Düsseldorf Kunst am Bau: Wer soll bestimmen?

Düsseldorf · Heute stellt eine Arbeitsgruppe aus Künstlern erstmals ihre Überlegungen für eine "Kunstkommission" in Düsseldorf vor. Das Vorhaben könnte zu viel mehr zeitgenössischer Kunst an Bauwerken und im öffentlichen Raum führen.

 Sie sind "Kukodus" (v.l.): Stephan Machac, Björn Leo Bock, Jörg-Thomas Alvermann, Noemi Weber, Markus Ambach und Andrea Knobloch.

Sie sind "Kukodus" (v.l.): Stephan Machac, Björn Leo Bock, Jörg-Thomas Alvermann, Noemi Weber, Markus Ambach und Andrea Knobloch.

Foto: Bauer

Es wird ein echter Umbruch in der Kunstförderung - wenn er denn kommt: In Düsseldorf sollen nach dem Willen der Politik künftig zwei Prozent der Baukosten von städtischen Neubauten in Kunst am Bau fließen. Das wären angesichts der vielen derzeit diskutierten Bauvorhaben für die nächsten Jahre, etwa von Schulgebäuden oder Schwimmbädern, enorme Beträge. Die Rede ist derzeit von einer jährlichen städtischen Investitionssumme von rund 100 Millionen Euro - das wären folglich zwei Millionen Euro im Jahr für Kunst am Bau.

Völlig neu - zumindest in Düsseldorf - soll auch das Verfahren sein, in dem über die ausgewählten Projekte entschieden wird: Nicht mehr Politiker oder Verwaltungsleute sollen festlegen, welche Künstler zum Zug kommen, sondern ein Gremium mehrheitlich aus Künstlern und Kunst-Fachleuten. Die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP ist fest entschlossen, eine solche "Kunstkommission" zu etablieren. Heute Abend gibt es eine erste öffentliche Diskussion zum Thema, bei der Politik, Verwaltung und Künstlerschaft vertreten sind.

Seit Anfang des Jahres bereitet eine Gruppe das Vorhaben vor. Die Arbeitsgemeinschaft mit dem Namen "Kukodus" besteht aus den Künstlern Jörg-Thomas Alvermann, Markus Ambach, Björn Leo Bock, Andrea Knobloch, Stephan Machac und Noemi Weber. Sie erhoffen sich einen neuartigen Dialog zwischen Künstlern und Politik - und einen viel stärkeren Ausdruck von zeitgenössischer Kunst in der Stadt.

Aus Sicht der Künstler ist eine grundsätzliche Debatte fällig, welche Werke in Düsseldorf im öffentlichen Raum und an, neben oder in Gebäuden aufgestellt werden - und welche nicht. "Wir haben in der Stadt etliche Kunstwerke von Bert Gerresheim, aber zum Beispiel keins von Thomas Schütte", sagt Markus Ambach. Dies sei keine Kritik an dem Bildhauer Gerresheim. "Aber es ist eine Kritik daran, dass wir von vielen aktuell wichtigen Künstlern kaum Arbeiten haben", sagt Ambach.

Die "Kunstkommission" soll nach den Vorstellungen der Arbeitsgruppe auch helfen, dass neue und ungewöhnliche Formen eine Chance haben. Kunst am Bau, das muss nicht eine Plastik in der Eingangshalle sein, meint Andrea Knobloch. Die Gruppe kann sich zum Beispiel auch Projekträume vorstellen oder Konzepte, in denen die Nutzer des Gebäudes, etwa Schüler, beteiligt werden. "Kunst kann Routinen ins Wackeln bringen", sagt Andrea Knobloch.

Das Vorbild für die "Kunstkommission" ist die Stadt München, die das Modell bereits seit vielen Jahren betreibt. Bei der Veranstaltung heute Abend werden Gäste von dort von ihren Erfahrungen berichten. In der bayrischen Landeshauptstadt ist die Kommission eine Erfolgsgeschichte - inzwischen sollen sogar private Bauherrn den Rat des Expertengremiums einholen.

Wie die Düsseldorfer Ausgabe organisiert werden soll, will die Arbeitsgemeinschaft nicht bis ins letzte Detail vorgeben - spannend ist zum Beispiel die Frage, wie die Mitglieder bestimmt werden. Über diesen und viele anderen Punkte will man nun in Dialog mit Politik, Verwaltung und Bürgern treten.

Spannend ist natürlich auch die unvermeidliche Frage des Geldes. Die Politiker der Ampel-Koalition haben die ehrgeizige Quote von zwei Prozent der Investitionssumme bei Neubauten in ihrer Kooperationsvereinbarung festgeschrieben - angesichts der derzeit nicht komfortablen Finanzsituation der Stadt dürfte über die Höhe der Beträge aber noch ausgiebig diskutiert werden.

(RP)
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