Hohe Nachfrage macht Münzen zu Mangelware Metro ordert Kleingeld aus Österreich

Düsseldorf (AP). In Deutschland wird das Kleingeld knapp. Deutschlands größter Handelskonzern, die Metro, hat bereits damit begonnen, für die Kassen seiner Real-, Extra- und Praktiker-Märkte Ein-, Zwei- und Fünf-Cent-Münzen lastwagenweise aus Österreich zu importieren. "Die Bundesbank kann unsere Bedürfnisse gegenwärtig nicht decken", begründete Metro-Sprecher Jürgen Homeyer am Montag den ungewöhnlichen Import.

<P>Düsseldorf (AP). In Deutschland wird das Kleingeld knapp. Deutschlands größter Handelskonzern, die Metro, hat bereits damit begonnen, für die Kassen seiner Real-, Extra- und Praktiker-Märkte Ein-, Zwei- und Fünf-Cent-Münzen lastwagenweise aus Österreich zu importieren. "Die Bundesbank kann unsere Bedürfnisse gegenwärtig nicht decken", begründete Metro-Sprecher Jürgen Homeyer am Montag den ungewöhnlichen Import.

Und der Handelsriese steht mit dem Problem nicht allein. Bei der Einzelhandelskette Spar klagen die Händler, dass ihnen von den Hausbanken die Kleingeldbestellungen regelmäßig gekürzt werden. Bei Edeka heißt es angesichts der drohenden Knappheit: "Wir stehen Gewehr bei Fuß". Hubertus Pellengahr, Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE) drängt auf Abhilfe: "Es kann nicht sein, dass wir nicht ausreichend mit Bargeld versorgt werden. Es ist die Aufgabe der Bundesbank, die Wirtschaft mit notwendigen Münzen zu versorgen."

Doch Deutschlands Währungshüter sind hilflos. "Es gibt eine unerwartet hohe Nachfrage nach kleinen Münzen, die über die D-Mark Zeiten hinausgeht", berichtet Bundesbank-Sprecherin Gabriele Reitz-Werner. Und die Prägung neuer Münzen brauche Zeit.

Dabei ist durchaus eine Menge Kleingeld im Umlauf. Insgesamt sind für Deutschland neun Milliarden Ein-, Zwei und Fünf-Cent Münzen geprägt und in Verkehr gebracht worden. "Pro Kopf der Bevölkerung einschließlich Babys und Greise sind das 110 Münzen", rechnet Reitz-Werner vor. "Das ist schon eine ziemliche Menge."

Verzicht auf Schwellenpreise ?

Wo sie geblieben sind, darüber darf gerätselt werden. "Es liegt daran, dass die Münzen nicht gelungen sind. Zwei-Cent und Fünf-Cent sind nicht auf Anhieb zu unterscheiden. Da zücken die Kunden im Laden lieber einen Schein und horten die Münzen zu Hause im Sparschwein oder im Strumpf", vermutet HDE-Sprecher Pellengahr. Die Zahlungsgewohnheiten hätten sich geändert. Angesicht der Hektik an den Kassen würden immer häufiger Scheine zum Bezahlen genutzt, statt mühselig den genauen Betrag aus dem Portemonnaie zu suchen, vermutet man bei der Bundesbank.

Schnelle Hilfe ist nicht in Sicht. Abhilfe sei wohl erst im Herbst oder Winter zu erwarten, heißt es bei der Bundesbank. Bis dahin sollen 1,3 Milliarden weitere Münzen geprägt und in Umlauf gebracht werden.

Doch immerhin: nicht alle Händler fühlen sich betroffen. Deutschlands größter Warenhaus-Konzern Karstadt etwa winkt bei der Frage nach Kleingeldmangel ab. Die Warenhauskette macht das Hauptgeschäft mit Textilien und da wird angesichts höherer Preise oft mit Karte bezahlt.

Aber auch Europas größter Schuhhändler Deichmann betont: "Wir haben das Problem nicht." Warum? Das Schuhimperium lockt nicht mit Schwellenpreise wie 29,99 Euro, sondern verkauft das entsprechende Paar Schuhe für 29,90 Euro und entgeht damit dem ganzen Kleingeldärger.

Ein Modell für den gesamten Handel? HDE-Sprecher Pellengahr winkt ab: "Man kann über das Für und Wider von Schwellenpreisen diskutieren. Aber an die Unternehmen zu appellieren, die Preise aufzurunden, käme einer Aufforderung zu Preiserhöhungen gleich." Und eine Abrundung komme angesichts der geringen Handelsspannen schon gar nicht in Betracht.

So bleibt vorläufig nur das Prinzip Hoffnung. In einem ungewöhnlichen Schritt appellierte die Bundesbank in diesem Monat an die Bürger, nicht länger auf ihren Münzschätzen zu sitzen. "Die Bundesbank bittet die Bevölkerung, ihre Bestände an Kleinmünzen verstärkt für die Einkäufe des täglichen Bedarfs zu nutzen und möglichst betragsgenau zu bezahlen. Der Einzelhandel wird gebeten, Münzen auch in größeren Mengen bereitwillig zu akzeptieren."

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