Serie Düsseldorfer Plätze Lessingplatz: Ein Ort, der sich entwickelt

Oberbilk · Auf dem Platz in Oberbilk tummeln sich Anwohner und Kinder - aber auch Drogendealer. Eine Bürgerinitiative kümmert sich.

 Kein einfaches Pflaster: der Lessingplatz in Oberbilk. Dafür, dass sich die Dinge weiterentwickeln, sorgt unter anderem eine Bürgerinitiative.

Kein einfaches Pflaster: der Lessingplatz in Oberbilk. Dafür, dass sich die Dinge weiterentwickeln, sorgt unter anderem eine Bürgerinitiative.

Foto: A. Bretz

Verloren stehen drei Männer vor dem bunt bemalten Häuschen am Lessingplatz. Sie halten Bierflaschen in der Hand, sehen bemitleidenswert aus. Der Himmel an diesem Morgen ist grau, kleine Pfützen säumen den kieseligen Boden. Der Lessingplatz ist Anlaufstelle für viele, die sonst keinen Ort haben, der ihnen Zuflucht bietet. So wie Thomas Köpcke. Mit seiner Jack-Wolfskin-Outdoor-Jacke macht der 36-Jährige optisch keinen so verlorenen Eindruck, wie es seine Worte vermitteln. Trinker sei er, und momentan wohnungslos.

"Nachts schlafe ich bei einem Kumpel, tagsüber habe ich nicht viel zu tun, daher bin ich hier." Seit einem halben Jahr. Seitdem sich seine Frau von ihm getrennt habe. Hier kenne man sich und "trinkt 'n Bier zusammen."

Auch Daniele Mancruso ist regelmäßig am Lessingplatz unterwegs. Er geht mit seiner Hündin Leika spazieren, wohnt gleich um die Ecke in der Arminstraße. Er nimmt die Situation hin, so wie sie ist. "Das ist schon immer so gewesen. Sieben bis zehn Leute stehen jeden Tag an dem Häuschen. Die treffen sich schon morgens hier", sagt er. Aber die Alkoholiker seien nicht das Problem, meint Mancruso, schlimm wären die Junkies, die hier auch regelmäßig anzutreffen sind. Er sagt: "Für die Kinder tut es mir leid, die hier spielen. Für die ist es doch nicht schön, wenn Junkies rumlungern." Doch die Situation sei schon besser geworden, die Polizei und das Ordnungsamt würden alle zwei Tage Kontrollfahrten machen, um die Situation zu entschärfen. Kinder kämen zahlreich hierher, spielten Fußball oder nutzten die Klettergerüste und Schaukeln auf dem Lessingplatz. Der Platz zum Fußball- und Basketball spielen sieht gut aus, Müll ist kaum zu finden. "Der Lessingplatz ist ein wunderschöner Platz", sagt Martina Bicher. Die Journalistin hat mit anderen Anwohnern vor sieben Jahren die Bürgerinitiative Bilp (Bürgerinitiative Lessingplatz) gegründet. "Ausgangspunkt war eine gewisse Unzufriedenheit", sagt sie. Der Lessingplatz sei nun mal ein Brennpunkt, wo viele Kulturen aufeinanderträfen. Das große Problem aber sei der Drogenhandel. "Früher lagen hier auch schon mal die Spritzen im Sandkasten." Das habe sich glücklicherweise geändert, die Junkies jedoch wären immer noch da. "Aber die Stadt hat viel getan. Die Jugendinitiative Rheinflanke, dessen Träger das Jugendamt ist, ist fast jeden Tag vor Ort und beschäftigt sich mit den jungen Menschen."

Und auch der Bürgerverein engagiert sich. Ziel sei es, den Platz noch mehr mit positivem Leben zu füllen, denn "je mehr los ist, desto unwohler und beobachteter fühlen sich die Dealer", erklärt Bicher. Das Thema "Trinker" ist auch ihr bekannt: "Da prallen hier Welten aufeinander. Manche wollen, dass sie verschwinden, uns stören sie nicht. Im Gegenteil, wir versuchen, sie mit einzubeziehen. Wenn sie Wünsche und Vorschläge haben, sollen sie sie auch einbringen."

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Das würde auch Hermann Mede begrüßen. Seit neun Jahren lebt er in dem Viertel, seit zweieinhalb Jahren an der Sonnenstraße. "Die Leute werden durch das Ordnungsamt systematisch vertrieben. Ich habe nichts gegen sie. Ich fände es sinnvoller, wenn sich die Stadt kümmern und helfen würde, damit sie aus ihrer Lage raus kommen. Sie brauchen Wohnungen und Arbeit."

Fast nur positive Worte findet Manuela Jordan für den Lessingplatz und die Umgebung. "Das Viertel finde ich sehr nett, ehrlich und angenehm. Es ist sehr grün hier", sagt die 53-Jährige. Sie ist die Inhaberin der Bäckerei "Back Eck", direkt am Lessingplatz. "Ich fühle mich sicher. Ich meide zwar die Herrschaften, die hier sitzen und trinken, aber Angst habe ich nicht." Auch sie findet es schade, dass hier mit Drogen gedealt wird. "Aber der Bürgerverein und die Stadt kümmern sich ja und schauen, was man verbessern und vorantreiben kann." Zum Beispiel hätten die den Bauernmarkt initiiert, der jeden Donnerstag mitten auf dem Platz stattfindet. Außerdem sei das alte Büdchen für den Nachbarschaftstreff am Kopf des großen Platzes neu renoviert worden.

Die Menschen auf dem Lessingplatz blicken hoffnungsvoll in die Zukunft. Es ist noch viel zu tun, aber sie sind bereit anzupacken.

(RP)
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