Im Hof der Bergerkirche Lebendig begraben

Helga Wehrmann kam am Dienstag entrüstet in die Bergerkirche und fragte Pfarrer Thorsten Nolting: "Ist die Kirche jetzt total durchgeknallt?" Nolting hatte zum Probeliegen im frisch aufgebuddelten Grab geladen. Die Auferstehungsübung in der Altstadt lief unter dem Motto: "Raus hier. Jedes Grab ist zu eng".

Probeliegen im Grab
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Mit so viel Aufregung bei Kirchengängern und der Presse hatte Pfarrer Nolting im Vorfeld der geistlichen Übung nicht gerechnet: "Das war auch gar nicht meine Absicht. Einige, die sich gerne ins Grab gelegt hätten, wollten warten, bis die TV-Teams und Fotoreporter weg sind." Der Presse-Rummel und das kalte Winterwetter führten jedoch dazu, dass sich bis eine Stunde vor Ende der Aktion nur sechs Personen ins Grab legten. Thorsten Nolting wollte warten, bis alle Reporter weg sind und sich dann selbst in das über ein Meter tiefe Loch legen.

Eine symbolische Auferstehung samt "Wandlung" durfte der evangelische Pfarrer bei Helga Wehrmann erleben. Erst polterte die Gerresheimerin empört gegen das Probe-Liegen und erklärte sichtlich aufgebracht: "Ich kann auf mein richtiges Grab warten. Dort hinabzusteigen würde mich sehr beängstigen und ein Leben lang verfolgen." Nachdem sie jedoch ein Flugblatt mit Informationen zu dieser ungewöhnlichen Aktion durchgelesen hatte und den symbolischen Zusammenhang des Probe-Begräbnisses mit der Auferstehung Christi sah, kam sie ins grübeln.

Das bekam auch ihre Freundin Brigitte Lenk mit, und als beide auf das offene Grab schauten, sagte sie zu Helga Wehrmann: "Steig da rein. Das wird dir sonst keine Ruhe lassen." Und dann passierte das, womit Thorsten Nolting und alle Anwesenden nie und nimmer gerechnet hätten: Helga Wehrmann legte sich tatsächlich ins Grab: "Ich habe mich da unten wohl behütet gefühlt. Vielleicht hätte ich noch etwas länger liegen bleiben sollen. Allerdings bekam ich auch ein Gefühl der Enge und von oben bröckelte Erde auf mich hinab." So wartete Helga Wehrmann keine Minute bis sie rief: "Ich will auferstehen. Lasst mich raus!"

Ganze sieben Minuten lag Peter Laux im Grab. Der 47-Jährige aus Haan hatte Samstag von der Aktion erfahren und sich über Ostern seelisch drauf vorbereitet. Schon über die Feiertage machte sich Laux Gedanken über den Sinn des Lebens und seine Lebensaufgaben. Nach sieben Minuten wurde ihm dann klar: "Junge, du gehörst hier nicht hin", was ihm dazu veranlasste, aus dem Grab zu klettern. Selbst 20 Minuten nach der "Auferstehung" fühlte sich Laux wie auf einer Wolke, hatte zittrige Beine und erklärte: "Ich habe mein Herz noch nie so laut pochen hören, wie da unten. Jetzt fühle ich mich richtig befreit."

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