Carlsplatz in Düsseldorf Marktkunden mögen krummes Gemüse

Düsseldorf · Auf dem Carlsplatz schätzen viele Kunden natürlich gewachsenes Gemüse, empfinden es sogar als vertrauensvoller.

Petra Porten vom Carlsplatz würde krumm gewachsenes Gemüse nie aussortieren, "weil es ein Zeichen dafür ist, dass es die eigene Ware ist".

Petra Porten vom Carlsplatz würde krumm gewachsenes Gemüse nie aussortieren, "weil es ein Zeichen dafür ist, dass es die eigene Ware ist".

Foto: Endermann

Kartoffeln, die wie Herzen geformt sind, Schlangengurken, die mit ihrer gewundenen Form ihrem Namen alle Ehren machen, Tomaten mit Nasen — die Natur macht, was sie will, aber in den Läden war davon lange Zeit nichts zu sehen. Dafür sorgten EU-Normen, die millimetergenaue Abweichungen von ihren Standards mit der Verbannung in tiefergestufte Handelsklassen ahndete. Zwar ist die Zeit, in der strikte EU-Normen für Gleichmaß bei Obst und Gemüse sorgten, seit einigen Jahren vorbei. Doch darauf aufmerksam werden die Kunden in Düsseldorf zurzeit durch eine Aktion von Edeka Paschmann.

Gut zwei Wochen lang testete die Kette, wie Gurken, Möhren, Kartoffeln, Zwiebel und Äpfel bei der Kundschaft ankommen, die nicht vollkommen gleichförmig gewachsen und ein wenig günstiger als das andere Gemüse sind. "Das kommt sehr gut an", hat Filialleiter Michael Brück festgestellt. Dabei hätten anfangs viele Kunden überhaupt nicht gemerkt, dass das Gemüse ein wenig anders ist, und dachten, es sei ein gewöhnliches Angebot. Nun sollen die Erfahrungen ausgewertet werden, um zu entscheiden, ob das eigenwilligere Gemüse bleibt.

Auf dem Carlsplatz war der Umgang mit normierten Obst- und Gemüsemaßen immer schon ein anderer. "Wir haben uns nie daran gehalten", sagt Willi Basen aus Hamm. "Solange die Ware nicht schlecht oder braun ist, kann man sie verkaufen." Für die Gemüsebauer in der dritten Generation ist die Größe der Ware ausschlaggebend für den Preis und nicht die Form. "Die Pflege ist schließlich die gleiche", sagt Ehefrau Andrea Basen. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass manche Kunden dem unregelmäßig gewachsenen Gemüse sogar mehr Vertrauen entgegenbringen. "In der Ehec-Krise haben die Kunden weiter bei uns gekauft, weil sie wussten, woher die Ware kam."

Ähnlich erlebt es Petra Porten aus Volmerswerth: "Wir würden krumm gewachsenes Gemüse nie aussortieren, weil es ein Zeichen dafür ist, dass es die eigene Ware ist." Zwar ziehen manche Kunden einen geraden weißen Rettich einem gebogenen vor, aber meistens fänden Kunden den unregelmäßigen Wuchs sympathisch. Bei gekringelten Gurken oder Riesenzucchini herrsche bei Familien mit Kindern am Stand oft ein großes Hallo: "Ach so was, guck mal!" Auch Edith Petzoldt, die am Stand von Petra Porten eingekauft hat, freut sich am Gemüse mit dem natürlichen Wuchs: "Es schmeckt ja auch genauso gut, und wir kennen es noch aus Omas Zeiten aus dem Garten."

Für Kundin Amina Khalfaoui ist die Frage, ob Gemüse gerade oder krumm gewachsen ist, kein Thema. "Mich interessiert das gar nicht." Ob Dreck an den Radieschen oder krummen Gurken — das sei doch natürlich. Die Vorstellung, dass die ungewöhnlicheren Formen aussortiert werden, behagt ihr nicht.

(RP)
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