Werner M. Dornscheidt im Interview Messechef: Denkzettel für die Hotels

Der Düsseldorfer Messechef Werner M. Dornscheidt kritisiert im Gespräch mit unserer Redaktion die Luxus-Hotels in der Landeshauptstadt, die dank sehr hoher Zimmerpreise während der Druckmesse Drupa nicht ausgelastet waren.

 Messechef Werner M. Dornscheidt: „Wer als Hotelier 500 Euro und mehr für eine Nacht in Düsseldorf nimmt, sollte sich am Ende nicht wundern, wenn er nicht ausgebucht ist. Zum Beispiel konnten Besucher im Kölner Hyatt teilweise für ein Drittel dessen, was sie in Düsseldorf in einem vergleichbaren Hotel hätten zahlen müssen, übernachten.“

Messechef Werner M. Dornscheidt: „Wer als Hotelier 500 Euro und mehr für eine Nacht in Düsseldorf nimmt, sollte sich am Ende nicht wundern, wenn er nicht ausgebucht ist. Zum Beispiel konnten Besucher im Kölner Hyatt teilweise für ein Drittel dessen, was sie in Düsseldorf in einem vergleichbaren Hotel hätten zahlen müssen, übernachten.“

Foto: Save Food

Herr Dornscheidt, bei der letzten Drupa 2008 waren 390 000 Gäste gekommen. Für 2012 hatten Sie immerhin auf 350 000 gehofft. Am Ende waren es nur 314 000 Besucher. Sind Sie enttäuscht?

Dornscheidt Enttäuscht? Keineswegs, warum auch? Wir hatten aufgrund des strukturellen Wandels in der Branche mit deutlich weniger Besuchern kalkuliert. Die Drupa 2012 war aus unserer - vor allem aber auch Sicht der Aussteller, die unsere Kunden sind - ein voller Erfolg. Damit sind wir als Veranstalter mehr als zufrieden.

Und die sinkenden Besucherzahlen?

Dornscheidt Bei Investitionsgüterzahlen kommt es auf die Qualität an, heißt: auf die Entscheidungskompetenz der Messegäste - und die ist inzwischen handverlesen. Je höher die Position der Besucher innerhalb ihrer Unternehmen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese hier ein Geschäft abschließen. Und genau das ist ja das Ziel unserer Aussteller. Ein von uns beauftragtes unabhängiges Marktforschungsinstitut erhebt die Besucherstrukturdaten sehr genau. 2008 gehörten rund 45 Prozent der Drupa-Besucher dem Top-Management - Vorstände, Geschäftsführer, leitende Ingenieure - an. In diesem Jahr stieg die Quote der Top-Manager auf beachtliche 51 Prozent. Das kann sich sehen lassen, finde ich.

Bei seinem Fazit hat Jürg Möckli, Chef des Schweizer Versandanlagen-Herstellers Ferag, gefordert, die Drupa von 14 auf zehn Tage zu verkürzen. In dieser Zeit könnte er genauso viel Geschäft generieren und gleichzeitig viel Geld sparen. Was halten Sie von der Idee?

Dornscheidt Die Drupa ist mit 14 Tagen die am längsten laufende Investitionsgütermesse der Welt. Und gleichzeitig steht in Düsseldorf für zwei Wochen die größte Druckerei der Welt. Die Maschinen können hier auf unserem Messegelände bei laufendem Betrieb präsentiert werden. Das ist enorm wichtig. Doch der Aufbau der Maschinen ist aufwendig und teuer. Bei einer Laufzeit von 14 Tagen haben die Aussteller ein viel größeres Zeitfenster, um ihre Maschinen zu vermarkten. Die Kosten für den Aufbau, der ganze Aufbau - lohnt sich das wirklich für zehn Tage? Aber das haben nicht die Messe Düsseldorf oder ich als ihr Chef zu entscheiden. Wir werden die Ergebnisse der Drupa 2012 sehr sorgfältig analysieren und gemeinsam mit dem Ausstellergremium und Besucher-Vertretern die Laufzeitlänge der Drupa auf den Prüfstand stellen.

Viele Hoteliers klagten während der Drupa darüber, dass die Hotels nicht vollständig ausgebucht waren, wie es in anderen Jahren der Fall war. Zu Recht?

Dornscheidt Einige Hotels haben dieses Mal einen Denkzettel für ihre Preispolitik erhalten. Wer 500 Euro und mehr für eine Nacht in Düsseldorf nimmt, sollte sich am Ende nicht wundern, wenn er nicht ausgebucht ist. Die Hotels, die unter der Marke von 300 Euro blieben, hatten weniger Probleme, ihre Hotelbetten zu füllen. Unsere Aussteller haben die Kosten im Blick - das ist kaufmännisch völlig korrekt und entspricht zudem den Regeln der freien Marktwirtschaft.

Hat das Umland diese Messegäste abgezogen?

Dornscheidt Ja sicher. Zum Beispiel konnten Besucher im Kölner Hyatt teilweise für ein Drittel dessen, was sie in Düsseldorf in einem vergleichbaren Hotel hätten zahlen müssen, übernachten. Bis in die Niederlande, ins Ruhrgebiet und ins Bergische Land hat die Drupa ausgestrahlt.

Haben nur die großen Nachbarstädte Drupa-Gäste abgezogen?

Dornscheidt Nein, viele Aussteller-Firmen hatten beispielsweise Busse gechartert und haben ihre Mitarbeiter nach Holland gefahren, weil das unterm Strich günstiger war.

Einige Hoteliers hatten die Hotelschiffe als unerwünschte Konkurrenz kritisiert. . .

Dornscheidt Diese Kritik halte ich für unangebracht. Die Schiffe sind für die Aussteller Gold wert. Firmen können dort in direkter Messenähe ihre Mitarbeiter unterbringen, mittags verpflegen und abends die Kunden einladen.

Wie stark profitieren die Region und die Landeshauptstadt finanziell von der Drupa?

Dornscheidt Je nach Messe arbeiten rund 25 000 zusätzliche Personen in Düsseldorf, hinzu kommen die Drupa-Besucher und -Aussteller mit ihrem Standpersonal. Sie alle geben Geld vor Ort aus - sei es in der Landeshauptstadt oder im Umland. Realistisch können wir schätzen, dass durch die Drupa 2012 mehr als 300 Millionen Euro im Großraum Düsseldorf geblieben sind.

Mit dem Konzept Drupa-City versuchen Einzelhändler und Gastwirte von der Drupa zu profitieren. Hat das diesmal geklappt?

Dornscheidt Das hat sogar hervorragend geklappt. Die Stadt wurde wieder als "Drupa-City" von den Gästen aus aller Welt wahrgenommen. Die Kneipen waren abends voller internationaler Gäste, die die rheinische Gastfreundschaft genossen. Düsseldorf war eine Eventstadt mit Herz - das lieben die Messegäste.

Gab es Probleme während der Fortuna-Spiele in Messenähe?

Dornscheidt Wir hatten gemeinsam mit der Polizei und den Verkehrsspezialisten der Stadt die Lage jederzeit im Griff. Die Aussteller und Besucher wurden vorsorglich über ein verstärktes Verkehrsaufkommen informiert, und es gab keine Störungen. Schon beim Eurovision Song Contest, der parallel zur Interpack lief, haben wir deutlich gezeigt, dass das problemlos machbar ist.

Gab es Ärger wegen der vielen Baustellen in der Innenstadt?

Dornscheidt Nein, unsere Kunden wissen genau, dass es wichtig ist, neue Infrastrukturen zu errichten. Die Folgen nehmen sie in Kauf, denn sie wissen, dass spätestens zur Drupa 2016 alles noch besser läuft.

Thorsten Breitkopf führte das Gespräch

(rl)
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