Serie Meine Ausbildung Mit goldenem Rahmen Bilder veredeln

Düsseldorf · Alina Glückler (24) absolviert ihr zweites Ausbildungsjahr zur Vergolderin. Sie verziert Rahmen mit Ornamenten oder Gravuren und trägt hauchdünne Blattgoldfolien auf.

 Die 24 Jahre alte Alina Glückler muss bei der Arbeit handwerkliches Geschick sowie ein Gefühl für Farben und Feinmotorik beweisen.

Die 24 Jahre alte Alina Glückler muss bei der Arbeit handwerkliches Geschick sowie ein Gefühl für Farben und Feinmotorik beweisen.

Foto: Andreas Bretz

Der Betrieb Die Rahmenmanufaktur Schorn & Peeters arbeitet seit 1990 für Galerien, Museen und private Kunden. "Uns geht es um das Bild", sagt Marcus Schorn, Vergoldermeister und Restaurator aus Düsseldorf. Er führt den Betrieb gemeinsam mit Frits Peeters, gelernter Kunstschnitzer und Rahmenmacher aus den Niederlanden. Nach Wunsch werden verschiedene Rahmen angefertigt und bearbeitet. Sie bilden den Abschluss für ganz unterschiedliche Kunstwerke. Das Team besteht aus fünf Fachkräften und einer Auszubildenden zur Vergolderin. Restaurierungen, konservierende Einrahmungen, Verzierungen oder Schnitzereien sind in der großen Werkstatt mit rund 250 verschiedenen Rahmenprofilen tägliches Geschäft.

Die Bewerbung "Gute Leute zu finden, ist schwierig" stellt Marcus Schorn fest. Ein Gefühl für Farben, Feinmotorik und ganzheitliches Denken sind neben handwerklichem Können notwendig. Der Chef achtet auf Kunstnoten und verlangt mindestens einen qualifizierten Hauptschulabschluss.

"Beim Vergolden ist es wichtig, sowohl die verwendeten Materialien als auch die Flächen und Raumproportionen korrekt zu berechnen. Daher müssen die Auszubildenden die Grundrechenarten sowie die Bruch-, Dezimal-, Dreisatz- und Prozentrechnung beherrschen", erklärt Marcus Schorn. Nach der schriftlichen Bewerbung folgt außerdem ein kurzes Praktikum. "Da sehen wir, wer gut in unser kleines Team passt." Für 2015 wird bereits ein neuer Auszubildender gesucht.

Die Ausbildung Für Alina Glückler ist das Vergolderkissen ein wichtiges Utensil: "Ich arbeite damit, wenn ich das Blattgold auf Maß schneide und es später hinterlege", sagt sie. Traditionelle Werkzeuge kommen zum Einsatz: Das Vergoldermesser, ein Pinsel aus Eichhörnchenhaar und ein Achatstein zum Polieren

Mit einer Mischung aus Tonerde und Eiweiß, dem so genannten Poliment, wird der Untergrund des Rahmens bearbeitet, erst dann kommt Stück für Stück die Goldauflage. "Wir sprechen vom Anschießen, wenn wir das Blattgold auflegen", erklärt Marcus Schorn. Aus einem Buch, mit 300 Blättern fein abgeteilt, entnimmt die Auszubildende die hauchdünnen Blattgoldfolien. "Ich lade den Pinsel an der Wange statisch auf, indem ich über mein Gesicht streiche und dann bleibt das Goldblatt daran hängen", sagt sie. Mit einem breiten und feinen Pinsel, dem so genannten Anschießer, trägt sie die kleinen Stücke je nach Kundenwunsch auf. Es können Verzierungen und Ornamente folgen.

Danach wird die Goldschicht mit einem Achatstein poliert. "Ich bin davon sehr begeistert und habe ein Faible fürs Vergolden", sagt die junge Frau, die in ihrer Freizeit auch Möbel baut. "Am Anfang übt man an schmalen Kanten", erklärt ihr Ausbilder. Es dürfen keine Risse entstehen. Schritt für Schritt lernen die Vergolder in ihrer Ausbildung auch den kompletten Rahmenbau.

Sie müssen im Umgang mit den Kunstwerken und Bildern große Sorgfalt walten lassen. Das konservierende Einrahmen mit Museumsgläsern und Passepartouts sind wesentliche Bestandteile der Ausbildung.

Die Berufsschule Zehn Wochen im Jahr besucht die 24-jährige Alina Glückler die Berufsschule in München. "Dort findet der Blockunterricht statt und dazu muss man bereit sein", sagt Marcus Schorn. Neben Stilkunde und Italienisch stehen dann auch Kunstgeschichte und Zeichnen auf dem Stunden- bzw. Lehrplan.

Die Zukunft Für viele Vergolder ist die Selbstständigkeit das angestrebte Berufsziel. "Ich empfehle auch die Meisterprüfung zu machen", sagt Marcus Schorn. Ein Studium in Restauration oder Kunstgeschichte ist ebenfalls möglich. "Man kann auch auf die Walz gehen und Berufserfahrung sammeln", sagt Alina Glückler.

Noch bleibt ihr Zeit, denn sie muss vieles lernen. "In unserem Beruf gibt es kaum Fachbücher", sagt Marcus Schorn. "Wir arbeiten ähnlich wie Köche nach unseren eigenen Rezepten."

(RP)
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