Serie Der Mai Mit Sekt, Wein und Waldmeister

Düsseldorf · Maibowle wird nur wenige Tage angeboten. Der dafür benötigte Waldmeister, der den typischen Geschmack verleiht, ist nur kurz erhältlich.

 Dirk Steege feilt immer wieder an seinem Maibowlen-Rezept. Den Trank serviert er dann in dem alten Bowlenglas seiner Großmutter.

Dirk Steege feilt immer wieder an seinem Maibowlen-Rezept. Den Trank serviert er dann in dem alten Bowlenglas seiner Großmutter.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Das Mutt's an der Pfalzstraße ist eine Stadtteilkneipe im besten Sinne. Seit 26 Jahren steht dort Dirk Steege hinter der Theke und schenkt vor allen Dingen Bier aus. Im Frühjahr ist dort aber auch ein anderes Getränk der Renner, denn Anfang Mai setzt Steege seine beliebte Maibowle an. "Die Gäste wissen das und freuen sich immer darauf." Während man in Düsseldorfs Gaststätten in den letzten Jahren immer seltener den Maitrank findet, dieser durch die inzwischen obligatorischen Cocktails verdrängt wurde, hat die Bowle im Mutt's nie an Beliebtheit verloren.

Das liegt aber vor allen Dingen daran, dass Steege immer wieder an dem Rezept herumgefeilt, es verfeinert hat und dieses jetzt wenig mit der klassischen Bowle zu tun hat. Die besteht eigentlich nur aus Sekt, Wein, Waldmeister und Zucker. Der noch vor zwanzig Jahren übliche halbtrockene Wein und Sekt wurden von Steege durch trockene Arten ersetzt. Statt Zucker fügt Steege lieber Zitronenlimonade hinzu und schmeckt das Getränk mit Wodka und Orangenlikör ab.

Hinzu kommt ein Schuss Waldmeistersirup, welcher der Bowle eine hübsche grüne Farbe verleiht, frische Zitronen und Erdbeeren sowie natürlich Waldmeister. Der sollte ruhig schon etwas welk sein, denn der für den Waldmeister typische leichte Vanillegeschmack stammt von dem Inhaltsstoff Cumarin, welches sich besonders gut bei welken oder getrockneten Blättern entwickelt. Das Gemisch, das es dank des Schnapses ordentlich in sich hat, wird dann in dem alten Bowlenglas von Steeges Großmutter auf der Kneipentheke präsentiert und in Weingläsern für 3,80 Euro ausgeschenkt.

"An manchen Tagen reicht eine Bowle aber nicht aus, muss ich neu anmischen", sagt der Wirt. Denn die Gäste wissen, dass das Vergnügen nur auf wenige Tage begrenzt ist. "Wenn der Waldmeister blüht, sollte man ihn lieber nicht mehr verwenden. Denn danach sind die Blätter nicht mehr besonders aromatisch." Doch Waldmeister ist nicht nur in der Bowle lecker. In geringen Mengen wird Waldmeister auch als Heilpflanze eingesetzt. Er wirkt entzündungshemmend, krampflösend und gefäßerweiternd, darüber hinaus beruhigend.

Die erste Erwähnung des "Maiweins" als medizinisches Getränk ist bereits 854 durch Mönche aus dem Kloster Prüm belegt. In höheren Dosen verursacht Waldmeister allerdings Kopfschmerzen. Es ist also nicht unbedingt der Alkohol in der Bowle, der nach ausgiebigen Genuss für böse Nachwirkungen sorgt. Den Waldmeister, der auch wohlriechendes Labkraut genannt wird, bekommt Steege im Großhandel oder auf dem Markt und in gut sortierten Supermärkten. Er ist aber auch in unserer Natur heimisch, allerdings nicht sehr häufig. Dort wächst er vor allen Dingen in großen Gruppen in alten Buchenwäldern.

"Die Pflanze ist eigentlich gut zu erkennen, und es gibt nur wenige andere Pflanzen, mit der der Waldmeister verwechselt werden könnte, giftig ist er auch nicht", sagt Stefanie Degeling von der Biologischen Station Haus Bürgel. Da der Waldmeister frisch kaum duftet, muss das gepflückte Kraut welk werden, bevor es zusätzlich an seinem typischen Duft identifiziert werden kann.

(brab)
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