Düsseldorf Linie 708 bleibt in voller Länge erhalten

Düsseldorf · Die Ampel-Koalition will die Straßenbahn-Linie durch Düsseltal. Und sie soll bis zur Fachhochschule verlängert werden. Auch ein Erhalt der Altstadt-Straßenbahn ist plötzlich wieder im Gespräch. Die CDU warnt vor den Folgen.

Der Machtwechsel im Rathaus bringt viel Bewegung in die Planung des ÖPNV nach Inbetriebnahme der Wehrhahn-Linie 2015. Mehrere neue Varianten zum vor zwei Jahren beschlossenen Netzplan werden plötzlich wieder diskutiert. Wichtigster Punkt ist die geplante Streichung der Straßenbahn-Linie 708, mit der sich SPD, Grüne und FDP nicht abfinden wollen - auch, weil starker Widerstand gegen die Pläne aus den Bezirksvertretungen 1 (Altstadt, Carlstadt, Stadtmitte, Pempelfort, Derendorf, Golzheim) und 2 (Flingern, Düsseltal) kommt. Aber auch die Anbindung der Altstadt steht wieder zur Diskussion.

Gegen die Streichung der Linie 708 laufen die Düsseltaler seit langem Sturm. Der größte Teil des bisherigen Linienwegs soll zwar durch andere Bahnen abgedeckt werden, aber das Teilstück zwischen Uhlandstraße und Hauptbahnhof würde wegfallen. Dadurch gäbe es keine direkte Verbindung mehr vom Zooviertel zum Hauptbahnhof. Anwohner haben 3000 Unterschriften gegen diese Pläne gesammelt, die Bezirksvertretung in einem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen den Stadtrat aufgefordert, Möglichkeiten für einen Erhalt prüfen zu lassen. Die Stadtteilpolitiker sind nicht einverstanden mit dem Ergebnis einer ersten Prüfung von Alternativen. Sie kritisieren, dass Verwaltung und Rheinbahn nicht die richtigen Fragen beantwortet haben.

Diese Bedenken will die Ampel-Koalition im Stadtrat aufnehmen. Die Parteien denken darüber nach, die Linie 708 zunächst weiterfahren zu lassen. Ab Hauptbahnhof soll sie bis Polizeipräsidium gehen. "Man kann einen zwölfmonatigen Testlauf ohne bauliche Veränderungen starten", sagt Martin Volkenrath (SPD). So ließe sich feststellen, ob die Linie ausreichend genutzt wird.

Zugleich sind sich die Ampelpartner einig, dass die Verwaltung eine Anbindung der 708 zum neuen Fachhochschul-Campus in Derendorf noch einmal prüfen soll. Dass die Verwaltung diese Möglichkeit bereits nach einer Prüfung vor mehreren Jahren verworfen hatte, wollen die Politiker nicht gelten lassen.

Bei der Frage einer zusätzlichen Anbindung der Altstadt gehen die Positionen der Verhandelnden auseinander. Die Grünen wollen nicht ausschließen, dass die oberirdischen Schienen zwischen Jan-Wellem-Platz und Altstadt liegenbleiben, damit die Linien 706 und 715 weiter verkehren können, auch die SPD sympathisiert mit dieser Idee. So bliebe eine Direktverbindung zwischen Pempelfort und Altstadt bestehen. Die FDP lehnt den Plan wegen der massiven Konsequenzen für die Neugestaltung der Innenstadt ab. "Die Anbindung von Kö und Landskrone ist ein zentrales Ziel des Umbaus", sagt Manfred Neuenhaus. Der Bebauungsplan untersage zudem, dass die Schienen liegenbleiben. Die FDP will eine Elektro-Bus-Linie zwischen Jan-Wellem-Platz und Burgplatz einrichten. Bislang sei das Rathaus nicht ausreichend angebunden.

Kritik kommt von der CDU. Verkehrsexperte und Rheinbahn-Aufsichtsratschef Andreas Hartnigk erinnert daran, dass der Netzplan 2012 auch mit den Stimmen der Ampel-Parteien beschlossen worden war. "Wenn jetzt plötzlich das Konzept umgeworfen wird, macht die Wehrhahn-Linie verkehrstechnisch keinen Sinn mehr." Auch die Fördergelder gerieten in Gefahr. Hartnigk schlägt vor, eine Busanbindung auf der Strecke der 708 zu prüfen, um den Anwohnern entgegenzukommen. Er fordert aber, an dem vereinbarten Netzplan für die Bahnen festzuhalten.

(RP)
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