Verkehrsbehinderungen in Düsseldorf Kurden-Demo: Polizei setzt Hundertschaften ein

Düsseldorf · Anders als bei früheren Aufzügen kurdischer Gruppen muss die Polizei in Düsseldorf am heutigen Samstag damit rechnen, dass Salafisten den Zug mit 12.000 erwarteten Kurden stören oder angreifen. Die Demo geht von Oberkassel bis zum Landtag. Es kommt zu Behinderungen im Verkehr.

Demo 2014 in Düsseldorf: Kurden sammeln sich auf der Rheinwiese
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Demo 2014 in Düsseldorf: Kurden sammeln sich auf der Rheinwiese

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Seit 10 Uhr treffen sich die Kurden auf der Rheinwiese in Oberkassel, um dann um 12 Uhr über die Oberkasseler Rheinbrücke, die Heinrich-Heine-Allee, die Mühlenstraße, den Burgplatz und im weiteren Verlauf am Rheinufer entlang zum Landtag ziehen. "Die erwartete Zahl von 10.000 bis 12.000 wird schnell erreicht sein", sagte ein Polizeisprecher.

Bislang blieben die Kurden-Demonstrationen in Düsseldorf mit zigtausend Menschen friedlich. Ob das am heutigen Samstag auch so sein wird, ist die bange Frage, die sich nicht nur die Veranstalter - das "Demokratisches Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland - NAV-DEM" - stellt, sondern auch die Verantwortlichen in der Stadt und vor allem die Polizei. Denn durch die eskalierte Lage im nahen und mittleren Osten, wo an mehreren Orten kurdische Frauen und Männer gegen die Terroristen des IS (Islamischer Staat) kämpfen, ist die Stimmung auf Seiten der Kurden hoch emotional. Sie wollen mit der heutigen Demo auf das Schicksal ihres Volkes hinweisen, das in den letzten Wochen unzählige Todesopfer zu beklagen hatte und von Deutschland deutlich mehr Hilfe, vor allem Waffen, fordert. Sie fordern zudem die Freilassung des in der Türkei inhaftierten PKK-Chefs Abdullah Öcalan. Die PKK ("Arbeiterpartei Kurdistans") ist auch in Deutschland verboten.

Kurden demonstrieren in Düsseldorf
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Aber auch die Gegenseite hat in Deutschland Sympathisanten - und die sind bei ähnlichen Demos der jüngsten Zeit mit großer Brutalität gegen die Umzüge vorgegangen. Zuletzt in Hamburg kam es zu Zusammenstößen, obwohl die Polizei versuchte, genau das zu verhindern.

Weil man nicht ausschließen kann, dass dies auch heute hier in Düsseldorf geschieht, hat sich die Polizei bei der Vorbereitung dieser Demo auch auf ein solches Szenario vorbereitet, hieß es am Freitag. Mehrere Hundertschaften, so eine Sprecherin, sind im Einsatz - und die werde man sehen, also sie nicht in der Hinterhand halten. Mit anderen Worten: Der Staat wird Präsenz demonstrieren, um mögliche Gewalttäter abzuschrecken. Ob das gelingt, wird man morgen Abend wissen - die von einem Düsseldorfer Kurden-Büro angemeldete Veranstaltung endet offiziell um 18 Uhr.

"Reisende Salafisten" stören Kundegbungen deutschlandweit

Kurden demonstrieren am DGB-Haus in Düsseldorf
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Darum gehen Kurden und Islamisten in Deutschland aufeinander los
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Darum gehen Kurden und Islamisten in Deutschland aufeinander los

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Foto: dpa, mks fpt

Nach verschiedenen Medienberichten gehen die Behörden davon aus, dass derzeit in ganz Deutschland "reisende Salafisten" unterwegs sind, die gezielt bei kurdischen Demonstrationen als Provokateure auftreten. Da angesichts der Ereignisse in ihrer Heimat bei den Kurden die Nerven blank liegen, ist es einige Mal schnell gelungen, die Gegenseite zu provozieren. Ab 10 Uhr werden die Teilnehmer mit Bussen und privaten Pkw sowie mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Oberkassel anreisen und sich auf der Rheinwiese sammeln, erklärte die Polizei. Dementsprechend ist bis zum Beginn des Aufzuges mit einem hohen Verkehrsaufkommen auf den Zufahrtswegen zu rechnen.

Der Aufzug startet gegen 12 Uhr von der Oberkasseler Rheinwiese und wird dann über die Oberkasseler Rheinbrücke, die Heinrich-Heine-Allee, die Mühlenstraße, den Burgplatz und im weiteren Verlauf am Rheinufer entlang zum Landtag ziehen. Dort wird auch eine Abschlusskundgebung stattfinden. Von der Polizei werden Verkehrsstörungen rund um das Demonstrationsgeschehen erwartet. Es kann zu vorübergehenden Sperrmaßnahmen kommen.

Seit Samstagmorgen, 8 Uhr, ist das Bürgertelefon der Polizei unter Telefon 0211-870-5555 geschaltet.

Eine Besetzung des DGB-Hauses in der Friedrich-Ebert-Straße durch kurdische Studenten verlief gestern friedlich. Die Studenten waren am Nachmittag in das Haus eingedrungen und erklärten, es erst dann wieder verlassen zu wollen, wenn sie angehört worden seien. Gewerkschaftsfunktionäre gingen auf die Forderung ein, die Polizei verhandelte mit den Besetzern, die das Gebäude schließlich wenig später wieder verließen.

(RP)
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