Düsseldorf Monster gegen Magier auf Riesen-Bildschirmen

Düsseldorf · Im Castello in Reisholz wurden die Deutschen Meister in drei verschiedenen Computerspielen ermittelt.

 Volle Zuschauerränge im Castello: Rund 1600 Menschen wollten sehen, wer die besten Computerspieler Deutschlands sind.

Volle Zuschauerränge im Castello: Rund 1600 Menschen wollten sehen, wer die besten Computerspieler Deutschlands sind.

Foto: ESL/Stephanie Lieske

Auf zwei riesigen LED-Bildschirmen geht es wild und knallbunt zu: Monster, Magier, Schützen und noch mehr virtuelle Helden wie auch Soldaten und normales Fußvolk kämpfen in einer aus schrillen Farben und Kostümen sowie aus leisen Klingengeräuschen und Knalleffekten bestehenden Kakophonie gegeneinander. Jeder Schwerthieb, jeder Einsatz einer Kanone wird mit nahezu ohrenbetäubender Akustik untermalt. Und doch ist der Applaus manchmal lauter als die Action auf den Bildschirmen.

Außenstehenden erschließt sich das Bildschirmspektakel nicht sofort. Eingeweihte aber können das farben- und soundgewaltige Erlebnis entspannt einordnen. Und bei der Deutschen Meisterschaft im Computerspiel "League of Legends", die im Castello in Reisholz stattfindet, sind viele Eingeweihte vor Ort.

Das zweitägige Spektakel, das auch noch die Deutsche Meisterschaft (DM) im virtuellen Fußballspiel Fifa 18 und im Counter Strike umfasst, ist gut besucht. "Am Samstag waren wir mit 1600 Zuschauern ausverkauft. Am Sonntag gab es nur noch ein paar Eintrittskarten an der Tageskasse", sagt Christopher Flato. Er ist PR-Manager bei ESL, dem Organisator der DM.

Das in Köln sitzende Unternehmen hat ihre Frühlingsmeisterschaft erstmals in der NRW-Landeshauptstadt ausgetragen und es nicht bereut. "Das ist der beste Veranstaltungsort der vergangenen Jahre. Durch die Tribünen hat man echte Stadionatmosphäre. Und man hat auch noch alle Möglichkeiten, zu wachsen. Bis zu 2500 Zuschauer dürften hier reingehen", meint Kevin Westphal. Er ist Chef des Euronics Gaming-Teams.

Nicht nur Ausrichter und Teams fühlten sich in der virtuellen Castello-Welt pudelwohl, auch die analogen Zuschauer hatten ihren Spaß, wie Christian Weber. Der 15-Jährige hatte sich mit einem Freund aus Mülheim an der Ruhr mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis nach Reisholz aufgemacht. "Ich spiele selber zu Hause League of Legends. Aber nur so zum Spaß und nicht so gut wie die Gamer, die hier sind", sagt Weber: "Es ist schon beeindruckend zu sehen, wie gut die sind." Kein Wunder, dass die insgesamt 44 Gamer in den drei DM-Disziplinen gut sind, sind sie doch fast alle Profis.

Die Jungs von ESG beispielsweise leben zusammen in einem so genannten "Gaming House", trainieren täglich und bestreiten ihren kompletten Lebensunterhalt mit den Einnahmen aus ihrer Spielleidenschaft. "95 Prozent des Profilebens ist mit dem im analogen Sport identisch. Wir machen Fitnesstraining, haben Trainer und Physiotherapeuten. Einige Teams haben sogar Mentaltrainer und Ernährungsberater", berichtete Westphal. Manchmal versuchen die Teams, sich mit Ablösesummen gegenseitig Spieler abzujagen. Innerhalb der Teams gibt es für jede Aufgabe Spezialisten. Und vor den einzelnen Partien wird eine Taktik ausgetüftelt, die speziell auf den Gegner zugeschnitten ist.

In Düsseldorf ging es um insgesamt 70.000 Euro Preisgeld. Im Vergleich zu internationalen Turnieren ist das nahezu nichts. Bei der Europameisterschaft werden Preisgelder in Höhe von zwei Millionen Euro ausgeschüttet. "Dennoch ist die Deutsche Meisterschaft wichtig. Für uns ist sie die Basis für internationale Einsätze", sagte Westphal. Und da lockt dann das große Geld.

(RP)
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