Düsseldorf Mehr Fahrgäste bei der Rheinbahn durch Schwarzfahrer

Düsseldorf · Der Vorstand der Düsseldorfer Rheinbahn legt blendende Zahlen vor. Ein Hauptgrund ist allerdings, dass das Verkehrsunternehmen von mehr Passagieren ohne Fahrschein ausgeht. Im Aufsichtsrat fragte man sich, ob das nicht Schummelei ist.

 Die Rheinbahn-Haltestelle am Kirchplatz.

Die Rheinbahn-Haltestelle am Kirchplatz.

Foto: Rheinbahn

Rheinbahnchef Michael Clausecker hat Traumzahlen für sein erstes Jahr vorgelegt - allerdings mit einer überraschenden Begründung. Ein Auslöser dafür, dass die Rheinbahn erheblich mehr Fahrten zählt, ist eine Änderung in der Berechnung: Das Unternehmen geht neuerdings davon aus, dass 2,9 Prozent der Fahrgäste kein gültiges Ticket haben - das ist ein Prozentpunkt mehr als bisher. Das beschert dem Unternehmen zumindest auf dem Papier einen erheblichen Zuwachs: Insgesamt gibt man ein Wachstum von 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an, davon entfällt ein Prozentpunkt allein auf die Schwarzfahrer.

In der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch führte das zu einer Debatte. Das Verhältnis zwischen Manager Clausecker und den Mitgliedern aus Politik und Belegschaft gilt ohnehin teils als angespannt, erneut soll die Stimmung zeitweise gereizt gewesen sein. Kritiker des Rheinbahn-Chefs befürchten, er wolle die Zahlen schöner schummeln. Eine Vorgabe des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) zu den Schwarzfahrern gibt es jedenfalls nicht. Clausecker verwies aber darauf, man kenne durch die Kontrollen den Anteil der Schwarzfahrer genau. In der kommenden Sitzung will er die Zahlen genauer erläutern.

Die Rheinbahn verzeichnet für 2016 nach Informationen unserer Redaktion knapp sechs Millionen zusätzliche Fahrgäste und kommt auf rund 221 Millionen Fahrten. Das ist ein ungewöhnlich starkes Wachstum - auch ohne den Effekt durch die Schwarzfahrer-Quote. Ein Grund für deutlich mehr verkaufte Fahrscheine soll der Start der Wehrhahn-Linie sein. Mehr Klarheit wird es bringen, wenn der Jahresabschluss öffentlich vorgestellt wird. Dies geschieht später als üblich, nämlich erst nach der Juni-Sitzung des Aufsichtsrats. Der Grund ist, dass Stadt und Rheinbahn vorher die Weichen für eine Direktvergabe des Nahverkehrs an das Unternehmen stellen. Die Stadt will verhindern, dass sich private Firmen einklagen. Dafür muss die Konstruktion zwischen der AG und ihrem Gesellschafter geändert werden. Der Aufsichtsrat stimmte einem sogenannten Beherrschungsvertrag zu.

(arl)
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