Analyse "Zero-Kunst fasziniert durch ihre schlichte Ästhetik"

Düsseldorf · Kunstgeschichten (13) Friderike Bagel stellt den Zero-Raum der Künstler Heinz Mack, Günther Uecker und Otto Piene vor. Zum 100. Geburtstag des Museums Kunstpalast ist ein Buch mit 40 persönlichen Kunstgeschichten erschienen.

"Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele" — das schrieb einst der berühmte Spanier Pablo Picasso. Ich empfinde Kunst als eine große Bereicherung für mein Leben. Die Kunst und die Beschäftigung mit ihr sind für mich etwas ganz Selbstverständliches, ohne dabei alltäglich oder beliebig zu sein. Oftmals "entstaubt" sie meinen Alltag, verleiht ihm Glanz und lässt die Banalitäten in den Hintergrund treten.

Insofern beschreibt das Zitat von Picasso die Bedeutung der Kunst in meinem Leben recht genau. Mein Interesse an Kunst ist sehr umfassend und beschränkt sich nicht auf einzelne Künstler oder wenige Kunst- oder Stilrichtungen. Ich habe ein breites Spektrum von Werken vor meinem geistigen Auge, die — jedes für sich — kleine Glücksgefühle auslösen können. Daher dachte ich zunächst, dass es mir schwer fallen würde, aus dem Bestand des Museum Kunstpalast ein einziges Werk für meine persönliche Kunstgeschichte auszuwählen.

Aber nach kurzem Besinnen war es mir doch sofort klar: Seit Anfang 2009 habe ich die große Ehre, mich für die von den Gründern der Zero-Bewegung — Otto Piene, Heinz Mack und Günther Uecker — gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf ins Leben gerufene Zero-Foundation zu engagieren.

Was läge also näher, als dass "mein" persönliches Kunstwerk der von Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker 1964 gemeinschaftlich für die documenta III eingerichtete Lichtraum (Hommage à Fontana) sein sollte, welcher sich seit 1992 als Rekonstruktion im Museum befindet. Durch die persönliche Verbundenheit meiner Eltern mit Zero-Künstlern, insbesondere mit Heinz Mack, hatte ich das Glück, Zero-Kunst und -Künstler schon als Kind kennenzulernen. Mich hat schon früh die Vielschichtigkeit dieser Art von Kunst angesprochen. Ich finde ihre schlichte Ästhetik auf der einen sowie die Ausstattung von Kunstobjekten mit Motoren auf der anderen Seite faszinierend. Diese Verbindungen von Statik mit Dynamik, von Licht mit Dunkel, von Kunst mit Technik strahlen für mich nach wie vor eine besondere Wirkung aus. Sie beweisen mir eindeutig, wie lebendig und zeitlos Kunst ist (und auch sein sollte). Ich bin meinen Eltern ausgesprochen dankbar, dass sie mir von klein auf die Welt der Kunst und Künstler eröffnet haben, nicht nur durch Werke, die zu Hause an den Wänden hingen, oder durch zahlreiche Besuche von Museen und anderen Kulturstätten, sondern insbesondere durch die Möglichkeiten, mit Künstlern wie Gerhard Wind, Konrad Klapheck, Charles Wilp und natürlich Heinz Mack im häuslichen Rahmen ins Gespräch zu kommen.

Und nach wie vor empfinde ich es als besonderes Privileg, den Schöpfer eines Werkes, den "Mensch hinter der Kunst", kennenlernen zu können. Zugegebenermaßen habe ich es als Kind nicht immer geschätzt und gewürdigt, in ernsthaftere Diskussionen über Kunst im Allgemeinen oder einzelne Werke im Speziellen verwickelt zu werden. So manch ein Museumsbesuch erschien mir wohl auch langweilig oder lästig. Aber im Nachhinein weiß ich es doch zu schätzen, dass mir meine Eltern mit zuweilen auch sanftem Druck einen Weg zu einem ungezwungenen, natürlichen, aber stets interessierten Umgang mit Kunst gewiesen haben. Nun habe ich selbst Kinder und frage mich oft, ob es mir wohl ebenso gut gelingen wird, nicht nur mein Interesse, sondern auch meine Liebe zur Kunst, meinen offenen Blick für Neues, aber auch meine Freude über das Wiedersehen und Wiederentdecken von Bekanntem an meine Kinder weiterzugeben. Denn ich wünsche auch ihnen, dass ihnen Kunst von Zeit zu Zeit den Staub des Alltags von ihrer Seele abwaschen möge!

(RP)
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