Düsseldorf Mordfall Lucan: Freispruch für den Ex-Freund

Düsseldorf · Neun Jahre nach dem Mord an Susanne Lucan hat das Landgericht am Mittwoch den früheren Freund des Opfers freigesprochen. "Wir müssen ernsthaft in Erwägung ziehen, dass Susanne Lucan von einer uns unbekannten Person getötet wurde", sagte der Vorsitzende Richter Rainer Drees.

Ermittlungen im Mordfall Lucan - Eine Chronik
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Foto: RP, Thomas Busskamp

Dass ein Unbekannter in der Tatnacht in die Wohnung an der Benzenbergstraße eingedrungen sei, um die damals 27-Jährige in ihrem Bett zu erschlagen, sei "so unwahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto", hatte zuvor Anklagevertreter Christoph Kumpa festgestellt. Aber: "Jede Woche wird im Lotto gewonnen - ich kann es nicht ausschließen." Der Staatsanwalt hatte deshalb selbst Freispruch für den 39-Jährigen beantragt.

"Folgenschwere Panne"

Die wichtigsten Indizien, auf die sich seine Anklage stützte, sind im Hauptverfahren entkräftet worden. So ließ sich etwa die Todeszeit nicht auf eine Zeit eingrenzen, in der der Angeklagte nachweislich am Tatort war. Nicht nur zweifelt das Gericht an der Methodik des vorgelegten Gutachtens; auch die zugrundeliegenden Fakten sind nicht eindeutig zu ermitteln, weil der Tatort verändert worden war.

"Wenig spurenschonend", so der Richter, sei dort von der Polizei nach einer Schusswaffe gesucht worden, weil durch die Fehleinschätzung eines Streifenbeamten die Ermittler zunächst von einem Suizid durch Erschießen ausgegangen waren. Der Staatsanwalt sprach in diesem Zusammenhang von einer "folgenschweren Panne".

"Wenn du es warst, wirst du damit leben müssen"

Die Mutter des Opfers, der Richter und Staatsanwalt in ihren Erklärungen großen Respekt für ihre "beeindruckende Sachlichkeit" zollten, wandte sich direkt an den Angeklagten. "Wenn du es warst, wirst du damit leben müssen", sagte Inge Meuter. Ihr Anwalt Jochen Strauß hatte zuvor deutlich gemacht, dass die Nebenklage zwar die Unschuld des Angeklagten bezweifelt, aber akzeptiere, dass dies für eine Verurteilung nicht ausreiche.

Verteidiger Rüdiger Deckers war mit dem Ausgang zufrieden. Für Thomas S., "über dem neun Jahre dieses Damoklesschwert schwebte", sei das Urteil "eine große Befreiung".
Inge Meuter verließ das Gericht ratlos. Seit neun Jahren fragt sie sich, was in der Nacht zum 20. November 2004 zum brutalen Tod ihres einzigen Kindes geführt hat. Eine Antwort hat sie nicht bekommen.

(anch)
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