Analyse Lange Suche nach neuem Flughafenchef

Düsseldorf · Im Oktober vergangenen Jahres starb überraschend Flughafenchef Christoph Blume. Seitdem ist der Spitzenposten vakant. Sondierungsrunden mit Headhuntern blieben erfolglos. Der künftige OB Geisel schließt eine interne Lösung zumindest nicht aus.

 Wer künftig als Chef durch den Terminal des Düsseldorfer Flughafens geht, liegt noch im Dunklen.

Wer künftig als Chef durch den Terminal des Düsseldorfer Flughafens geht, liegt noch im Dunklen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Seit fast zehn Monaten ist die Stelle des Flughafenchefs in Düsseldorf unbesetzt. Im Oktober 2013 war der damalige Sprecher der Geschäftsführung des Airports, Christoph Blume, überraschend gestorben. Eine Nachfolgeregelung für den erst 61-Jährigen gab es nicht. Entsprechend gelähmt wirkte der Aufsichtsrat im Herbst des vergangenen Jahres. Oberbürgermeister Elbers, damals Vorsitzender des Flughafenaufsichtsrats, kündigte einige Wochen nach Blumes Tod eine Chefsuche bis zum Jahreswechsel an.

Doch diese Pläne scheinen zu ambitioniert gewesen zu sein. Jedenfalls ist bis heute kein neuer Flughafenchef benannt, und es scheint auch keinen heißen Kandidaten zu geben. Drei Auswahlrunden soll es bislang gegeben haben. Dabei soll nach Informationen unserer Zeitung ein Headhunter zehn Kandidaten präsentiert haben. Sie stammten dem Vernehmen nach aus der zweiten Führungsebene verschiedener deutscher Flughäfen. Doch der Aufsichtsrat schien unter ihnen nicht den richtigen Kandidaten entdeckt zu haben. Jedenfalls ließ OB Elbers auch den zweiten anvisierten Termin für eine Chefpräsentation im März verstreichen.

Und dann verhagelte der Wahlkampf eine effektive Suche. Die Parteien wollten die neuen Machtverhältnisse im Stadtrat abwarten und den Ausgang der Oberbürgermeisterwahl. Und jetzt verzögert sich die Suche wieder. Denn der alte Oberbürgermeister Dirk Elbers ist noch bis September im Amt. Er dürfte aber kaum über die Cheffrage beim Flughafen entscheiden. Der neue Oberbürgermeister Thomas Geisel aber ist ja noch gar nicht im Job.

50 Prozent des Flughafens gehören der Stadt Düsseldorf. Weitere 30 Prozent der Anteile hält die Firma AviAlliance. Die ehemalige Hochtief-Tochter ist heute im Eigentum eines kanadischen Pensionsfonds, der die Renten von Soldaten und Rangern verwaltet. Die restlichen 20 Prozent gehören der irischen Aer Rianta. Beide Bündeln ihre Anteile in der Holding Airport Partners. Diese Firma auf der einen und die Stadt auf der anderen Seite wechseln sich dabei ab, den Aufsichtsratsvorsitzenden zu stellen. Zurzeit ist Gerhard Schroeder der von AviAlliance entsandte Chefaufseher. Und das bleibt so bis zum Januar 2016. Doch dann darf die Stadt wieder den Chef des Aufsichtsrats stellen. Gestern rätselte man in der Stadt darüber, ob Geisel diesen Job selbst übernehmen wird oder einen Mitarbeiter delegiert.

Jetzt machte Geisel erstmals Äußerungen zu seinen Vorstellungen beim Flughafen. Konkret sagte er im RP-Interview zwar nicht, dass er an die Spitze des Gremiums strebt. Dennoch sind seine Aussagen deutlich. Der Flughafen als bedeutender Arbeitgeber habe eine besondere Rolle im städtischen Portfolio. Es spreche nichts dagegen, dass diese besondere Rolle auch durch den Oberbürgermeister als Aufsichtsratschef berücksichtigt werde. Mit anderen Worten: Auch für Geisel ist der Flughafen Chefsache.

Noch vorsichtiger ist Geisel bei der Debatte über den neuen Flughafenchef. "Eine gute Wahl ist wichtiger als Schnelligkeit", sagt Geisel. In einem Punkt hebt er sich von seinem Amtsvorgänger ab. Elbers hatte eine interne Lösung abgelehnt. Geisel sagte, er halte nichts von "Ausschließeritis". Konkret hieße das, der langjährige Geschäftsführer Thomas Schnalke, der mit Blume den Airport leitete und seit dessen Tod die Geschäfte alleine führt, käme theoretisch infrage.

Namen nannte Geisel nicht. Aber der künftige OB hat erkannt, dass es bei dem Neuen nicht nur um kaufmännisches Denken oder Ingenieur-Know-how geht. "Der Neue muss sensibel mit den verschiedenen Interessengruppen, wie den Anwohnern und den Umlandgemeinden, umgehen können, insbesondere beim Thema Nachtflug", sagt Geisel. Gesucht wird also ein Diplomat mit gutem Kontakt in Stadt- und Landespolitik. Aufsichtsratschef Schröder wollte sich gestern auf Anfrage nicht äußern.

(RP)
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