Prozess in Düsseldorf Terrorismus-Experte prüft Sven Laus Nähe zum IS

Düsseldorf, Mönchengladbach · Der Prozess gegen den Salafisten Sven Lau vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf ging es am Dienstag mit der Aussage eines Terrorismus-Experten weiter. Dieser soll klären, ob der Mönchengladbacher Prediger den IS direkt oder indirekt unterstützt hat.

Sven Lau (Abu Adam): Gründer der "Scharia-Polizei" und Hass-Prediger
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Das ist Sven Lau

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Foto: Raupold

Der Lau-Prozess schleppt sich seit Monaten hin: Im neuen Jahr beginnt das Gericht damit, einen Terrorismus-Experten zu befragen. Der Berliner Islamwissenschaftler Guido Steinberg (48), der unter anderem die Bundesregierung und Nachrichtendienste beraten hat, sollte erläutern, ob Sven Lau den IS unterstützt hat.

Es geht dabei um Details aus der Anklage, die am Ende wichtig für eine mögliche Verurteilung sein könnten. Dem Salafistenprediger Sven Lau (36) wird vorgeworfen, die terroristische Organisation Jamwa in Syrien unterstützt zu haben — hauptsächlich durch Geld und Anwerbung von potenziellen Kämpfern. Die Abkürzung "Jamwa" bedeutet "Armee der Auswanderer und Unterstützer". Steinberg soll dem Gericht Auskunft darüber geben, wie nahe Jamwa im Verlaufe des Jahres 2013 dem IS gestanden hat. Die Vorwürfe aus der Anklage gegen Lau beziehen sich auf das Jahr 2013.

Für das Gericht wiegt eine mögliche Unterstützung des IS durch Lau schwer. Der Vorsitzende Richter Frank Schreiber hatte zu Beginn des Prozesses den Hinweis erteilt, dass auch eine Verurteilung Laus als Terrorist und nicht nur als Unterstützer in Frage komme.

Strittig war bislang, wann Jamwa sich dem IS angeschlossen hat. Entscheidend ist, ob Jamwa bereits zum IS gehörte, als Lau Hilfsgüter und Kämpfer dorthin schickte, wie es ihm die Anklage vorwirft. Steinberg bleibt bei diesem Punkt in seinem Gutachten vage.

Fest steht, nach seiner Aussage, dass sich Jamwa spätestens im November 2013 dem IS angeschlossen hat. Dem voraus sei ein Richtungskampf unter den Jamwa-Kommandanten gegangen. Als Folge leistete ein Teil der Jamwa irgendwann zwischen April und November 2013 einen Treueeid auf den Anführer des IS, Abu Bakr al-Baghdadi. Einen Ableger des IS gründete al-Baghdadi erst im April 2013. Ein kleiner Teil von Jamwa ging 2015 hingegen in der Nusra-Front auf.

Die Jamwa sei eine ebenso brutale Organisation wie der IS, betonte Steinberg auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters. "Auf das Konto der Jamwa gehen auch einige bestialische Anschläge", sagte er.

Jamwa ist eine dschihadistische Organisation aus dem Kaukasus

Jamwa ist ursprünglich eine dschihadistische Kampfgruppe, die hauptsächlich aus kaukasischen Kämpfern (überwiegend Tschetschenen) und einigen weiteren ausländischen Kämpfern bestand, unter ihnen Deutsche, Österreicher, Franzosen und Türken. Tschetschenen kämpfen laut Steinberg nachweislich seit 2012 in Syrien.

Im Kaukasus kämpfen islamistische Rebellen seit dem Zerfall der Sowjetunion gegen die russische Regierung. Jamwa geht auf diese islamistischen Gruppen zurück und kämpfte in Syrien zunächst mit dem Ziel, das Assad-Regime zu stürzen und einen islamischen Staat in Syrien zu etablieren.

Lau verfolgte die Aussage des Terrorismus-Experten am Dienstag weitgehend teilnahmslos. Ob ihm dessen Ausführungen bekannt vorkamen, ließ er nicht erkennen. Zwei seiner Anhänger aus Gladbach, die am Vormittag im Saal saßen, konnten jedenfalls nichts mit den Ausführungen des Experten anfangen. Weitgehend verständnislos folgten sie dem Gutachter und kamen nach der Mittagspause nicht mehr wieder.

(heif)
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