Düsseldorf Martha Hoffmann, 95

Düsseldorf · Urgroßmutter Hoffmann liegt das Rheinische zwar nicht direkt im Blut - aber viele Jahre in Düsseldorf haben ihr den Karneval trotzdem näher gebracht. Im Caritas Altenzentrum Herz-Jesu genießt sie ihn vor dem Fernseher - inklusive Sekt und Berliner.

Martha Hoffmann im Gemeinschaftsraum des Altenzentrums. Hier schaut sie die Übertragung des Düsseldorfer Rosenmontagszuges 2017.

Martha Hoffmann im Gemeinschaftsraum des Altenzentrums. Hier schaut sie die Übertragung des Düsseldorfer Rosenmontagszuges 2017.

Foto: Anne Orthen

Martha Hoffmann sitzt in der ersten Reihe und verfolgt das bunte Treiben auf dem Bildschirm. Tanzgarden, Fußgruppen und große Wagen bilden den Düsseldorfer Rosenmontagszug. Dass der Zug mit allen zusammen geschaut wird, ist im Caritas Altenzentrum Herz-Jesu selbstverständlich. "Wir sind ein sehr feierfreudiges Haus", sagt Pflegerin Birgit Alipaß.

Das können Wera Steffens, Leiterin des Zentrums, und Bewohnerin Martha Hoffmann nur bestätigen. Die 95-Jährige wohnt seit zwei Jahren dort. Ihr gefalle es in dem Altenzentrum richtig gut, sagt sie: "Hier sind alle unglaublich freundlich. Und es finden so viele Veranstaltungen statt." Die Sitzungen an Altweiber, Karnevalssonntag und das gemeinsame Fernsehen genießt sie und schätzt den Arbeitsaufwand. "Es ist alles geschmückt, es gibt Berliner und Sekt. Das ist nicht selbstverständlich", ist ihre Meinung.

Martha Hoffmann kommt eigentlich aus Schlesien. Nach dem Krieg wurde sie vertrieben. Da ihr Mann in Hamm Arbeit fand, zogen sie dorthin und als sich ihr Sohn in Düsseldorf niederließ, entschlossen sie sich zu einem Umzug in die Landeshauptstadt. Zu dem Zeitpunkt war Hoffmann 73 Jahre alt. "Karneval habe ich erst durch meine vier Enkelkinder kennen gelernt", sagt sie. Während der Session sind diese dann mit ihrem Mann und ihr immer zu den Veedelszügen gegangen. Den Rosenmontagszug hat sie nur über den Fernseher verfolgt. "Der Zug ist zu lang für vier kleine Kinder", sagt sie, findet das Engagement der Karnevalisten aber lobenswert: "Sie opfern ja sogar ihre Freizeit, trainieren und basteln."

Während sich die Kleinen immer doll verkleidet haben, malte ihre Schwiegertochter ihr nur ein Herz auf die Wange und setzte ihr ein Hütchen auf. Ihr Mann setzte sich nur eine rote Nase ins Gesicht. "Aber das macht schon viel aus", sagt Martha Hoffmann und lacht. In Düsseldorf fühlt sich die 95-Jährige sehr wohl. Ihre Familie lebt hier und besucht sie regelmäßig. Martha Hoffmann hat nicht nur einen Sohn und vier Enkel, sondern mittlerweile schon fünf Urenkel. Dass die junge Generation gerne und bunt feiert, ist der Uroma schon bewusst - aber es stört sie nicht. "Solange es den Kindern gut geht, ist auch alles gut", findet sie.

Sie bewundert die Rheinländer für ihren Frohsinn. "Alle Menschen hier sind sehr positiv eingestellt. Das sieht man natürlich auch an den Karnevalstagen", sagt sie und nimmt sich lächelnd einen Berliner.

(alsa)
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