Polizei tappt im Dunkeln Mord an Altstadt-Original

Düsseldorf (dto). In der Altstadt war er bekannt, wie kaum ein anderer. Hermann Drillings wohnte auf der Kurze Straße, in einer beschaulichen zweieinhalb Zimmerwohnung, war Stammkunde in zahlreichen Altstadtkneipen, ließ sich das meiste anschreiben und tauchte dann und wann mit einem Bündel Euroscheinen auf und bezahlte. Der gelernte Diamantenhändler war beliebt und vermögend, hatte einen Drang zu jüngeren Frauen und verkaufte Kunst. Obwohl er nach Polizeiangaben keine Feinde hatte, wurde er am vergangenen Wochenende Opfer einer Gewalttat. Was ihm zum Verhängnis wurde - die Polizei tappt noch im Dunkeln.

 Herman Drillings aus Düsseldorf wurde getötet.

Herman Drillings aus Düsseldorf wurde getötet.

Foto: Polizei Düsseldorf

Weil ein guter Freund sich Sorgen um Hermann Drillings machte, war er am Sonntag um 10.15 Uhr auf der Polizeiwache erschienen. Seit Samstag hatte er seinen Bekannten nicht erreicht, "was untypisch für ihn war", sagt Rudolf Niederschelp, Leiter der Mordkommission. Polizei und Feuerwehr verschafften sich über die Feuerwehrleiter durch ein offenes Fenster Zutritt in die Wohnung im dritten Obergeschoss.

Dort fanden sie den 82-Jährigen, der seit vielen Jahren geschieden und Vater von drei Kinder ist, tot im Schlafzimmer liegend. Zahlreiche Kopfverletzungen hatte Hermann Drillings, "Verletzungen, die nicht von einem Sturz stammen", so Niederschelp. Nach gründlicher Untersuchung und einer Obduktion war klar: Der Mann war durch stumpfe und scharfe Gewalt getötet worden. Das Tatwaffe fanden die Ermittler vor Ort, ob es sich um ein Messer oder eine andere Waffe handelt, wollen die Ermittler aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.

Der Getötete wohnte offenbar allein in seiner Wohnung. Spartanisch war diese eingerichtet, obwohl er viel Geld hatte. Seit vielen Jahren verkaufte der gelernte Diamantenhändler, der früher einmal ein Geschäft auf der Bismarckstraße hatte, Kunst. In der Wohnung fanden die Ermittler zahlreiche Werke an Wänden gelehnt, darunter auch Werke von Düsseldorfer Künstlern wie zum Beispiel von Jörg Immendorff. Am Freitag, der Tag, an dem er zum letzten Mal lebend gesehen wurde, hatte er noch ein Bild verkauft. Danach soll er noch durch einige Kneipen gezogen sein. Nach Auskunft seines Bekannten, soll er abends Besuch erwartet haben. Wer dieser Besuch war und ob dieser etwas mit dem Tod des 82-Jährigen zu tun hat, die Polizei weiß es noch nicht.

"Hermann Drillings war eine schillernde Altstadtpersönlichkeit", so der Leiter der Mordkommission. Die Polizei schließt nicht aus, dass es sich bei dem Täter auch um eine Frau handeln könnte. "Das Opfer hat sich immer wieder mit deutlichen jüngeren Begleiterinnen umgeben und diese auch reichlich beschenkt", so Niederschelp. Dass diese auch aus Osteuropa kamen, lässt laut Polizei Raum für Spekulationen, ob Drilling Kontakte zum Rotlichtmilieu hatte. Freunde glauben das nicht. In den vergangenen vier Monaten brachte er aber immer dieselbe junge Frau mit in seinen großen Freundeskreris. Dunkelhaarig, schlank, hübsch, etwa 20 Jahre alt soll sie gewesen sein. "Er hat ihr die Schule bezahlt, genoss dafür ihre Aufmerksamkeit", sagten Freunde der Rheinischen Post. "Er machte großzügige Geschenke, aber keine seiner jungen Frauen war Prostituierte."

Fest steht, dass Drillings seinen Mörder gekannt haben muss. Denn die Wohnung war nicht aufgebrochen. Die Staatsanwaltschaft hat einen Betrag von 1.500 Euro für Hinweise, die zur Klärung der Tat oder Ergreifung des Täters führen, ausgelobt.

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