Analyse Lehren aus den Umfrage-Ergebnissen

Düsseldorf · Sechs Fragen stellte das Institut Mentefactum im Auftrag der Rheinischen Post - es ging um den Rathaus-Chef, den Rau-Flughafen und die Tour de France, um Schuldenfreiheit und Verkehr. Das gab ein interessantes Bild von der Stimmung in der Stadt.

So ist die Finanzlage in Düsseldorf
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Foto: Hans-Jürgen Baue

Manchmal meint man, genau zu wissen, wie der Bürger tickt - und wird dann doch überrascht. Wahlen, Bürgerbegehren, Umfragen können einen da ganz gut erden. Auch wenn sie nie das komplette Meinungsbild wiedergeben, sind sie Gradmesser für die Stimmung. So ist es auch mit der repräsentativen Umfrage, die das Institut Mentefactum von Klaus-Peter Schöppner im Auftrag der Rheinischen Post durchgeführt hat. In drei Folgen haben wir Ergebnisse zu sechs Themen vorgestellt (nachzulesen bei www.rp-online.de/duesseldorf). Lehren, die daraus zu ziehen sind:

Lehre 1 Auch nach fast eineinhalb Jahren im Amt, trotz strittiger Themen und auch Kritik aus den Reihen der eigenen Partei kommt Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) bei den Düsseldorfern gut an. 55 Prozent der Befragten haben seine Arbeit im Rathaus mit gut oder sehr gut bewertet - dieser Trend zog sich durch alle Alters- und Bildungsgruppen. Geisel ist beliebt, seine Fehler fallen (noch) nicht ins Gewicht. Bleibt es so, wird es für die CDU schwer, ihn 2020 an der Spitze des Rathauses abzulösen. Der Mann oder die Frau, die für die Christdemokraten ins Rennen gehen soll, muss also eine gute und sympathische Alternative sein.

Lehre 2 Die CDU wird nach wie vor als kompetent wahrgenommen: 49 Prozent der Befragten glauben, dass sie besser im Rathaus regieren würde, die SPD kommt bei dieser Frage im direkten Vergleich auf 37 Prozent (wobei das für sie ein stolzer Wert ist). Das zeigt, dass die CDU 2014 mit Dirk Elbers den falschen Kandidaten hatte, umso ernsthafter muss sie die Kandidatenfrage bei der nächsten OB-Wahl angehen (siehe Lehre 1). Die SPD wiederum profitiert nicht davon, dass einer der ihren Oberbürgermeister ist. Das mag auch daran liegen, dass Geisel am liebsten für sich steht. Schon im Wahlkampf hatte er auf das SPD-Logo auf den Plakaten verzichtet. Will er seiner Partei helfen, muss er sich mehr als Teamplayer der Genossen geben. Was für ihn aber ein Risiko birgt: Mehr SPD könnte seine Werte verschlechtern.

Lehre 3 Geisel kann trotz der hohen Zufriedenheit mit seiner Arbeit bei zentralen Positionen nicht überzeugen. Das aktuelle Kernprojekt, der Start der Tour de France 2017 in Düsseldorf, stößt mehrheitlich auf Ablehnung: 52 Prozent der Befragten finden es schlecht, dass die Stadt dafür Geld ausgibt, nur 42 Prozent befürworten das. Ebenso Geisels Vorstoß, den Flughafen nach dem langjährigen Ministerpräsidenten Johannes Rau (SPD) zu benennen: 56 Prozent sind dagegen. Dass er bereit ist, wieder neue Schulden aufzunehmen, findet auch keinen Rückhalt: 54 Prozent halten es für wichtig, dass Düsseldorf weiterhin (wirtschaftlich) schuldenfrei bleibt, 44 Prozent finden das zwar auch, befürworten aber Ausnahmen in bestimmten Situationen. Geisel sollte also den Appell seines Vorvorgängers im Amt, Joachim Erwin (CDU), beherzigen: "Haltet das Geld zusammen!"

Lehre 4 Die Düsseldorfer sind bereit für die Verkehrswende, zumindest im Vergleich von Bussen/Bahnen und Autos: 56 Prozent sprechen sich dafür aus, dass der ÖPNV grundsätzlich Vorrang vor dem Autoverkehr bekommt. In diesem Punkt fahren Geisel, SPD und Grüne also die richtige Strategie. Und die CDU sollte einsehen, dass mit Autofahrer-Lobbyismus nicht mehr automatisch Mehrheiten zu holen sind.

(dr)
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