"Dügida" in Düsseldorf Dittmer: Rosenmontag als Terrorist verkleiden

Düsseldorf · Die Atmosphäre zwischen "Dügida"-Anhängern und Gegendemonstranten hat sich verschärft. Die Organisatorin ruft Sympathisanten auf, sich am Rosenmontag in Düsseldorf zu versammeln - sie sollen sich als Terroristen verkleiden.

 Melanie Dittmer will auch am Rosenmontag mit „Dügida“ am Hauptbahnhof aufmarschieren. Ihre Anhänger sollen sich dann als Terroristen mit Sprengstoffgürteln aus Plastik verkleiden.

Melanie Dittmer will auch am Rosenmontag mit „Dügida“ am Hauptbahnhof aufmarschieren. Ihre Anhänger sollen sich dann als Terroristen mit Sprengstoffgürteln aus Plastik verkleiden.

Foto: Endermann, Andreas

Tausend Polizisten haben am Montagabend nicht verhindern können, dass nach der "Dügida"-Demo die aufgeheizte Stimmung in Gewalt umschlug. Erst flogen Eier aus den Reihen der Gegendemonstranten, dann versuchten einige, die Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Prügelszenen im Bahnhof belegen: Nach dem fünften Aufmarsch der "Dügida", die der Verfassungsschutz dem äußersten rechten Rand zuordnet, verschärft sich die Atmosphäre. Zugleich könnten sich solche Zwischenfälle mehren. Denn "Dügida"-Organisatorin Melanie Dittmer wirbt um die Anhänger anderer, zerfallender Protestgruppen aus dem "Pegida"-Spektrum, hat ihre eigene Kölner Veranstaltung abgesagt, um hier mehr Zulauf zu haben. Düsseldorf wird Treffpunkt der Demo-Chaoten.

Besonders brisant dürfte die "Dügida"-Anmeldung für den Rosenmontag werden. Trotz Karneval will Dittmer ihre Demonstration durchsetzen. Im Internet hat sie ihre Anhänger auch dazu aufgerufen, sich als islamistische Terroristen zu verkleiden. Dabei hatte sie diesmal sogar deutlich weniger Anhänger zusammengebracht als an den vergangenen Montagen. Knapp 90 versammelten sich am Hauptbahnhof, während rund 600 Gegendemonstranten entlang der Marschroute auf sie warteten - mit Schmährufen, aber auch mit Eiern. Vereinzelt sollen Flaschen geflogen sein.

Dennoch hatte die Polizei diesmal darauf verzichtet, die "Dügida"-Anhänger durch einen nicht öffentlich zugänglichen Versorgungstunnel an die Bahnsteige zu bringen. Auch, um die Sperrungen so kurz wie möglich zu halten und Passanten und Fahrgäste nicht mehr als nötig zu blockieren. Das war etwa am 12. Januar der Fall, als Gegendemonstranten die Eingänge zum Hauptbahnhof blockierten, der dadurch auch für Fahrgäste nur noch schwer zugänglich war.

Trotz des großen Aufgebots, mit dem die Polizei die Demonstranten durch den Bahnhof begleitete, war es am späten Montagabend zu gegenseitigen Angriffen gekommen. Dabei soll einer der "Dügida"-Anhänger einen Gegendemonstranten durch einen Kopfstoß gegen die Nase massiv verletzt haben. Bei kommenden Demonstrationen wird die Polizei wohl wieder auf den Tunnel zurückgreifen müssen.

Derzeit werde in elf Strafverfahren ermittelt, sagte Polizeisprecherin Susanna Heusgen. Dabei geht es um verbotene Waffen, die bei "Dügida"-Teilnehmern sichergestellt wurden ebenso wie um drei Fälle von Körperverletzung und mehrere Versuche, die Polizeisperren mit Gewalt zu durchbrechen.

Bei den vergangenen Demonstrationen hatte es zwar auch immer wieder kleinere Auseinandersetzungen gegeben. Doch unter dem Motto "Düsseldorf stellt sich quer" war es dabei vergleichsweise entspannt zugegangen. Selbst eine Blockade des Stresemannplatzes mitten auf dem "Dügida"-Weg war ohne jede Gewalt verlaufen.

Ob sich die neuerliche Eskalation auf künftige Genehmigungsverfahren auswirkt, mochte heute niemand kommentieren. Nach Informationen unserer Zeitung soll die "Dügida"-Organisatorin bereits heute zum sogenannten Kooperationsgespräch für den nächsten Montag im Präsidium erscheinen. Ob es dann erneut Auflagen für "Dügida" gibt, ist nicht bekannt. Zuletzt war die Polizei mit Auflagen für den Demonstrationsweg vor dem Düsseldorfer Verwaltungsgericht gescheitert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort