Düsseldorf Welche Theater leistet sich die Stadt?

Düsseldorf · Das Theatermuseum hat die bewegte Geschichte Düsseldorfer Bühnenbauten zusammengetragen - zu sehen ist die Schau im "Central".

Am Anfang war Theaterdonner. Dazu gab's lodernde Flammen, einen muskulösen Mann mit Erdkugel auf den Schultern und ziemlich viel Qualm. 1585 verheiratete Herzog Wilhelm der Reiche von Jülich, Kleve und Berg seinen Sohn in Düsseldorf an ein Fräulein aus Baden. Zur Hochzeit schwammen Theaterflöße auf dem Rhein, auf denen "theatralische Veranstaltungen" die adligen Gäste bei guter Laune halten sollten.

Darf man den grafischen Darstellungen von Frans Hogenberg aus dem Jahr 1587 glauben, dann wurden bei der Hochzeit die Taten des Hercules und die Bestürmung der Hölle ziemlich lebendig - und die Feuerwerkspantomime vor Düsseldorfs Stadtkulisse war ein gewaltiges Spektakel. Jedenfalls sind die Hochzeitsfestspiele ein früher Beleg für die Amüsierlust - und die Inszenierungsgabe der Düsseldorfer. In Pempelfort wurde in jener Zeit auch eine Turnierbahn gebaut - mit einem gewaltigen, begrünten Berg auf Rollen, von dem herab Schauspieler Orpheus und Amphion darboten. Am Rhein wusste man früh, Schauwerte zu schaffen.

Stadtgeschichte kann man auch erzählen, indem man betrachtet, welche Theaterbauten sich die Fürsten, später die Bürger geleistet haben. Denn Bühnen sind nicht nur Musentempel und Bildungsbauten, in ihnen spiegelt sich das Selbstbild der Gesellschaft, ihr Kunstsinn, Unterhaltungsbedürfnis und Demokratieverständnis.

Wie sich all das in Düsseldorf entwickelt hat, lässt sich nun in einer feinen Ausstellung beobachten, die das Theatermuseum zusammengestellt hat. Auf großformatigen Schautafeln ist die Geschichte der Theaterbaulust der Stadt vom 16. Jahrhundert bis heute zu sehen. Zeichnungen, Grundrisse und viele historische Fotos geben einen lebendigen Einblick in die Epochen - vom höfischen Theater mit seinen Rängen und dem idealen zentralen Platz für den Fürsten bis hin zu Bernhard Pfaus Schauspielhaus mit seinem "demokratischen" Zuschauerraum im Großen Haus, in dem 860 Zuschauer Platz fanden - gleicher Zugang für alle.

"Theater ist ein flüchtiges Medium, darum gibt es wenig historisches Bewusstsein für das Theater", sagt der scheidende Chef des Theatermuseums, Winrich Meiszies, "ihre Bauten sind aber steinerne Belege für das Beharrungsvermögen von Bühnenkunst, und an ihnen lässt sich verfolgen, welche Schau-Plätze eine Gesellschaft sich leisten wollte." Schon immer hätten Bürger für Bau und Unterhalt ihrer Theater viel Geld in die Hand genommen. "Aktuell gibt es in kulturpolitischen Debatten dagegen die Tendenz, Theater aus wirtschaftlichen Gründen in Frage zu stellen."

Wie vielgestaltig die Düsseldorfer Theaterlandschaft war und ist, auch das ist nun im "Central" zu erleben. Das Theatermuseum hat sein baufälliges Quartier am Hofgarten nämlich verlassen und sich selbst einen neuen "Schau-Platz" gesucht. So ist die Ausstellung noch bis Juni in der Ausweichspielstätte des Schauspielhauses am Hauptbahnhof zu Gast, jeweils eine Stunde vor Aufführungsbeginn ist sie geöffnet. Danach wird sie unter anderem ins Rathaus weiterziehen. Die Schautafeln sind gegenüber der Eingänge zu den Bühnen in chronologischer Folge angebracht. Neben den Anfängen des Theaters sind dem Jungen Schauspielhaus, den Boulevardtheatern, der Oper, dem FFT, dem Tanzhaus und dem Capitol eigene Kapitel gewidmet. So ist auch zu sehen, wie die Umnutzung städtischer Gebäude, etwa des Straßenbahndepots an der Erkrather Straße, neue Theaterräume ermöglichte. Allerdings auch, wie brummende Amüsierviertel, etwa an der Jahnstraße, verschwanden.

Die Ausstellung macht Lust auf Theater, insofern hängt sie im "Central" genau richtig. Sie stärkt auch etwas, das man Bürgerstolz nennen könnte - das Gefühl, Teil einer Stadtgesellschaft zu sein, die sich immer Orte geschaffen hat, an denen sie aus dem Alltag hinaustreten, etwas Besonderes erleben - und bestenfalls über sich selbst hinauswachsen konnte.

(dok)
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