Im Gießener Mordprozess scheint es derzeit mehr um die Ermittler als um die mutmaßliche Mörderin zu gehen, die dort angeklagt ist. Fakt ist, dass die Mordkommission im Mai 2016 den Tod der beiden Düsseldorfer Frauen falsch eingeschätzt hat. Dass ein Rechtsmediziner andeutet, solche Fehler könnten öfter geschehen sein, wirft ein schlechtes Licht auf die Ermittler. Es ist gut, dass die Staatsanwaltschaft dem nachgeht. Denn die Aussage diskreditiert auch die vielen Erfolge, die die Düsseldorfer Kripo durchaus vorzuweisen hat.

Der Rechtsmediziner hat seinerzeit in seinem Gutachten aber die Theorie der Ermittler keineswegs so entschieden und eindeutig verworfen, wie er es gestern im Gericht darstellte. Dass bei dieser Ermittlung eine ganze Reihe von Fehlern gemacht wurde, ist wohl nicht zu leugnen. Dass die Beteiligten aber offenbar versuchen, sich gegenseitig die Verantwortung zuzuschieben, ist mehr als peinlich.