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Düsseldorf Wenn die Hochzeit zur Farce wird

Düsseldorf · Schrill ist nicht immer lustig. "Meine Braut, sein Vater und ich" im Theater an der Kö übertreibt es mit der Fröhlichkeit.

Nach einer Rückblende auf die zu Ende gehende Spielzeit und kurzem Ausblick auf die kommende stimmt Theaterleiter René Heinersdorff das Premieren-Publikum mit einer Formel aus der Dramaturgie ein: "Zum Abschluss der Saison was Leichteres." Dann gibt er die Bühne frei für "Meine Braut, sein Vater und ich", eine französische Komödie von Gérard Bitton und Michel Munz. Zu sehen ist ein Wohnzimmer mit Fenster, dahinter schimmert Paris. Bald wird im "Theater an der Kö" sehr oft "mon dieu" gerufen, meist von Max Schautzer. Er spielt den Adeligen Edmond des Sacy, den Vater von Henri (Jens Hartwig). Der macht eine Erbschaft, die es in sich hat: Seine verstorbene Tante lässt die großzügige Zuwendung von einer Million Euro nur fließen, wenn ihr Lieblingsneffe binnen eines Jahres heiratet.

Die kuriose Ausgangssituation verheißt eine unterhaltsame Entwicklung. Man ist gut gelaunt und bereit zu einem harmlosen Boulevard-Vergnügen. Doch dann schneien Henris Freunde herein. Der eloquente, zum Jähzorn neigende Advocat Norbert (Claus Thull-Emden) hat den grobschlächtigen Kleindarsteller Dodo (Andreas Köhler) im Schlepptau. Nach einer Minute ist klar: Der Kerl geht einem gehörig auf den Keks. Regisseur Christian Kühn lässt den Schauspieler offensichtlich mit der Mission von der Leine, so lärmend, schrill und hektisch wie möglich zu agieren. Als würde die ohnehin aberwitzige Handlung damit noch effektvoller vorangetrieben, muss er sich das gesamte Stück hindurch aufführen wie ein Berserker. Er zappelt, prustet, jault und grimassiert, dass man als Zuschauer Herzklabaster bekommt. Später schmeißt er sich in ein quietschrosa Schweinskostüm und macht allerlei eklige Mätzchen. Das treibt der Inszenierung jeden Charme aus, der sich selbst in einem solchen Leichtgewicht von Schwank entdecken ließe. Gut gemachter Klamauk kann eine Wonne sein. Aber so? Nein.

Dabei ist der Vorschlag von Freund Norbert gar nicht übel: Wenn es im Leben von Henri schon kein passendes Mädchen gibt - warum dann nicht einen Mann heiraten? Die Kumpel verfallen auf Dumpfbacke Dodo, der sich prompt mit einem Fahrrad und der Aussicht auf eine komfortable Bleibe für die Scheinehe ködern lässt.

Das löst fatale Verwicklungen aus. Der Vater denkt, sein Sohn sei schwul und nutzt diese beglückende Erkenntnis für sein eigenes Coming out, begleitet von viel Schnaps und weiteren "mon dieu"-Rufen.

Max Schautzer spielt ihn mit Hingabe und macht auch im weißen Dandy-Anzug eine gute Figur. Nach der Pause, die Stuhlreihen im Parkett haben sich bereits etwas gelichtet, taucht unvermittelt eine junge Frau auf. Elsa, Henris neue Freundin (Kathrin Osterode). Lasziv leckt sie sich Nutella von den Fingern, dann verschwindet das Paar zum Liebesspiel ins Schlafzimmer. Dodo, noch immer in Schweinsverkleidung, mutiert vom Ehemann zum Bruder und spielt den Bekloppten. Und irgendwann schwirren sie alle gemeinsam über die Bühne und treiben das Verwirrspiel auf die Spitze.

Was jetzt aber gesagt werden muss: Es wurde auch gern und laut gelacht im "Theater an der Kö". In Köln und Dresden, so hört man, fand "Meine Braut, sein Vater und ich" über Wochen ein belustigtes Publikum. Es werden sich bestimmt auch viele Düsseldorfer bei diesem turbulenten Schwank köstlich amüsieren. Humor ist eben Geschmacksache. Und weil sich das Boulevard-Theater in mancherlei Facetten zeigt, wird sich jeder Zuschauer auf seine Weise ergötzen. Zur Premiere gab es reichlich wohlwollenden Beifall für das wackere Ensemble.

(RP)
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