Serie Wohnen in Düsseldorf Mit Wärmedämmung Geld sparen

Düsseldorf · Das Haus von Wynie Esser wurde in den 1920er Jahren gebaut. Nun wurden Fassade und Fenster aufwendig auf den neuesten Stand gebracht.

 Wynie Esser vor der frisch renovierten und wärme-gedämmten Fassade ihres Hauses in Düsseltal, das sie und ihr Mann 1975 erworben haben.

Wynie Esser vor der frisch renovierten und wärme-gedämmten Fassade ihres Hauses in Düsseltal, das sie und ihr Mann 1975 erworben haben.

Foto: Andreas Bretz

Ihr Haus ist Wynie Esser lieb - und teuer. An dem fast 90 Jahre alten Schmuckstück im Zooviertel gab es immer etwas zu reparieren, modernisieren, sanieren. Ihr Haus war mal "eine alte Möhre", wie die Besitzerin lachend sagt, erbaut vermutlich in den 1920er Jahren, zerbombt im Krieg, danach mit einfachsten Mitteln wiederaufgebaut - und schließlich von ihr und ihrem Mann 1975 erworben. Nun hat die Besitzerin gerade wieder ein Abenteuer am Bau überstanden: Sie hat der vorderen Fassade eine Wärmedämmung nach neuestem technischen Stand spendiert. Und sitzt nun über der ersten Heizkostenabrechnung: Hat sich der ganze Aufwand gelohnt?

 Das Wohnzimmer von Wynie Esser war einst der Sitzungssaal von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer.

Das Wohnzimmer von Wynie Esser war einst der Sitzungssaal von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Wynie Esser steht in ihrem voluminösen Wohnzimmer - Marmorboden, offener Kamin, helle Sitzgarnitur - ein Raum, der eine wechselvolle Geschichte erlebte. Früher gehörte das Haus auf der Schumannstraße der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, und exakt dort, wo heute ihr Wohnzimmer seine üppige Eleganz entfaltet, war früher der Sitzungssaal von Hanns Martin Schleyer, Verbandspräsident, der 1977 von der RAF entführt und ermordet wurde. So viel zur Historie. Zu diesem Zeitpunkt war das Haus bereits an die Essers verkauft worden. Sie hatten fünf Jahre nach einem Stadthaus gesucht - zum Wohnen und für ihren Kunsthandel. "Die Lage war für uns einfach ideal, absolut ruhig und gleichzeitig stadtnah."

Bald ließen die neuen Besitzer das Dachgeschoss ausbauen, das Haus bot nun fünf großzügigen Wohnungen und einem Büro Platz, auf fast 1000 Quadratmetern Wohnfläche. "Und immer, wenn mal ein Mieter auszog, wurde die Wohnung gleich modernisiert." Doch die ständig steigenden Heizkosten bereiteten der Besitzerin gerade in den letzten Jahren Kopfzerbrechen. So betrat sie 2008 zum ersten Mal das Büro von Beate Uhr. Zu den Aufgaben der Energieberaterin der Verbraucherzentrale zählt auch, Schwachstellen eines Hauses mit einer Wärmebildkamera aufzuspüren. Die Bilder vom Objekt im Zooviertel waren eindeutig: Überall entlang der Fensterrahmen und Heizungsrohre verpuffte Energie. Beate Uhr: "Durch ein altes Fenster verliert ein Haus bis zu viermal so viel Wärme wie durch eine Wandfläche."

 Die Wärmekamera zeigte die Schwachstellen des Hauses - überall, wo es gelb und rot markiert ist, verpuffte Energie.

Die Wärmekamera zeigte die Schwachstellen des Hauses - überall, wo es gelb und rot markiert ist, verpuffte Energie.

Foto: ""

2009 ließ die Hausbesitzerin als erstes die Keller- und Garagendecken dämmen. "Das bringt Fußwärme ins Erdgeschoss und spart schon mal rund vier Prozent Energie", so Uhr. 2010 wurde Dämmmaterial in die oberste Geschossdecke gepackt. Als 2014 dann die Hausfassade renoviert werden sollte, entschied sich die Besitzerin zur "großen Lösung" und ließ schalldichte Fenster einbauen, Jalousien anbringen, zudem eine 16 Zentimeter dicke Wärmedämmung an der Außenwand. Diesmal sollten alle Schwachstellen, die die Wärmebildkamera entlarvt hatte, beseitigt werden.

Die Bauarbeiten zogen sich über Monate, wurden durch einen regenreichen Sommer immer wieder verzögert. Die Kosten für die Gesamtsanierung kletterten auf fast 43.000 Euro und überstiegen die erste Kalkulation bei weitem - "auch weil ich mich für Mineralwolle als Dämmmaterial entschieden hatte, das ist nun mal teuer", so Wynie Esser. Knapp 3000 Euro bekam sie als Zuschuss vom Umweltamt der Stadt. Düsseldorf gehört zu den ersten Metropolen, deren "Serviceagentur für Altbausanierung" Hausbesitzern eine intensive Beratung bietet und Zuschüsse gewährt.

Bereut hat Wynie Esser den Aufwand nicht. Bereits für die letzten drei Monate des vergangenen Jahres betrug ihre Heizkostenabrechnung 1000 Euro weniger als vorher, das sind rund 13 Prozent. "Für eine komplette Heizperiode von sechs Monaten schätze ich eine Ersparnis von etwa 25 Prozent", meint Beate Uhr. Gleichzeitig sei das Raumklima nun deutlich angenehmer.

Außerdem kann die Besitzerin nun das Gefühl genießen, endlich fertig zu sein. Oder? "Na ja, das Dachgeschoss könnte man vielleicht noch besser dämmen." Da müsste Beate Uhr noch mal mit ihrer Wärmebildkamera anrücken. Irgendwann im nächsten Winter.

(RP)
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