Düsseldorf Mobbing-Vorwürfe: Eltern verklagen Schule und Lehrer

Düsseldorf · Mitschüler sollen eine heute 17-Jährige jahrelang ungehindert gemobbt haben. Ihre Eltern fordern dafür in einer Klage vor dem Landgericht jetzt 8000 Euro Schmerzensgeld.

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Foto: Archiv/dpa-tmn

Ab ihrem 13. Lebensjahr soll eine Schülerin von Klassenkameraden verhöhnt, beleidigt und angegriffen worden sein - ohne, dass die Schulleitung oder der Klassenlehrer eingegriffen hätten. So steht es in einer Schadenersatzklage, die jetzt dem Landgericht vorliegt. Darin fordern die Eltern des Mädchens unter Berufung auf Schilderungen ihrer Tochter 8000 Euro Schmerzensgeld. In der Zivilklage gehen sie von massiven Verletzungen der Fürsorge- und Obhutspflichten aus. Ihr Kind habe nach zwei Jahren die Schule gewechselt, müsse wegen des Mitschüler-Mobbings nun psychologisch betreut werden. Die Schule bestreitet alle Vorwürfe. In vier Wochen, knapp nach Ende der Sommerferien, verhandelt das Landgericht über die Eltern-Klage.

Ab 2010 sei die Stimmung in der Klasse jäh gegen die 13-Jährige gekippt. Das Mädchen besuchte jene Schule schon seit 2008. Unklar ist, warum dann plötzlich die behaupteten Schikanen der Mitschüler eingesetzt haben sollen. Aktenkundig wurden Übergriffe erst im März 2011, so die Eltern. Auch damals sei die Schülerin von drei Mitschülern belästigt und körperlich bedrängt worden. Kurz danach habe sich die 13-Jährige selbst verletzt, indem sie in ihren Unterarm ritzte: "Ich bin Scheiße". Von Mitschülern sei sie dauernd als "Mongo", "Affe", "Emo", "Opfer", "Tussi" oder "blöde Schlampe" beschimpft worden. Belästigungen und Schubsereien hätten zum Schulalltag gehört. Einmal habe eine andere Schülerin das Mädchen mit einer Säge vor sich her durchs Klassenzimmer getrieben.

Getadelt wurde aber nicht die Schülerin mit der Säge, so tragen die Eltern vor, sondern ihr Kind, das doch das Opfer gewesen sei. Als Folge solcher Übergriffe habe die Schülerin mehrfach hyperventiliert, also Atemnot entwickelt, sei tageweise krank geschrieben gewesen. Schulleitung und ihr Klassenlehrer, so die Eltern weiter, hätten die Probleme aber nicht gelöst, sondern der damals 13-Jährigen "einen zunehmend labilen, psychischen und physischen Zustand angedichtet". Gespräche der Eltern mit der Direktorin seien stets gescheitert. Und als das Mädchen von einem Mitschüler erneut vor eine Glastür geschubst worden sei, danach über Unwohlsein klagte, habe der Klassenlehrer abgewinkt mit den Worten: "Wir sind hier kein Krankenhaus." Von Mitschülern sei über das Mädchen erzählt worden, sie nehme "Drogen und Tabletten".

Anfang 2012, als das Kind 15 Jahre alt war, schickten die Eltern das Mädchen dann auf eine andere Schule. Seitdem müsse das Mädchen, das nun 17 ist, psychologisch betreut werden. Das Verhalten von alter Schulleitung und Klassenlehrer kritisieren die Eltern als "kontrovers zum Auftrag der Schule und zur Schulsatzung". Wegen der Dauer der Übergriffe und der Intensität des Mobbings halten die Eltern 8000 Euro Schmerzensgeld für berechtigt. Die Schule widerspricht alldem, sieht "keine Verletzung" ihrer Pflichten. Die Schülerin habe ja Auffälligkeiten im Sozialverhalten gezeigt, sei oft bei der Entstehung von Streit beteiligt gewesen. Auch hätten die Eltern alle Erzählungen ihrer Tochter einfach aufgelistet, ohne eine Behauptung konkret zu belegen. Das Gericht will die schweren Vorwürfe der Eltern und die Entgegnung der Schule Ende August prüfen.

(RP)
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