Düsseldorf Mit Legosteinen zum IT-Profi werden

Düsseldorf · Die IT-Beratungsfirma Capgemini versucht, Hochschulabsolventen mit einem ungewöhnlichen Workshop zu begeistern. Der Nachwuchs nutzt die Chance zur Orientierung.

 Die Teilnehmer des Capgemini-Workshops testeten mit Hilfe von Legosteinen, wie sich das Berufsleben in der IT-Branche anfühlt.

Die Teilnehmer des Capgemini-Workshops testeten mit Hilfe von Legosteinen, wie sich das Berufsleben in der IT-Branche anfühlt.

Foto: Andreas Endermann

Nikolai Konikow steht am Ende seines Maschinenbau-Studiums. Für diesen Tag hat er sich extra zurechtgemacht. Er trägt ein stilvolles kariertes Hemd, eine beigefarbene Hose und Lederschuhe. Mit ihm am Tisch sitzen eine Reihe weiterer junger Menschen, die Männer tragen Sakko, die jungen Frauen Hosenanzüge. Alle haben ein Studium beendet, arbeiten an ihren Masterarbeiten, oder stehen kurz davor.

Die Gruppe sitzt um einen einfachen grauen Bürotisch herum und diskutiert angeregt. "Das Fenster sollte aber dort hin", ruft einer aus der Gruppe. "Vielleicht sollten wir aus Zeitgründen lieber ganz darauf verzichten", mahnt ein anderer. Konikow bleibt ruhig und greift nach dem großen Haufen bunter Legosteine, die in der Mitte des Tisches liegen. "Ich glaube, wir sollten uns erst einmal eine Strategie zurechtlegen", sagt er.

Nikolai Konikow ist Teilnehmer eines ungewöhnlichen Workshops, den die IT-Beratungsfirma Capgemini veranstaltet. Bei der sogenannten "expedITion"-Seminarreihe geht es darum, junge Hochschulabsolventen spielerisch an das Thema IT heranzuführen und ihnen zu zeigen, was der Arbeitsalltag in der Branche für sie bereithalten würde. "Wir machen die gleichen Übungen auch mit etablierten Mitarbeitern", erklärt Kursleiterin Heike Walz dem Plenum. "Die Arbeitsweise, die ihr hier gleich im Kleinen ausprobieren werdet, entspricht dem, was in der Softwareentwicklung alltäglich ist." Ziel sei es, die Kommunikationsfähigkeit zu schulen. Außerdem müsse man lernen, aus Fehlern zu lernen.

Zunächst versuchen die Kursleiter, den Teilnehmern eine theoretische Grundlage zu vermitteln. Ein Vortrag macht die Hochschulabsolventen mit den Arbeitsweisen der sogenannten agilen Softwareentwicklung vertraut. Danach soll das Erlernte praktisch umgesetzt werden. Die Aufgabenstellung klingt unkompliziert: Das Seminar soll in Teams aufgeteilt eine möglichst komplexe Stadt aus Legosteinen errichten. Im ersten Schritt muss dabei überlegt werden, was in dem gegebenen Zeitrahmen überhaupt umsetzbar ist. Im zweiten Schritt wird das Geplante dann realisiert. Punkt drei auf der Tagesordnung ist die Bauabnahme durch die Kursleiter.

Nikolai Konikow und seine Gruppe wollen in zehn Minuten zwei Häuserfassaden und eine Bushaltestelle zusammenbauen. Nach Ablauf der Zeit lehnen sich die Teilnehmer in ihren Stühlen zurück, alle atmen erleichtert auf. "Wieso bist du eigentlich hier?, wird Konikow von seiner Sitznachbarin gefragt. "Vor allem, um Erfahrungen mitzunehmen", antwortet er. "Die IT ist ja so ein Berufsfeld, in das viele einfach reinrutschen. Ich will eben schauen, ob ich mir die Arbeit hier vorstellen kann." Außerdem sei es nicht verkehrt, bei möglichen Arbeitgebern schon einmal namentlich bekannt zu sein. Wie ihm geht es vielen seiner Mitstreiter. Das wissen natürlich auch die IT-Experten von Capgemini. "Wir wollen euch junge Leute natürlich auch für unseren Beruf begeistern", erklärt Heike Walz einem interessierten Teilnehmer. "Und wenn sich der eine oder andere von euch beim Schreiben von Bewerbungen an uns erinnert, haben wir alles richtig gemacht."

Nach der Bauabnahme sind alle Beteiligten geknickt. Viele der Legobauwerke genügen den Ansprüchen der Kursleiter nicht. Im zweiten Anlauf soll es besser laufen. "Dieses Mal überlegen wir uns vorher, ob und wo wir die Fenster einbauen", meint Konikow zu seinen Teamkollegen. Heike Walz steht daneben und lächelt. "Da ist er schon, der Lerneffekt", sagt sie. "Das ist wie im echten Leben".

(RP)
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