Düsseldorf Kunst-Szene in Flingern feiert Superjahr

Düsseldorf · Die Galerien an Acker-, Birken- und Flurstraße brauchen sich hinter denen New Yorks nicht verstecken, heißt es. Manchmal kaufen Sammler ganze Ausstellungen für horrende Preise weg. Ein Grund dafür sind die niedrigen Zinsen.

 Claudia Pasko und Thomas Rieger bei der Galerie Konrad Fischer arbeiten von Flingern aus mit Kunstsammlern vieler Ländern zusammen.

Claudia Pasko und Thomas Rieger bei der Galerie Konrad Fischer arbeiten von Flingern aus mit Kunstsammlern vieler Ländern zusammen.

Foto: H.-J. Bauer

Im Frühjahr war die Galerie Konrad Fischer vorübergehend ausverkauft. Die Fotoausstellung des 1978 geborenen Fotokünstlers Juergen Staak gefiel einem deutschen Sammler so gut, dass er alle Exponate sofort kaufte. Preis für diesen Luxus: ein hoher fünfstelliger Betrag. Auch in den folgenden Monaten von 2014 lief es gut für die Galerie Konrad Fischer. Renommierte Künstler wie Tony Cragg und Hilla Becher stellen bei Fischer erfolgreich aus ebenso wie jüngere Kreative. "Wir haben gute Künstler und machen gute Geschäfte", sagt Galerie-Mitarbeiterin Claudia Pasko. "Wir sind zufrieden."

Auch die anderen Galerien in Flingern melden hohe Besucherzahlen und gute Umsätze. Erst im Jahr 2013 haben Moritz Willborn und Iris Kadel an der Birkenstraße ihre Galerie eröffnet. Neulinge aber waren die beiden Kunsthändler nicht. In Karlsruhe führten sie bereits einen Kunstraum. Ihr Blick auf das nun endende, erste komplette Geschäftsjahr fällt durchaus positiv aus. "Wir registrieren eine deutliche Steigerung bei Verkauf und Besucherzahlen", sagt Moritz Willborn. Kunden aus den USA, Frankreich und der Schweiz konnte das Duo begrüßen. Auch Düsseldorfer gehören zu den Gästen, vor allem, wenn mehrere Galerien in Flingern gleichzeitig zu ihren Vernissagen einladen. "Diese Synergieeffekte sind groß", sagt Willborn. Den Standort Karlsruhe haben Moritz Willborn und Iris Kadel inzwischen aufgegeben. "Wir konzentrieren uns nun auf Düsseldorf."

Auch die Galerie Philine Cremer ist recht neu in der Flingeraner Galerie-Szene. Die Strategie, Kunst aus Asien zu zeigen und so eine Lücke zu füllen, sei aufgegangen, sagt Galerie-Mitarbeiterin Kim Nöcker. "Die Menschen suchen immer nach etwas Neuem", sagt sie. Bedingung sei, dass die Qualität stimme. "Dann gibt es auch keine Übersättigungseffekte." Flingern sei ein wachsender Stadtteil, in dem jeder noch spielerisch etwas Neues ausprobieren könne. "Wir freuen uns, wenn die Ackerstraße mehr zur Rennstrecke der Kunst wird", sagt Nöcker.

Ein Ärgernis musste Michael Cosar hinnehmen. Der Galerist konnte bei einer ausländischen Messe ein Bild verkaufen. Der Kunde entschied sich aber einiger Zeit anders. "Das Bild war ihm plötzlich zu groß, er gab es zurück", sagt Cosar noch immer etwas sauer. So etwas sei in der Kunstszene ein "No Go". Abgesehen davon sei das Jahr aber ausgezeichnet verlaufen, sagt er und fügt begeistert hinzu: "Wir hatten zum Beispiel eine sensationell schöne Ausstellung mit Werken von Günter Weseler." Die Werke des 86-Jährigen seien auf großes Interesse gestoßen ebenso wie die Kunst jüngerer Maler. "Es macht sich bezahlt, auch den Nachwuchs zu präsentieren." Zu Cosars Kunden zählen Sammler aus Düsseldorf und dem Rheinland sowie aus Benelux. "Diese Grenznähe gehört zu den Stärken Düsseldorfs."

Der Erfolg der Düsseldorfer Kunst-Szene habe mehrere Gründen, sagt Thomas Rieger von der Konrad Fischer. Viele Galerien seien international ausgerichtet und auf vielen Messen im In- und Ausland präsent. "So gewinnen wir eine große Bandbreite an Kunden", sagt Rieger. Einige Käufer würden sich Kunst als Kapitalanlage zulegen - vor allem hinsichtlich der niedrigen Zinsen zurzeit. "Aber die meisten Kunden", so erläutert Rieger, "kaufen aus Leidenschaft und aus Liebe zur Kunst." Probleme des internationalen Finanzmarkts gehen am Kunstmarkt vorbei. "Hier gelten andere Gesetze." Auch weiterhin sei die Galerie Konrad Fischer mit ihrer Kompetenz und ihrem Repertoire gut aufgestellt und sieht sich auf gleicher Ebene wie Galerien in Weltstädten. "Die New Yorker stellen oft die gleichen Künstler wie wir aus", sagt Claudia Pasko. "Flingern braucht sich international nicht zu verstecken."

(RP)
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