Die stillen Helfer Mit dem Plattenspieler im Einsatz für Senioren

Düsseldorf · Einmal in der Woche besuchen Ursula und Azim Abu-Omar das DRK-Zentrum in Wersten und legen Musik für die Bewohner des Heims auf.

Die stillen Helfer: Mit dem Plattenspieler im Einsatz für Senioren
Foto: Schaller,Bernd

Gemütlich ist es in dem kleinen Raum im Erdgeschoss des DRK-Zentrums in Wersten. Es duftet nach Keksen und frischgebrühtem Kaffee und an einem Tisch haben ein paar Leute, allesamt Senioren und Bewohner des Altenheims Platz genommen. Dann erklingt die Musik und Schlagersänger Peter Schreier singt von Liebe und Abschied, einzig unterbrochen vom altbekannten Kratzen der Schallplatte.

Die Szenerie wiederholt sich jede Woche. Immer dienstags, seit zweieinhalb Jahren. So lange schon kommen Ursula und Azim Abu-Omar ins Zentrum, um beim "Wunschkonzert" Musik für die Senioren aufzulegen - ehrenamtlich. "Ich habe vorher schon zehn Jahre lang ehrenamtlich beim DRK gearbeitet. Dann brauchte ich etwas Neues und hier im Altenheim suchte man jemanden für dieses Projekt", erzählt Azim Abu-Omar.

Schnell überredete er seine Frau, ebenfalls mitzumachen, und die Konzertreihe begann. "Ein Bewohner hatte eine große Plattensammlung. Die haben wir erst einmal sortiert. Am beliebtesten ist natürlich der Schlager, aber ich versuche, zwischendurch auch mal eine Oper aufzulegen. Ich will ein vielfältiges Programm erstellen", sagt Abu-Omar. Zwischendurch würde auch mal gesungen, alte Volkslieder zum Beispiel. Oder Ursula Abu-Omar liest eine Kurzgeschichte vor.

Es geht den beiden darum, den Senioren ein paar schöne Stunden zu bescheren - und was kann es da Besseres geben als Musik? "Musik verbindet die Menschen, und sie lässt uns unsere Gefühle ausdrücken. Wenn unsere Gäste ein bestimmtes Lied hören, erinnern sie sich oft an Szenen in ihrem Leben - und sprechen darüber", sagt Azim Abu-Omar.

So wie Inge Selk. Heute erzählt sie, wie sie ihren Mann kennengelernt hat, damals im Krieg. "Da mussten wir Pakete vorbereiten, für die Soldaten im Krieg. Ich habe meines an den "unbekannten Soldaten" adressiert. Und plötzlich stand er eines Tages vor meiner Haustür und stellte sich so vor", sagt Selk. Dann sei sie sofort mit ihm nach Hamburg gegangen und sie heirateten. Bis zu seinem Tod seien sie immer zusammengewesen, erzählt sie. "Jetzt bin ich 94 und will noch 100 werden!" Es folgt Applaus von den anderen Konzertbesuchern, und gemeinsam wird ein altes Seemannslied angestimmt.

Immer wieder geht Ursula Abu-Omar dabei an den Plätzen der Gäste vorbei, tätschelt dem einen den Rücken, schüttet dem anderen Kaffee nach, bietet Plätzchen an. "Ich habe schon meine Mutter und meine Schwester gepflegt, ich kann mit alten Menschen umgehen. Und ich habe sie auch sehr gerne", sagt sie.

Dass sie für ihre Arbeit kein Geld bekommt, ist Ursula Abu-Omar deshalb egal. Ebenso wie ihrem Mann: "Ich komme aus Jordanien. In meinem Leben habe ich hier in Deutschland so viel Hilfe bekommen, dass ich etwas zurückgeben wollte", sagt er. Außerdem halte das Ehrenamt jung - schließlich seien er und seine Frau ebenfalls bereits 75 Jahre alt. "Wir werden nie träge, sondern sind gesund und müssen auch nicht zum Arzt gehen. Und das Beste ist: Wenn wir hier keine Lust mehr zum Weitermachen haben, müssen wir nicht kündigen, wir sind ja Ehrenamtler."

Das würden aber vermutlich sowohl Heimleitung als auch die Besucher des "Wunschkonzertes" nicht so schnell zulassen: "Hier ist einfach immer richtig tolle Stimmung, wir sind mit der Zeit eine Gemeinschaft geworden. Ich freue mich jede Woche auf das Konzert", sagt Inge Selk.

(lai)
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