Düsseldorf Leben in der Airport-Lounge

Düsseldorf · Fünf Lounges gibt es am Düsseldorfer Flughafen. Die meisten sind den Fluggästen bestimmter Airlines vorbehalten und bieten Ruhe, Verpflegung und kostenloses Internet. Die Hugo-Junkers-Lounge ist für jedermann offen.

 Juergen-Wilhelm Fernández Alfonso fliegt mehrmals im Jahr nach Kuba. Die Zeit vorm Flug überbrückt er in der Hugo-Junkers-Lounge.

Juergen-Wilhelm Fernández Alfonso fliegt mehrmals im Jahr nach Kuba. Die Zeit vorm Flug überbrückt er in der Hugo-Junkers-Lounge.

Foto: Andreas Endermann

Es ist ruhig in der Hugo-Junkers-Lounge. Die Besucher sitzen in braunen Ledersesseln und scheinen sich ihrer Umgebung gar nicht bewusst zu sein. Einige von ihnen blicken gedankenverloren auf die Tasse Kaffee, die vor ihnen steht. Die meisten aber schauen auf ihr Smartphone, ihr Tablet oder schreiben auf ihrem Laptop. Leise vibriert hier mal ein Mobiltelefon, dort raschelt eine Zeitung. Ein Mann versucht es sich in seinem Sessel zum Schlafen bequem zu machen, ein anderer massiert seiner Frau beim Lesen halbherzig den Arm.

Die neuesten Nachrichten — "Machtkampf in der Ukraine", "Neuer Wirbel beim ADAC" und "Keine Gnade für Edward Snowden" — laufen über den großen Bildschirm in der Mitte des Raumes, aber niemand blickt auf. Der einzige Mensch in Eile ist ein Flughafenmitarbeiter, der eine ältere Dame mit einem Rollstuhl abholt.

Alles ist so, wie es sein soll, sagt Selina Nitz, die im September die Organisation der Lounge im Düsseldorfer Airport übernommen hat. Während für andere der Morgen gerade in den Vormittag übergeht, hat sie bereits mehrere Stunden Arbeit hinter sich, denn die Hugo-Junkers-Lounge öffnet täglich um 5.15 Uhr. Bis sie abends gegen 21 Uhr wieder schließt, werden dort üblicherweise etwa 600 Menschen ein- und ausgegangen sein. Sie suchen Ruhe und Erholung auf ihren Reisen, häufig aber auch einfach nur eine gute Internetverbindung. Zu finden ist die Hugo-Junkers-Lounge auf der Ebene 2 von Flugsteig B, ausgeschildert mit einem Männchen, das entspannt in einem Sessel sitzt und auf eine Uhr blickt.

Betreiber ist der Düsseldorfer Flughafen. Zunächst wurde die Lounge im vergangenen Mai nach Umbauarbeiten und der Zusammenlegung mit den Ruheräumen verschiedener Fluggesellschaften wiedereröffnet. Platz für 160 Gäste bot sie zu dem Zeitpunkt.

Seit Ende Juni ist sie so aufgebaut, wie die Gäste sie heute vorfinden; 700 Quadratmeter groß und mit Sitzmöglichkeiten für rund 185 Personen. Die Lounge ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Es gibt Sessel zum Entspannen, Tische, an denen man Snacks essen kann, und einen Teil, der eher ruhiger und von den Lichtverhältnissen etwas dunkler ist. "Für diejenigen, die absolute Ruhe brauchen", sagt Selina Nitz.

Benannt ist der Aufenthaltsraum nach Hugo Junkers, dem deutschen Pionier im Flugzeug- und Flugmotorenbau aus dem 19. Jahrhundert. Durch die große Fensterfront blicken die Besucher direkt auf das Rollfeld des Flughafens. Etihad Airways, die Fluggesellschaft des Emirats Abu Dhabi, Airberlin, und die irische Fluggesellschaft Aer Lingus beladen dort an diesem Morgen ihre Maschinen, bevor die Passagiere an Bord gehen.

Die Hugo-Junkers-Lounge ist eine sogenannte Common-User-Lounge und deswegen für Reisende aller Fluglinien zugänglich. 21 Euro müssen sie am Empfang bezahlen. Vielflieger werden mit ihrem Priority-Pass in die Lounge gelassen. In dem Entgelt enthalten ist ein kleines Buffet. Je nach Tageszeit gibt es dort Toast und Müsli oder warme Frikadellen und Sandwiches. Auch eine Möglichkeit zum Duschen wird angeboten.

"Die meisten Leute kommen morgens und nachmittags", sagt Selina Nitz. Morgens blieben sie meist nur kurz auf einen Kaffee, nachmittags würden sie dann deutlich länger zum Entspannen bleiben. "Und manche kommen schlicht und einfach nur deswegen, weil sie bei uns W-Lan bekommen." Das wird es frei zugänglich für alle Besucher auf dem gesamten Flughafengelände voraussichtlich erst Mitte dieses Jahres geben.

Besonders Geschäftsreisende nutzen die Lounge. Zu deren Hauptreisetagen — mittwochs, donnerstags und freitags sowie montags morgens — sind sie dort vornehmlich anzutreffen. Auch während einer Messe ist die Lounge voll. "Unser Anspruch ist, dass sich unsere Gäste wohlfühlen und nicht genervt sind", sagt Selina Nitze, die zunächst eine Ausbildung zur Köchin absolvierte und dann Catering-, Hospitality- und Tourismusmanagemant studierte.

Nachdem mit dem Umbau im vergangenen Jahr viele kleine, von den Fluggesellschaften selbst betriebene, Lounges zusammengelegt wurden, gibt es neben der Hugo-Junkers-Lounge noch vier weitere im Düsseldorfer Airport. In Terminal A befinden sich die Lufthansa-Business-Lounge und die Lufthansa-Senator-Lounge. In Terminal C gibt es die Lounges von Emirates und Airberlin. In zahlreichen Internetforen von Vielfliegern wird auch die Hugo-Junkers-Lounge erwähnt. "Sehr angenehm", "Das Personal ist sehr aufmerksam und freundlich" oder "Gutes Angebot", heißt es dort, aber auch: "Seit die Lounge zusammengelegt wurde, ist sie häufig überfüllt."

Im sozialen Netzwerk Facebook hat die Lounge eine eigene Gruppe. Knapp 5000 Personen haben dort angegeben, dass sie die Ruhestätte schon einmal besucht haben.

Jürgen-Wilhelm Fernández Alfonso ist regelmäßig in der Lounge zu Gast. Mehrmals im Jahr fliegt der 59-Jährige von Düsseldorf in seine Wahlheimat Kuba. So auch an diesem Morgen. In der Lounge wartet er auf seinen Anschlussflug nach München. Denn obwohl es auch von der bayrischen Landeshauptstadt aus einen Direktflug zu der karibischen Insel gibt, reist der Augsburger lieber über den Düsseldorfer Airport. Zwei bis drei Stunden verbringt er dort meistens, trinkt Kaffee und liest Zeitung. Er sagt: "Hier ist es einfach schön bequem und ruhig."

(RP)
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