Gastrotipp Wo es Tintenfisch und Blutwurst gibt

Düsseldorf · Die vielen ungewöhnlichen Kombinationen der Speisen sind das Markenzeichen des Restaurants "Tapas and Friends" in Bilk.

 Radouane Elgharbi ist ein guter Gastgeber in seinem Lokal "Tapas and Friends".

Radouane Elgharbi ist ein guter Gastgeber in seinem Lokal "Tapas and Friends".

Foto: Anne Orthen

Ein Tapas-Restaurant, in dem weder Datteln in Speck noch Tortilla gereicht werden? Ja, das gibt's tatsächlich - und zwar an der Aachener Straße in Bilk. Denn Tapas bezeichnet lediglich die Größe der Portion und nicht das Gericht als solches. Bei "Tapas and Friends" wird die hohe internationale Küche in kleinen Portionen gereicht, darunter auch einige spanische Varianten wie Iberico Schweinekotelette oder gebratene Chorizo (scharfe Wurst). Durch die Häppchen-Kultur hat der Gast die Chance, viele Köstlichkeiten auf der Karte zu probieren. Und das lohnt sich.

Koch Steven Manna, ehemals im Malkasten am Herd, und Restaurant-Inhaber Radouane Elgharbi scheinen sich gesucht und gefunden zu haben. Sie sind zwei experimentierfreudige junge Männer, die eine außergewöhnliche Küche wagen. Manna nennt seinen Stil "Freaky Kitchen". Bei unserem Testbesuch stürzten wir uns sofort ins nicht alltägliche Vergnügen und probierten Sepia mit scharfer Chili-Blutwurst. Eine gewagte Kombination für 6,90 Euro, die jeden Tintenfischliebhaber begeistern müsste. Das gut gewählte Zusammenspiel von Fisch, Süße und Schärfe fanden wir ausgesprochen gelungen.

Bodenständiger, aber auch köstlich auf hohem Niveau, waren die geschmorten Ochsenbäckchen in Rotweinjus mit Blumenkohl-Püree: die Bäckchen butterzart, die Rotweinsauce ein Traum und das samtig-sahnige Blumenkohl-Püree ein Vergnügen - kaum zu glauben, dass es dieses Gericht in Appetizer-Format für 7,50 Euro gibt.

Das nächste Tapas-Highlight war ein Apfel-Rotkohlsalat mit Ingwer. Wie man mit einfachen Zutaten eine so wunderbare Beilage zaubert, verriet der Koch, der mit seinen Rezepten nicht hinterm Berg hält, gerne: Der Ingwer wurde vor dem Würfeln in Zucker und Granatapfel-Saft gegart. Ein kleiner Trick, der außergewöhnlichen Pfiff in die Speise bringt (4,50 Euro).

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Foto: Endermann, Andreas

Ein Töpfchen scharfes baskisches Schmorgemüse (4,30 Euro) fand ebenfalls unsere Zustimmung.

Bei "Tapas and Friends" fällt auf, dass selbst einfache Gerichte mit Fantasie zubereitet werden. Die walnussgroßen Kartoffel-Krapfen bekamen ihren besonderen Geschmack durch Mandeln.

Die Aioli (in diesem Fall wirklich einmal etwas Spanisches) war selbst gemacht, nicht zu scharf und nicht zu fett, eher fruchtig und unaufdringlich. Der Tomatendip aus getrockneten und frischen Tomaten, Kapern, Sardellen und Gewürzen verleitete uns zum Schwärmen, ebenso wie die milde Oliven-Tapenade zu Beginn des Häppchen-Menüs.

Selbst die Optik auf dem Teller stimmt. Jede Salatgarnitur ist mit Vinaigrette angemacht, so dass sämtliche Schälchen und Teller am Schluss geleert waren. Der Manchego (ein spanischer Hartkäse) wurde mit Thymian-Honig beträufelt (5,50 Euro) serviert und war ein prima Abschluss statt eines normalen Desserts.

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Foto: Endermann Andreas

Wer Süßes mag, kommt dennoch auf seine Kosten: derzeit etwa mit Apfel-Crumble oder Blätterteig Mille Feuille (Leckeres aus Blätterteig) für je 5,50 Euro. Manchmal gibt es im "Tapas and Friends" auch selbst gemachte Pralinen zum aromatischen Espresso.

"Ich weiß, dass wir hier etwas abgelegen sind und länger strampeln müssen, bis man uns gefunden hat", sagt Radouane Elgharbi. Alle fünf bis sechs Wochen wechselt die Karte. Genießer, die gerne einmal ein Essen neben dem Mainstream probieren, könnten dauerhafte Fans der "Freaky Kitchen" in Bilk werden.

(RP)
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