Düsseldorf Makler wollen Bauland statt Kleingärten

Düsseldorf · Der Mietpreisspiegel 2013 des Rings Deutscher Makler weist für die vergangenen zwölf Monate erneut galoppierende Immobilienkosten aus. Experten fordern Bebauung von Grün- und Kleingartenflächen, beispielsweise in Hamm.

Jörg Schnorrenberger hat der Stadtspitze lange Untätigkeit vorgeworfen. Dass eine Krankenschwester oder ein Polizist es sich vielleicht bald nicht mehr leisten können, eine Wohnung in Düsseldorf zu beziehen, trieb den Vorsitzenden des Rings Deutscher Makler (RDM) auf die Barrikaden. Jetzt aber spricht er anders. "Wir haben jahrelang geschimpft und uns beschwert, dass die Politik nicht mit uns spricht. Das hat sich geändert, wir konnten uns einbringen." Das neue Handlungskonzept Wohnen nennt Schnorrenberger "einen super Anfang".

Die Makler nehmen weitere Ziele in den Blick — mit Sprengwirkung. Um den Bedarf nach neuen Wohnungen zu decken, könne man "auch Kleingartenanlagen oder Grünflächen, die keine ausgewiesenen Parks sind, für die Wohnbebauung nutzen". Schnorrenberger drastisch: "Stiefmütterchen in Hamm sind doch Schwachsinn."

Damit dürfte er große Widerstände provozieren. Realistischer erscheint die Forderung, bei Studenten- oder Seniorenwohnungen weniger Stellplätze zu verlangen und so Kosten zu sparen — auch würden Familien in In-Vierteln wie Flingern, Pempelfort oder Unterbilk oft auf das Auto verzichten. Und dass eine Rheinquerung für Bahnen in Höhe der Messe auch die Grundstückpreise in Düsseldorf senken könnte, liegt auf der Hand.

Zudem fordern die Makler ein aktiveres Grundstücksmanagement der Stadt oder ihrer Wohnungsgesellschaft. So könnten durch Umlegungen und Aufkäufe größere Areale entstehen, die man mit allen Wohnformen entwickeln könnte. Und statt die Projekte durch Grundstücksverkäufe teuer zu machen, böten sich Erbpachtverträge über beispielsweise 99 Jahre an.

Das Handlungskonzept Wohnen sieht vor, dass bei Neubauprojekten ab 100 Wohnungen 20 Prozent der Wohnungen öffentlich gefördert und 20 Prozent preisgedämpft sein sollen. Auf Wunsch der Grünen wurde beim zweiten Punkt die Höchstmiete von zehn auf 8,50 Euro pro Quadratmeter gesenkt. "Dafür können Sie nicht bauen", sagt Schnorrenberger und sieht nur ein Korrektiv: "Die Grundstückspreise müssen sinken." Erst einmal jedoch wird wieder alles teurer. In den vergangenen zwölf Monaten sind die Kosten für Einfamilienhäuser um bis zu elf und die Wohnungskaltmieten um bis zu 15 Prozent gestiegen. Die Preise für gebrauchte Eigentumswohnungen kletterten in guten Lagen auf 3500 Euro pro Quadratmeter (plus neun Prozent); in Luxuslagen waren mehr als 5000 Euro fällig. Die Wohnungskaltmieten liegen an guten Standorten bei 12,50 Euro pro Quadratmeter und damit einen Euro höher als vor einem Jahr. Im Neubau-Erstbezug sind bis zu 18,50 Euro zu zahlen.

Im Premiumsegment sieht Schnorrenberger eine Beruhigung. Kaltmieten von mehr als 20 Euro pro Quadratmeter würden kaum mehr gezahlt, ebenso seien Wohnungspreise von mehr als 6000 Euro selten durchsetzbar. Preisvorstellungen wie im Andreasquartier, wo sogar mehr als 10 000 Euro pro Quadratmeter verlangt würden, seien dem speziellen Standort geschuldet.

(RP)
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