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Künstler-Bewegung aus Düsseldorf Zero fasziniert die New Yorker Kunstfreunde

Düsseldorf · Die Werke der legendären Düsseldorfer Künstler-Bewegung werden im Guggenheim-Museum gezeigt - Mack und Uecker sind vor Ort.

Mack und Uecker bei Zero-Ausstellung in New York
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Mack und Uecker bei Zero-Ausstellung in New York

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Es ist weiß Gott nicht das erste Mal, dass Heinz Mack und Günther Uecker in New York ausstellen. Aber es ist das erste Mal, dass ihre Jahrzehnte zurückliegenden Zero-Jahre und die zu dieser Zeit entstandene Kunst als geschlossener Komplex in einem der großen New Yorker Museen zu sehen sind. Diese Woche war also Zero-Woche für die New Yorker: Mittwochabend beging man die erlesene Pre-Preview mit einem gesetzten Diner für rund 80 Sammler, Galeristen und Leihgeber. Donnerstagabend folgte die Preview für ein paar Hundert geladene Gäste.

Der Ostwind vor dem rund gebauten Salomon-Guggenheim-Bau direkt am Central Park wehte die Vips ins Foyer. Es hatte was von Roter-Teppich-Atmosphäre, so chic waren die Damen - ähnlich adrett, wie man es von Hollywood-Szenarien kennt, waren auch die Herren gekleidet. Mann trug halbhohe Stiefel zu feinem Zwirn, Sonnenbrille zu weißem langen Haar.

Die Amerikaner haben der deutschen Kunst jener 1960er Jahre nicht immer die Anerkennung gegeben, die sie verdient hatte. Das erklärte Kuratorin Valerie Hillings, die die Zero-Ausstellung "Countdown to tomorrow" in Absprache mit den Künstlern eingerichtet hat. Hillings fährt fort, dass sie jetzt eine kunsthistorische Korrektur erwarte. Frisch und unverbraucht würden die Zero-Kunstwerke der Mehrheit der Besucher heute vorkommen, davon ist sie überzeugt.

Die Künstler waren an diesem Abend nicht alleine angereist. Zwar wurde kein Altbier ausgeschenkt in der vornehmen Avenue, aber allerorten mischten sich rheinische Töne in den New Yorker Slang, eine große Schar von Düsseldorfern und Freunden aus dem Rheinland waren den Zero-Leuten nach New York gefolgt. Mit ihren Ehefrauen Christine Uecker und Ute Mack - auch Ueckers Sohn Jacob und seine Schwester Rotraud waren angereist - genossen sie die Diskussionen, die anerkennenden Blicke und Worte bei der Vernissage. "Very nice" und "amazing" ist zu hören. Dass der im Sommer überraschend gestorbene Otto Piene diesen Auftritt nicht mehr miterleben kann - Piene hatte mit Mack Zero gegründet, Uecker stieß später dazu -, stimmte die beiden Künstler traurig. Am Morgen nach der Vernissage versammelten sich alle zu einer Feier im Andenken an Otto Piene im Museum. Piene-Witwe Elizabeth war an allen Tagen vor Ort und nahm stellvertretend für ihren Mann die Anerkennung entgegen.

Vor allem der Vorstand der Zero-Stiftung, die von der Stadt Düsseldorf zusammen mit den Künstlern und der Stiftung Museum Kunstpalast ins Leben gerufen wurde und ihre Arbeit 2008 aufgenommen hat, war geschlossen angereist. Klar, dass sie die Amerika-Präsentation, der Stationen in Berlin und Amsterdam folgen, zu Recht auch als Frucht ihrer Arbeit betrachten. Tijs Visser, Geschäftsführer der Stiftung, war überrascht vom Effekt der Werke in den großen, eher unübersichtlichen Räumen. Visser sagt: "Ich bin überglücklich, das hier zu sehen! Die Werke haben in dem Museum Luft, Licht und Raum, so dass sie schweben. Ganz so, wie die Künstler sich das seinerzeit vorstellten. Sie wollten immer unterwegs sein, davon ist nichts verloren gegangen."

Claus Gielisch, Mitglied des Zero-Vorstands, sah die Dinge ähnlich: "Man hat das Gefühl, das Museum ist für diese Kunst gebaut. Schließlich ist es zur gleichen Zeit erbaut worden, in der die Zero-Kunst entstand. Viele sagen, Guggenheim sah nie so gut aus. Jetzt ist die Spannung groß, ob die Kunst die Amerikaner verzaubern kann." Friderike Bagel, ebenfalls Vorstandsmitglied und Zero-Sammlerin, meinte: "Es könnte für die in Düsseldorf verortete intenationale Zero-Kunst nicht besser sein, als im Guggenheim ganz groß herauszukommen. Als kleine Stiftung sind wir natürlich stolz, dass wir diesen Weg mitbeschleunigt haben."

Museumsdirektor Beat Wismer, der vor einigen Jahren selbst eine große Zero-Retrospektive im Museum Kunstpalast präsentiert hatte, fand die Präsentation sehr gelungen: "Die Überraschung sind die Kabinette, in denen verschiedene Kunst nebeneinander aufgebaut wurde und zueinander in den Dialog tritt. Da passiert etwas!"

Jürgen Wilhelm, LVR-Präsident und Präsident der Zero-Stiftung: "Hier ergibt sich die ganz große Chance, dass deutsche Kunst aus dieser Zeit den Amerikanern näher gebracht wird. Und ich bin mir sicher, dass man die deutsche wie auch die internationale Zero-Kunst in einem neuen kunsthistorischen Kontext bewertet."

Die Künstler selber wurden regelrecht bestürmt, ausgefragt, gefeiert und fotografiert. Heinz Mack war spät am Abend sichtlich erschöpft - er sagte, er sei überglücklich. Runde um Runde, hinauf und hinab hatte er das Museum durchwandert. Günther Uecker verharrte am Vernissagenabend lange ganz hoch oben auf der sechsten Ebene des Museums und schaute auf den Rummel in der Rotunde hinab. Er war an diesem Abend sichtlich bewegt. Mit Mack traf er zufällig auf Ebene vier zusammen, und schon diskutierte man wieder. Ganz so wie in alten Zero-Zeiten, die zwar sehr kurz, aber ausgesprochen produktiv und wegweisend gewesen sind.

Zero - das stellte sich an diesem Abend schon heraus - wird noch einmal neu die Menschen interessieren und berühren. Selbst Verpackungskünstler Christo flitzte spätabends noch durch die Schau und schäkerte danach ausgiebig mit den vor dem Museum rauchenden Damen.

(RP)
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