Kolumne Auf Ein Wort Luther ermuntert zur Pause

Düsseldorf · Seit drei Tagen bin ich wieder im Dienst", sagt der Pfleger, "und der Alltagstrott hat mich schon wieder fest im Griff." Und die Ärztin ergänzt: "Eine Woche nach dem Urlaub und ich bin reif für die Insel."

Immer mehr Menschen leiden in diesen Tagen am Post-Holiday-Syndrom. Sie kommen gut erholt aus den Ferien. Aber dann muss der leere Kühlschrank gefüllt, die Wäsche gewaschen, die Mails gelesen, die Oma besucht werden. Und obendrein hofft die Nachbarin auf ein Dankeschön fürs Blumengießen und der Chef erwartet, dass sich jemand um die liegengebliebene Arbeit kümmert. Schon nach wenigen Tagen fühlen sich die gerade Zurückgekehrten fast gestresster als vor dem Urlaub.

Stress ist zu einer Volkskrankheit geworden. Ruhe und Gelassenheit scheint für viele Menschen unerreichbar. Dabei wünschen sie sich nichts mehr als freie Zeit, die sie selbst gestalten und in der sie die Seele baumeln lassen können. Schon Luther ermuntert zu mehr Gelassenheit, wenn er sagt: "Man dient Gott auch durch Müßigsein, ja vielleicht durch nichts mehr als damit."

Gott müssen wir nicht beweisen, wie gut wir alles im Griff haben, denn Gnade heißt: Das Beste bekommt man umsonst. So wird die Muße zum Gotteslob.

Eine erste Maßnahme zur Vermeidung des Post-Holidays-Syndroms wäre dann: Den Autopiloten ausschalten. Weder Gott noch die meisten Menschen interessiert, ob die Wäsche zwei Tage nach dem Urlaub gebügelt im Schrank liegt. Mails, die drei Wochen nicht beantwortet wurden, können meist noch ein paar Tage warten. Das Dankeschön fürs Versorgen der Katze kommt auch drei Wochen später noch gut an. Es geht darum, den Schalter im Kopf umzulegen und ausreichend Verschnaufpausen einzuplanen, damit der Atem für die nächsten Monate reicht.

"Dazu habe ich keine Zeit", höre ich dann oft. Aber wer permanent Pausen wegrationalisiert, muss sich nicht wundern, wenn die Erholung schneller als die Bräune verfliegt. Deshalb: Versuchen wir es mit etwas mehr Muße in unserem beruflichen, aber auch in unserem privaten Alltag. Luthers Segen haben wir.

In diesem Sinn: Genießen Sie Ihre nächste Pause und Ihr Leben vor, nach und während des Urlaubs.

(RP)
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