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Düsseldorf Wenn Bilder wie Akkorde klingen

Düsseldorf · Ulrich Erben stellt in der Galerie Strelow aktuelle Bilder aus. Ein fabelhafter Versuch der "Festlegung des Unbegrenzten".

 Der Besuch der Ausstellung von Ulrich Erben in der Galerie Strelow gerät zur Exkursion in die Welt der Malerei. Über Wochen arbeitet der Künstler an seinen Bildern.

Der Besuch der Ausstellung von Ulrich Erben in der Galerie Strelow gerät zur Exkursion in die Welt der Malerei. Über Wochen arbeitet der Künstler an seinen Bildern.

Foto: Endermann (Archiv)

Ulrich Erben ist ein stiller großer schlanker Mann. 75, erfolgreicher Künstler, in Düsseldorf geboren, außer in seiner Heimatstadt auch in Italien arbeitend, verheiratet mit der Schriftstellerin Ingrid Bachér. Wenn er seine Bilder ausstellt, so ist es ein Zeigen, ein Hergeben und Verweisen, es ist der Versuch der Erklärung einer Welt, so wie er sie begreift. Nicht viel anders als bei der Schriftstellerei.

"Festlegung des Unbegrenzten" hat Erben die neue Ausstellung in Oberkassel bei Hans Strelow überschrieben. Das ist ein gedankenschwerer Titel, unergründlich, vielleicht sogar paradox. Jedoch leuchten beim Nennen des Titels seine Augen. Hält man etwas länger als gewohnt diesem Blick stand, dann wird man das Eingangstor zu einer Reise in berückende Bilderwelten aufstoßen.

Weiße Bilder haben viele berühmte Künstler gemalt, Erben malte sein erstes Ende der 1960er Jahre. Er wählte einen eigenen Weg der Malerei, unbeeinflusst von zeitgeistigen Strömungen. 1977 nahm er an der Documenta teil. Jetzt zeigt er bei Strelow seine schon elfte Ausstellung, in einem Haus voller Erinnerungen.

Lange Jahre hatte der legendäre Galerist Alfred Schmela am selben Ort seine Ausstellungsräume, und Schmela war es, der Erben auf seinem Weg ermunterte weiterzumachen. Ein rheinisches Lob aus berufenem Munde ("Dat is jut!") hatte er ihm mit auf den Weg gegeben und sich offensichtlich nicht geirrt.

Die Farbe Weiß spielt eine besondere Rolle in der Kunstgeschichte und in der Farbenlehre. Die unbunte Farbe gilt es auch in den Bildern von Ulrich Erben zu ergründen, dem Düsseldorfer Maler, der seit Jahrzehnten Bilder malt, die sich auf den ersten Blick ähneln mögen und der konkreten Malerei zugerechnet werden: Es sind geometrische Formen auf Leinwand mit behutsamem Farbaufstrich, sehr hell, schimmernd, abstrakt.

Es sind so feine Nuancen, dass, aus der Ferne betrachtet, Sinnestäuschungen entstehen, Trompe d'oeils. "Malerei ist Täuschung des Auges", sagt Erben und fragt im selben Atemzug: "Sind wir überhaupt in der Lage, Malerei zu erkennen?" Rechteck oder Quadrat - selbst die vermeintliche Eindeutigkeit hält der Überprüfung auf einem Bild nicht stand. Das leicht liegende Rechteck ist in Wirklichkeit ein Quadrat. Man muss lange schauen, denn das Auge misst nur zuverlässig, wenn alle drei Zapfen in der Netzhaut in gleicher Weise und mit ausreichend hoher Intensität gereizt werden.

Mit seinen stillen Bildern hält Erben dem Radau von Kunstmessen stand - so zu beobachten unlängst auf der Art Cologne. Vielleicht ein Symptom für die Sehnsucht nach solch ewig währenden, gleichwohl präsenten Bildräumen? Erbens Bilder klingen, wie Akkorde es tun, der Künstler spricht auch von Tönen, freut sich über das Echo, das diese Töne im Raum erzeugen und ihn mitunter selbst überraschen.

"Im Weiß schimmert die ganze Welt durch", sagt er, der 1968 sein erstes weißes Bild gemalt hatte. Und dass Malen, so wie er es versteht, ein unglaublich intensiver Arbeitsprozess ist, eine "delikate, sehr langwierige Angelegenheit." Über Wochen arbeitet er an einem Werk, "alles, was entsteht, passiert während des Malvorgangs". Ein helles Bild enthüllt seine feinen Kanten zögerlich, nur zwei Töne - blau und rot - sind alchemistisch eingearbeitet, wie hineingezaubert. Reine Pigmente verstärken des Künstlers Absichten. Je länger man schaut, desto mehr weiche Verläufe entdeckt man. Das Bild ist von außen konkret, haptisch, geometrisch - nach innen verschmolzen zu Ideen und Klängen. Das ist das Geheimnis. Aus Empfindsamkeit entsteht das Werk und greift Realitäten auf: Das kann ein Bild vom venezianischen Abendhimmel sein, der sich in der Lagune im Minutentakt verfärbt.

Jedes Bild ist anders, jedes soll von anderen Phänomenen berichten, die Erben faszinieren, wenn er die Welt betrachtet. "Ich bin Maler", sagt er, "heute Maler zu sein, ist interessant angesichts all der neuen Techniken." So gerät der Besuch dieser Ausstellung zu einer sinnlichen Exkursion in die Welt der Malerei. Das Auge und der Mensch finden Ruhe.

(RP)
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