Düsseldorf Mädchen zu Prostitution gezwungen?

Düsseldorf · Junge, labile Frauen, die sich allzu vertrauensselig bei Facebook tummeln, können in große Gefahr kommen. Darauf lassen zwei Prozesse schließen, die am Dienstag begonnen haben. Als "Loverboys" aufgetreten sind demnach nicht nur zwei 23-Jährige, die jetzt beim Amtsgericht angeklagt sind.

Sie sollen eine 15-Jährige und eine 19-Jährige massiv bedroht haben, um beide Internet-Partnerinnen zur Prostitution zu zwingen. Angeklagt ist beim Landgericht in einem Parallelprozess außerdem ein 32-jähriger Hartz-IV-Empfänger, der laut Anklage über Jahre hinweg fünf Frauen zu Dirnendiensten gezwungen, dadurch rund 250.000 Euro erpresst haben soll. Keiner der drei Männer hat sich dazu geäußert. In beiden Verfahren sind etliche Prozesstage eingeplant.

Staunend lauschte eins der mutmaßlichen Opfer am Dienstag der Anklage gegen ihren Ex-Partner (32) vorm Landgericht. Diese zweifache Mutter (25) war Ende 2011 aus München sogar ins Rheinland umgesiedelt, als der Angeklagte sie umgarnt, ihr eine rosige Zukunft und ein sorgloses Leben versprochen habe. Doch kurz danach soll er sie derart verprügelt, gedemütigt und vielfach bedroht haben, dass sie zwei Jahre lang für ihn in Sauna-Clubs und Bordellen gearbeitet, ihren ganzen Liebeslohn an ihn abgeliefert habe.

Vier ähnliche Fälle las der Staatsanwalt am Dienstag ebenfalls vor, die Details mögen der jungen Mutter bekannt vorgekommen sein, bloß die Namen der Frauen waren andere. Insgesamt werden dem 32-Jährigen jetzt neun Taten vorgeworfen, auch Vergewaltigung und schwerer Menschenhandel, weil er sich der gefügigen jungen Opfer "durch List und Gewalt bemächtigt", sie dann gewerbsmäßig ausgebeutet habe. Doch vom Angeklagten kam dazu bisher kein Wort.

Genauso schweigsam traten auch zwei 23-Jährige auf, die laut Anklage beim Amtsgericht ebenfalls über Facebook zwei Schülerinnen (15 und 19) erst mit Liebesversprechen angelockt, die Opfer dann aber verprügelt und bedroht haben sollen, um sie später in Bars oder Sauna-Clubs arbeiten zu schicken - und abzukassieren. Hier sitzt allerdings eine 19-jährige Frau als angebliche Komplizin mit auf der Anklagebank. Sie soll im Auftrag des Duos die 15-jährige Schülerin (die damals von zuhause ausgerissen war) bewacht, ihr jeden Zugang zu Handy oder Internet verweigert haben.

Die vermeintliche Mittäterin sagte am Dienstag allerdings umfangreich aus - und bestritt diese Vorwürfe wortreich. Sie habe dem jungen Mädchen doch heimlich sogar zur Flucht und zur Rückkehr zu den Eltern verhelfen wollen, damit die Schülerin von den angeklagten Männern freikommt. Ob die Angeklagte aber eine barmherzige Helferin des Opfers war oder doch eher eine Komplizin der Angeklagten, wird jetzt noch geprüft.

(RP)
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