchblättern lassen, zeigt Dahlgrün Fotografien, die er auf seinen Expeditionen sowohl unter als auch oberhalb des Wassers aufgenommen hat. Andere Aufnahmen stammen aus dem Innenraum eines Wasserkochers.

Mit seinen Werken möchte Dahlgrün einen Blick auf die räumliche Gegenwart schaffen und der Frage nachgehen, wie der Mensch auf die Natur schaut oder wie sich Mensch und Tier beeinflussen. Immer habe er sich dabei auch mit dem Medium Fotografie auseinandergesetzt. "Fotografie ist heutzutage allgegenwärtig geworden, es wird beliebig, verliert an Bedeutung", sagt er. In seinen Arbeiten ist Dahlgrün dagegen Perfektionist, er versucht die Kontrolle zu behalten: "Zeitweise habe ich sogar das Papier selbst geschöpft", erzählt er. Ein anderes Mal zerschredderte er Fotografien, um aus den Farbpigmenten Neues zu schaffen.

Fragt man Aurel Dahlgrün, wo er herkommt, wird es ein wenig kompliziert. Geboren wurde Dahlgrün in Berlin, schon kurze Zeit später stand ein Umzug nach Småland in Schweden an. Dort wuchs er mit seinen Eltern und vier Brüdern inmitten der Natur auf. Später zog die Familie zurück nach Berlin, bis Aurel Dahlgrün wieder das Fernweh packte. Er verbrachte einige Zeit in Brasilien. Zunächst als Austauschschüler, dann als Lehrer für Kunst und Englisch.

2011 kam Aurel Dahlgrün an die Kunstakademie nach Düsseldorf. Dort studierte er Fotografie in der Klasse des Künstlers Christopher Williams.

Die sieben Jahre an der Akademie haben Aurel Dahlgrün geprägt. Fachlich, aber auch durch die Erlebnisse auf gemeinsamen Exkursionen oder durch Bekanntschaften, die er währenddessen machen konnte.

Dass seine Zeit an der Akademie nun zu Ende geht, bringt ihn ins Grübeln: "Komisch ist es schon, nun fällt das weg, weswegen ich nach Düsseldorf gekommen bin", sagt er, "aber andererseits fühlt es sich richtig an." Über den Ehrenhofpreis habe er sich wahnsinnig gefreut. "Es war aber auch eine Erleichterung." Denn das Preisgeld erlaubt es ihm, erst einmal seine kreativen Ideen zu verwirklichen, ohne dabei ständig in Geldsorgen zu sein.

Und Ideen hat er einige: Er listet sie in kleinen Notizbüchern auf, feine Skizzen ergänzen darin seine akkurate Handschrift. "Um aber alles umzusetzen, hat der Tag zu wenig Stunden." Der 28-Jährige lässt seinen Blick durch den halb leergeräumten Raum schweifen und sagt dann: "Ich freue mich auf die Zeit, die nun kommt."

(ubg)
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