Düsseldorf Lärmbetroffene fordern Hilfe der Politik

Düsseldorf · Bei einem Rundgang der SPD berichteten Anwohner in Düsseldorf, wie sie unter dem Lärm von immer mehr Güterzügen leiden. Berlin könnte helfen.

 Die SPD-Politiker Annette Sawade (rechte Seite, v.l.), Andreas Rimkus, Philipp Tacer und Martin Volkenrath im Gespräch mit Anwohnern in Vennhausen.

Die SPD-Politiker Annette Sawade (rechte Seite, v.l.), Andreas Rimkus, Philipp Tacer und Martin Volkenrath im Gespräch mit Anwohnern in Vennhausen.

Foto: arl

Die Nächte sind der Horror, meint Hans Nirschl. "Da kommt teilweise alle drei Minuten ein Zug, und ich habe das Gefühl, er fährt direkt durch meine Wohnung." So geht es auch seinen Nachbarn aus der Krippstraße in Eller. An offene Fenster ist nachts nicht zu denken, und selbst wenn sie geschlossen sind, ist das Rattern der oft 500 Meter langen Züge zu hören. Was Nirschl vor allem beunruhigt: "Die Zahl der Fahrten hat deutlich zugenommen."

Solche Berichte bekam Annette Sawade gestern immer wieder zu hören. Die SPD-Bundestagsabgeordnete ist die Expertin für Lärmschutz ihrer Fraktion. Sie besuchte die Stadt auf Einladung ihres Fraktionskollegen Andreas Rimkus. Die Bürgerinitiative für Lärmschutz an der Güterstrecke hatte den Politikern mehrere Stationen zusammengestellt, damit sie die Lage besser kennenlernen. In Eller, Vennhausen, Flingern und Gerresheim berichteten Anwohner, wie sie unter Lärm leiden - und dass sie schnelle Hilfe aus der Politik erwarten.

Und die Strecke soll noch mehr beansprucht werden. Sie gehört zu einem Korridor zwischen den Niederlanden und Italien, der für mehr Güterzüge genutzt werden soll. Derzeit verkehren rund 110 Züge pro Tag, es sollen bald mindestens doppelt so viele sein. Aber obwohl bis zu 95.000 Düsseldorfer von dem Lärm betroffen sind — je nachdem, welche Grenzwerte man zugrunde legt — ist immer noch nicht klar, ob für Lärmschutz gesorgt wird. Bislang gibt es überhaupt keine Schutzwände.

 Sigrid Hinker (v.l.), Ute Balleer und Nadine Kreutzer aus Gerresheim hoffen auf Unterstützung aus der Politik.

Sigrid Hinker (v.l.), Ute Balleer und Nadine Kreutzer aus Gerresheim hoffen auf Unterstützung aus der Politik.

Foto: Arne Lieb

In der Siedlung Tannenhof in Vennhausen wurde der SPD-Tross von rund 20 Anwohnern erwartet. Die beklagen nicht nur, dass der Krach unaushaltbar ist. Die Züge sorgen auch für derart starke Erschütterungen, dass Hauseigentümer über Schäden klagen. Sawade riet ihnen, für eine Beweissicherung zu sorgen, um Ansprüche vor Gericht durchsetzen zu können.

 Auch Hans Nirschl aus Eller leidet unter dem Bahnlärm.

Auch Hans Nirschl aus Eller leidet unter dem Bahnlärm.

Foto: Arne Lieb

Die SPD-Politiker kündigten an, man werde sich in Berlin um diverse Vorhaben kümmern, die den Verkehr leiser machen. Neben den Schutzwänden, mit denen sich derzeit der Petitionsausschuss des Bundestags befasst, wolle man etwa auch eine Abwrackprämie für alte Loks. "Wir sind auf ihrer Seite", betonten Rimkus und Bundestagskandidat Philipp Tacer. Die Schuld liege auch beim Koalitionspartner CDU, der Initiativen gestoppt habe, sagten sie - es ist Wahlkampf.

In der Union will man diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen. Auch die beiden CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Jarzombek und Sylvia Pantel betonen, in Berlin für die Interessen der Düsseldorfer zu kämpfen. Pantel berichtet, sie habe nun Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) angeschrieben. Da die Strecke nicht umgebaut wird, ist der Bund bislang nicht verpflichtet, für Lärmschutz zu sorgen. "Das ist ein Unding", meint Pantel. "Wenn der Verkehr so zunimmt, brauchen die Anwohner Schutz."

So sehen es auch die Menschen am Beverweg in Gerresheim. Anwohnerin Nadine Kreutzer meint, die Belastung werde immer extremer. Nachts schepperten die Jalousien und wackelten die Schränke - keine Chance für tiefen Schlaf. "Wenn sich der Verkehr weiter erhöht, brauchen wir gar nicht mehr ins Bett gehen", sagt sie.

(arl)
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