Düsseldorf Was passiert, wenn man sich in eine Terroristin verliebt

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Autor Wilfredo Lange hat einen frivolen Roman über Freundschaft und Terrorismus geschrieben.

Als der Romanheld Wilfredo vom Tod seines alten Freundes Kregar aus Argentinien erfährt, versetzt es ihn gedanklich zurück in eine chaotische Zeit seines Lebens. Nach dem Studium verschlug es Wilfredo einst nach Südamerika - vor allem, um attraktive Frauen kennenzulernen. Doch nicht nur Liebschaften erwarteten den jungen Mann dort, sondern auch ein skurriler und nervenaufreibender Roadtrip - von den Anden bis in die Bretagne.

Da Wilfredos Freund Leif verdächtigt wurde, seine Freundin ermordet zu haben und die blutige Rache des Schwagers in spe fürchtete, flohen die beiden Männer mit Wilfredos Auto. Es folgten bizarre und gefährliche Situationen; der Protagonist verliebte sich unsterblich in eine Terroristin und beobachtete Szenen eines Bürgerkrieges in Südamerika. Viele Jahre später stirbt Kregar, der Wilfredo anfangs in Argentinien bei sich aufnahm, und Wilfredo begibt sich auf die Suche nach den alten Weggefährten.

Der Roman erzählt von vielen exzentrischen Charakteren und schildert sehr stimmungsvoll eine Reise durch bedrohliche Umgebungen, erotische Abenteuer und den Wert der Freundschaft. In 16 Kapiteln stellt der Autor Wilfredo Lange einen Mann dar, der auf der Suche nach der Liebe und nach sich selbst ist.

Als Leser lernt man viele Fremdwörter, vor allem mit südamerikanischem Einfluss. Diese erklärt der Autor in einem Glossar. Darunter Begriffe wie Carpincho (Wasserschwein) oder Mapuche (Indigenes Volk in Argentinien und Chile). Auch jiddische Wörter kommen vor. Denn wie der Buchtitel "Der Mentsch tracht und Got lacht", was im Deutschen so viel heißt wie "Der Mensch denkt und Gott lenkt", schon deutlich macht, gibt es hier einen jüdischen Bezug. Rahel Gemitlich, eine der vielen Amouren Wilfredos, ist Jüdin und stellt ihn "ihrer mischpokhe" vor, die Wilfredo zu beeindrucken scheint und ihm kurzzeitig so nahe steht, dass er sogar einige Worte Jiddisch lernt.

Der Roman fängt auf unvergleichliche Weise die Atmosphäre Südamerikas ein. Man erlangt beim Lesen das Gefühl, den jungen Wilfredo auf den Wirren seiner Reise tatsächlich zu begleiten und hautnah dabei zu sein. Gerade deswegen werden allerdings die unzähligen Liebesgeschichten, von denen der Held ausschweifend erzählt, auf Dauer etwas erschöpfend.

Autor Lange - der denselben Vornamen wie sein Protagonist trägt, allerdings in seiner kurzen Widmung ("Wie immer mir selbst gewidmet") erklärt, dass alle Charaktere in dem Roman fiktiv seien - ist in Argentinien aufgewachsen. Seine detaillierten Beschreibungen kommen daher nicht von ungefähr. Später war Lange als Rechtsanwalt in Buenos Aires tätig, aber auch Jura-Professor in Duisburg und Redakteur beim "Handelsblatt".

Lesung Wilfredo Lange liest aus seinem Buch am Freitag, 2. Dezember, in Jacques' Weindepot, Alte Landstr. 1 in Lohausen/Kaiserswerth. Eintritt: 9,50 Euro inclusive Weinverkostung, Käse und Landbrot

(RP)
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