Düsseldorf Mehr Kinder in Not - Jugendamt sucht dringend Pflegefamilien

Düsseldorf · Die Zahl der Kinder, für die Eltern nicht mehr sorgen können oder wollen, steigt. Alleine in der Altersgruppe bis sechs Jahre musste das Jugendamt im vergangenen Jahr 118 Jungen und Mädchen aus ihren Familien nehmen, um sie vor Gewalt, Missbrauch oder Verwahrlosung zu schützen.

 Jugendamtsleiter Johannes Horn (l.) und Jugenddezernent Burkhard Hintzsche bringen an der Ellerstraße ein Werbeplakat an.

Jugendamtsleiter Johannes Horn (l.) und Jugenddezernent Burkhard Hintzsche bringen an der Ellerstraße ein Werbeplakat an.

Foto: Bretz, Andreas

"Inobhutnahme" nennen das die Fachleute. Zum Vergleich: 2012 lag diese Zahl bei 110, 2011 bei 89, 2010 bei 75 Kindern. Mit einer neuen Werbekampagne sucht das Jugendamt nun 20 zusätzliche Bereitschaftspflege-Familien, um Kindern die Möglichkeit zu geben, zur Ruhe zu kommen. 2013 boten 53 Familien Düsseldorfer Kindern für einige Wochen oder Monate ein vorübergehendes Heim.

"Häufig gab es Doppelbelegungen. Bei Geschwistern geht das in Ordnung, in anderen Fällen mindert es die Qualität der Betreuung", sagt Jugendamtsleiter Johannes Horn. Deshalb wendet sich sein Amt nun offensiv an die Öffentlichkeit. "Familien, die sich für eine Bereitschaftspflege melden, müssen wissen, dass der Aufenthalt meist begrenzt ist. Es geht eben nicht um eine Bindung mit Langfrist-Perspektive oder gar einen Kind-Ersatz, sondern um Krisenintervention", meint Jugend-Dezernent Burkhard Hintzsche. Mehr als die Hälfte der so betreuten Kinder kehrten wieder in die Ursprungsfamilie zurück.

Wer sich vorstellen kann, ein Kind aufzunehmen, muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen: Er benötigt ein erweitertes Führungs- sowie ein Gesundheitszeugnis, sollte nicht älter als 65 Jahre sein und über ein separates Kinderzimmer verfügen. Für seine Betreuung erhält er ein Pflegegeld, einen Erziehungsbeitrag sowie einzelne Beihilfen (z. B. für Schulausflüge). Je nach Alter des Kindes oder Jugendlichen liegt der Basis-Betrag zwischen 722 und 914 Euro pro Kind und Monat.

"Das deckt gerade den Aufwand und stellt sicher, dass sich bei uns jene Menschen melden, denen es um soziales Engagement und das Kindeswohl geht", sagt Andreas Sahnen, der den Pflegedienst koordiniert. Mehr Informationen gibt?s unter Telefon 89-96467 oder unter www.duesseldorf.de/jugendamt

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