Düsseldorf Modernste Schule der Stadt beliebt

Düsseldorf · Viel Zuspruch für das Einstein-Gymnasium der jüdischen Gemeinde in Rath

Ein bisschen bizarr ist das natürlich schon: Da lädt eine Schule zum "Tag der Offenen Tür" ein, aber bevor die Besucher sich Klassenräume und Mensa ansehen können, müssen sie erst ihren Ausweis vorzeigen und die Frage beantworten, ob sie denn Waffen mitführen. Und die Tür, die sie dann durchschreiten, besteht eigentlich aus zwei Stahl- und Panzerglastüren, außerdem gibt es eine Sicherheitsschleuse.

Das ist leider eine Notwendigkeit, die niemand mehr bedauert, als der Direktor des Gymnasiums, Michael Bock, tatsächlich schränken die Sicherheitsmaßnahmen auch den Schulalltag ein. Und dennoch war das Gymnasium, das mit 40 Schülern in diesem Jahr als erstes jüdisches Gymnasium in NRW gestartet ist, an diesem Tag gut besucht. Nicht nur aus Düsseldorf, aus der gesamten Umgebung kamen viele Menschen nach Rath, um sich gemeinsam mit ihren Kindern über die Schule und das Angebot zu informieren. Klaus Wittstock etwa war mit seiner Tochter aus Neuss gekommen. "Einen neues Gymnasium wird sehr gut ausgestattet sein, dachten wir und wollten uns das einmal ansehen." Sehr schön sei alles und tatsächlich käme die Schule in Düsseldorf in die engere Auswahl für seine Tochter.

Es gab ja auch Einiges vorzuzeigen. So etwa der neu ausgestattete Bereich der Naturwissenschaften, wo die Kinder sich an fabrikneuen Mikroskopen Wassertropfen ansahen. Stolz ist Direktor Bock auch auf die beschreibbaren Wände und die iPads, die hier für jeden Schüler obligatorisch sind, die Bestuhlung, die sich immer wieder den Bedürfnissen neu anpassen und umstellen lässt, den Aufenthaltsraum und die Toiletten. Und doch: Letztlich sind das ja nur Dinge, die in einer neuen Schule eben neu sind. Wichtiger hingegen ist wohl das, was Bock eher beiläufig von dem Schulalltag erzählt. Dass es noch keine Stunde Unterrichtsausfall gegeben habe, dass er letztlich Teile seines Kollegiums nach Hause schicken musste, weil die Lehrer ganz die Zeit vergessen hätten. Zwar fehlt in einigen Räumen noch ein Papierkorb, und die Bibliothek muss noch ohne Bücher auskommen, doch es wird über die Gänge gerannt, Türen werden aufgerissen; die ehemaligen Büros im Rather Gewerbegebiet riechen schon nach Schule - nach Pausenbrot, altem Obst und Reinigungsmitteln.

Viele Nicht-Juden waren unter den Gästen und die jüdische Gemeinde möchte ausdrücklich auch sie mit dem Angebot ansprechen. Und hier kann die Sicherheit auch ein Argument sein. Tatsächlich fühlten sich viele Menschen beruhigt angesichts der geschlossenen Türen und Kameras, hieß es gestern auf dem Schulgelände. Weitere Argumente, mit denen die Schule gestern beeindruckte. Ganztägige Betreuung der Schüler und ein Bringdienst.

(RP)
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